Die Fernsteuerungs-Zentrale des « Wavelab ». Quelle: Anschütz

Anschütz treibt autonome Navigation voran

18. Juli 2025 | Headlines, News, Schifffahrt | 0 Kommentare

Bei einer gemeinsamen Vorführung von German Naval Yards mit CMN Naval (Constructions Mécaniques de Normandie) in Cherbourg hat Anschütz die Leistungsfähigkeit seines autonomen Navigations- und Einsatzsystems unter Beweis stellen können. Während einer Hochgeschwindigkeitsfahrt manövrierte das unbemannte Testschiff selbstständig, hielt den vorgegebenen Kurs und wich erkannten Gefahren regelkonform aus.

Hochgeschwindigkeitsversuch mit einer Plattform, die von CMN und German Naval Yards Kiel zur Verfügung gestellt wurde. Quelle: PG/CMN Naval

Hochgeschwindigkeitsversuch mit einer Plattform, die von CMN und German Naval Yards Kiel zur Verfügung gestellt wurde. Quelle: PG/CMN Naval

Der Test im Ärmelkanal unterstützt und ergänzt die Anstrengungen des Unternehmens im Rahmen der CAPTN-Initiative (Clean Autonomous Public Transport Network) auf der Kieler Förde. Der Forschungskatamaran „Wavelab“ absolviert dort regelmäßig autonome Fahrten, die aus einem Remote Operations Center in Kiel überwacht werden. Der dort installierte digitale Zwilling ermöglicht mit 360-Grad-Videosicht, Radar- und ECDIS-Displays die vollständige Kontrolle des unbemannten Fahrzeugs. Nach Werksangaben absolvierte das autonome Navigations- und Einsatzsystem zwei Jahre lang Tests mit über 200 Kollisionsvermeidungsereignissen unter realen Bedingungen in der Kieler Förde.

Wissenschaft, Industrie und öffentliche Hand haben in einem Verbund (CAPTN) ein einzigartiges Reallabor für emissionsfreie, vernetzte und autonome Schifffahrt aufgebaut – inklusive 5-G-Infrastruktur, digitaler Landzentrale und echten Versuchsträgern.

Das autonome System setzt auf dem integrierten Navigationssystem SYNAPSIS NAVAL auf, das sich bereits vielfach bewährt hat: Es wurde zuerst auf der deutschen Korvette „Braunschweig“ eingeführt und später auf den britischen Zerstörern der Diamond-Klasse (Type 45) sowie auf zahlreichen weiteren Marineeinheiten installiert. Nach eigenen Angaben vertrauen heute mehr als 50 Marinen weltweit auf Anschütz-Brücken- und Navigationslösungen.

Die SYNAPSIS-Technologien wurden für die autonome Navigation, für taktische Missionsfunktionen und für das Automationsmanagement weiterentwickelt (wir berichteten). Alle wichtigen Navigationssensoren – vom Radar und AIS bis zu optischen Kameras – sind eingebunden und lassen an Bord ein umfassendes, kontinuierlich aktualisiertes und präzises maritimes Lagebild entstehen. Dieses integrierte Lagebild bildet die Grundlage für sicheres Navigieren und dynamisches Manövrieren von unbemannten Schiffe. Das System hält das Fahrzeug automatisch auf Kurs und Geschwindigkeit und kann dank seines Kollisionsvermeidungsmoduls drohende Gefahren frühzeitig erkennen und selbstständig sichere Ausweichrouten berechnen.

Ein zentrales Sicherheitsmerkmal ist der neu entwickelte, COLREG-konforme Kollisionsvermeidungs-Algorithmus. COLREG steht für „International Regulations for Preventing Collisions at Sea“ – das weltweit verbindliche Regelwerk für das Verhalten von Schiffen in Begegnungs- und Überholsituationen. Der Algorithmus bewertet laufend die Verkehrslage und übersetzt bei Gefahr diese Regeln in navigatorische und maschinelle Entscheidungslogik, um automatisch regelkonforme Ausweichmanöver auszuführen.

Erkenntnisse aus beiden Testreihen – Hochgeschwindigkeit mit CMN Naval und Reallabor CAPTN mit der „Wavelab“ – fließen direkt in künftige Marine-Szenarien wie ISR-Missionen (intelligence, surveillance, reconnaissance), Minenabwehr- oder Begleitschutzoperationen ein. Mit der Kombination aus einsatzbewährter, traditioneller Navigationshardware, KI-gestützten Navigationsfunktionen und erprobten Fernsteuerungskonzepten positioniert sich Anschütz als deutscher Technologieführer für autonome und unbemannte Schiffssysteme – sowohl für zivile als auch militärische Anwendungen.

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