Am 7. Mai, dem Tag des Antritts seiner fünften Amtsperiode im Kreml, überreichte der russische Staatspräsident Vladimir Putin die "Indienststellungsurkunde" für die neue strategische Atomwaffe RSM-56 Bulawa – die "Streitkeule" – an die Marine. Eine noch aus den Anfängen der 80er Jahre stammende Generation strategischer Waffen an Bord verschiedener U-Boote mit logistisch recht aufwändigen, unterschiedlichen Antrieben in zunächst flüssiger, dann fester Form (SS-N-18, SS-N-23) hatte eigentlich eine Neuentwicklung zur Jahrtausendwende erforderlich gemacht. Auf anfängliche Konstruktionserfolge auch in ukrainischen Waffenschmieden folgten jedoch Fehlschüsse, die zu einer Neuentwicklung auf der Basis der fahrzeuggebundenen Atomwaffen der Topol-Serie führten. Auch dieser Ansatz scheiterte recht schnell – zu groß der Unterschied zwischen land- und seegestütztem Start der Waffe.
1998 ging der Flugkörper zurück zu Zeichentisch und Werkbank des Moskauer Instituts für Wärmetechnik. Auch die völlige Neukonstruktion der zweistufigen Feststoffrakete mit dritter Flüssigtreibstoff-Stufe als strategischem Unterwasser-Waffensystem Bulawa wies erhebliche Rückschläge und zahlreiche Fehlschüsse auf, die selbst dieses Projekt um fast 15 Jahre verzögert und verteuert haben. SS-N-32 ist die nach 30 Jahren Entwicklung, Fertigung und Erprobung im Rahmen von 40 Testschüssen nun einsatzreife, ballistische Interkontinentalrakete für die Atom-U-Boote der Borey-Klasse (Projekt 955). In den jeweils 16 Silos dieser Boote werden ballistische Raketen mitgeführt, von denen jede sechs (möglich bis zu 10) voneinander unabhängig steuerbare nukleare 100/150-kt-Gefechtsköpfe mit einer Reichweite von 9.000 Kilometern trägt. Man darf davon ausgehen, dass Russland mit insgesamt zehn Trägerbooten eine Parität mit dem strategischen Unterwasser-Potenzial der USA zu halten versucht. Die formelle Indienststellung markiert jedenfalls die nahezu vollständige Erneuerung der strategischen Triade Russlands aus see-, land- und luftgestützten Systemen.
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