Maritimes Cluster Norddeutschland auf „Afsteken“-Tour durch Bremerhaven
Neben Europas längster Stromkaje trägt Bremerhaven mit einer Reihe innovativer Unternehmen zur Zukunft des maritimen Standorts Deutschland bei. Zu dieser Überzeugung kamen die Teilnehmer:innen der zweiten diesjährigen „Afsteken“-Tour der Bremer Geschäftsstelle des Maritimen Clusters Norddeutschland (MCN). Etwa zwei Dutzend Mitglieder des Netzwerkes nahmen an dieser außergewöhnlichen Rundfahrt zu außergewöhnlichen Firmen teil. „Unser Ziel, maritime Unternehmen und Unternehmer:innen zu innovativen Produkten und Services ins Gespräch miteinander zu bringen, haben wir auch dieses Mal wieder erreicht“, freute sich Andreas Born, Leiter der MCN-Geschäftsstelle Bremen.
Wer die Hafen-, Schiffbau- und Schifffahrtsstadt Bremerhaven besucht, kommt an einer Runde über den Containerterminal nicht vorbei. Das gilt auch für die Vertreter:innen von Unternehmen, die selbst in der maritimen Branche aktiv sind. Mit Christian Lankenau, Arbeitsdirektor des Umschlagsunternehmens Eurogate, hatten die Gäste aus dem MCN einen besonders sachkundigen „Guide“. Vor seinem Wechsel in den Eurogate-Vorstand war der 46-Jährige unter anderem Geschäftsführer des North Sea Terminal Bremerhaven (NTB). Lankenau erläuterte den Gästen die vielfältigen Dekarbonisierungsanstrengungen von Eurogate auf dem Terminal und nahm auch zu den aktuellen Mengenverschiebungen zwischen den deutschen Häfen und den Wettbewerbern Rotterdam und Antwerpen Stellung: „Wir müssen alles tun, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Der wichtigste Faktor ist dabei die Vertiefung der Außenweser um einen Meter.“
Neben dem Thema Digitalisierung – beispielsweise von Abläufen im Containerumschlag – zog sich das Thema Dekarbonisierung weiter als roter Faden durch das Besuchsprogramm. Wasserstoff als Basis für klimaneutrale Kraftstoffe ist ein wichtiges Thema in Bremerhaven. In der Stadt gibt es eine ganze Reihe von Wasserstoff-Forschungsprojekten. Bremerhaven werde schon bald „grünen“ – also mit Hilfe erneuerbarer Energien hergestellten – Wasserstoff produzieren, kündigte Dr. Saskia Greiner, Innovationsmanagerin bei der städtischen Wirtschaftsförderung BIS-Bremerhaven, an. Einen Anwendungsfall für grünen Wasserstoff konnten die Teilnehmer:innen vor Ort am Liegeplatz der neuen Uthörn besichtigen. Im aktuellen Forschungsprojekt MariSynFuel wird zukünftig grünes Methanol vor Ort in Bremerhaven hergestellt, damit die Uthörn als erstes Forschungsschiff klimaneutral betrieben werden kann.
Die gesamte Afsteken-Tour fand im ersten Wasserstoff-Bus Bremerhavens statt. Die klimaneutrale Bustour führte vom Containerterminal in den Fischereihafen. Im größten Gewerbegebiet Bremerhavens haben – anders als der Name vermuten lässt – etliche Unternehmen des modernen Maschinen- und Anlagenbaus ihren Sitz. Unter anderem gehört ein Produktionsbetrieb des saarländischen Hydraulik-Spezialisten Hydac zu diesen Betrieben. Dort werden wesentliche Bauteile, unter anderem für Wasserstoff-Tankanlagen und Methanol-betriebene Schiffsmotoren, hergestellt und vertrieben.
Nicht alle besuchten Unternehmen befassen sich direkt mit aktuellen Themen wie Dekarbonisierung, leisten aber dennoch indirekt einen Beitrag dazu. So spielen Schulungen, Fortbildungen und die Qualifizierung des Personals eine wichtige Rolle, um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen und die Herausforderungen der Dekarbonisierung zu meistern. Ein Anbieter ist IQ – Intelligente Qualifizierung aus Bremen. Unabhängig vom Bildungs- und Qualifizierungsstand werden hier passende Qualifizierungsangebote für die weitere berufliche Entwicklung bereitgestellt. Ein weiteres Firmenbeispiel ist das Sicherheitstrainingszentrum RelyOn Nutec – dort werden unter anderem Beschäftigte von Offshore-Windparks in den notwendigen Sicherheitstechniken auch in der Praxis geschult. Die Teilnehmer:innen der Afsteken-Tour konnten ihre eigene Erfahrung sammeln: Sie absolvierten im Freifall-Rettungsboot den Start zum nächsten Ausflugsziel – die Firma Ankron Water Services, die unter anderem Wasseranalysen anbietet, zum Beispiel im Ballastwasser-Management auf Frachtschiffen.
Der Name der MCN-Tour ist dem plattdeutschen Wort Afsteken entlehnt, das sowohl mit „Abstecher“ als auch mit „aufspießen“ ins Hochdeutsche übersetzt werden kann. Mit den Abstechern zu maritimen (aber auch anderen) Unternehmen will das MCN dazu beitragen, dass die Mitglieder des Netzwerks interessante Geschäftsideen, Produkte und Dienstleistungen „aufspießen“ können. Dass die Teilnehmer:innen dabei Kontakt zu potenziellen neuen Geschäftspartnern bekommen, wurde auch dieses Mal offenkundig erreicht.
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