Vizeadmiral Rainer Brinkmann. Foto: Jenny Bay-Barg

Vizeadmiral Rainer Brinkmann. Foto: Jenny Bay-Barg

Abschied eines Ausnahmeoffiziers

Am 23. September 2021 übergab Vizeadmiral Rainer Maria Brinkmann an der Marineschule Mürwik das Kommando über die Flotte und Unterstützungskräfte an Konteradmiral Jan Christian Kaack.

Wenn sich jemand verabschiedet, hat er meist viel zu erzählen, oder er ist, im Moment des Scheidens, in sich gekehrt. Die „Goldene Seefahrt“ von Vizeadmiral Brinkmann, zu der er am 7. September ausgewählte Reservisten auf die in Kiel liegende FULDA eingeladen hatte, beinhaltete beides. Seine letzte offizielle Rede als Stellvertreter des Inspekteurs und Befehlshaber der Flotte und Unterstützungskräfte am 23. September auf der Admiralswiese der Marineschule Mürwik, war, wie zu erwarten, unvergesslich. Denn Brinkmann habe, so der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach, mit seinem rhetorischen Talent Maßstäbe gesetzt.
Bei der Amtsübergabe an Konteradmiral Jan Christian Kaack hob Brinkmann die Bedeutung und Notwendigkeit einer schlagkräftigen, modernisierten Marine hervor und erzählte, dass für ihn als Ostwestfale die Marine Terra incognita gewesen sei. Doch sie habe ihn die Bedeutung von Familie und Freundschaft als tragenden Ankerpunkt entdecken lassen. In der Marine sei man ein Wanderer zwischen den Welten, hin- und hergerissen zwischen Verzweiflung und Verzückung, zwischen Frustration und Faszination, zwischen Enttäuschung und Enthusiasmus. Brinkmann apostrophierte Episoden aus seinem Marineleben, um zu verdeutlichen, welch Vielfalt und Faszination Marine für ihn bedeute.
Nach 45 Jahren in der Marine wurde Brinkmann mit einem Großen Zapfenstreich an der MSM verabschiedet. Vielleicht wird es eines Tages im marineforum die Besprechung eines Buches geben, in dem die herausragenden Reden von ihm zusammengefasst sind. Dann werden sich all jene an die bühnenreife Intonation erinnern, die einer guten Rede das Sahnehäubchen aufsetzt. Eines hat die heute vielerorts durchgegenderte Art des Redens zu Tage gebracht: Ohne die Klangwirkung von Männerstimmen ginge die Welt wohl baden. Vielleicht wird es in Zukunft eine Historisch-Taktische Tagung geben, die den leider zunehmend fossilen, füsilierten Marinehumor refokussierend und revitalisierend unter die Lupe nimmt. Go, olé, avanti, allez!

Autor: Korvettenkapitän d.R. Jenny May-Barg M.A. ist Journalistin und Film- und Fernsehwissenschaftlerin.

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