Die norddeutschen Häfen sollen auf lange Sicht klimaneutral werden. Für die Modernisierung von Schifffahrt und Infrastruktur stellt der Bund in den kommenden vier Jahren zusätzlich 400 Millionen Euro bereit.
Die Investitionen, die aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) kommen sollen, sind für den Aufbau von grünen Landstromanlagen und Energiebunkern sowie für klimaneutrale Schifffahrtsrouten vorgesehen, erläuterte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) Anfang Juli bei einem Besuch des Duisburger Hafens in Nordrhein-Westfalen. Auch die Verlagerung von städtischem Wirtschaftsverkehr auf die Wasserstraßen solle gefördert werden, denn eine moderne Schifffahrt mit entsprechender Infrastruktur sei das Rückgrat des Wirtschaftsstandorts Deutschland, so Schnieder. Bund, Länder und Wirtschaft müssten jetzt ihre Kräfte bündeln, die Modernisierungsmillionen seien dafür ein wichtiger Schritt.
Allerdings nur ein erster, meint der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS). Der Verband beziffert den Finanzierungsbedarf in öffentliche Hafenanlagen und Wasserstraßen als Teil der kritischen Infrastruktur (KRITIS) bundesweit auf rund 15 Milliarden Euro. Die erforderliche Modernisierung lasse sich nur durch eine langfristig tragfähige Finanzierungsstrategie bewältigen, sagte der seit 01.05.2025 neue ZDS-Hauptgeschäftsführer Florian Keisinger. Deutsche Seehäfen seien essenziell für wirtschaftliche Stabilität und Resilienz. Themen wie Energiewende, Sicherheit und technologische Innovationen sind entscheidend für ihre Zukunft, so Keisinger. Er erwarte, dass die zugesagten Mittel jetzt rasch konkreten Projekten zugewiesen werden - sei es im Bereich Windenergie oder beim emissionsarmen Hafenbetrieb.
Die norddeutschen Küstenländer fordern bereits seit längerem, dass sich der Bund finanziell stärker am Ausbau der Seehäfen in Richtung Klimaneutralität beteiligen solle. Nach Angaben des Verbands der Seehafenbetriebe erhielten die Länder für alle Häfen bisher nur etwa 38 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr.
Die CDU-Fraktionen der fünf Küstenländer Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein werden konkreter und fordern das Mitfinanzieren der Seehäfen aus dem Bundesanteil des Sondervermögens „Infrastruktur und Klimaneutralität“. Nur wenn der Investitionsstau aufgelöst und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Seehäfen dauerhaft erhalten bleibt, wird auch der Wohlstand unseres Landes gesichert, so der niedersächsische CDU-Fraktionsvorsitzende Sebastian Lechner, denn die „Häfen sind systemrelevant“. Dazu sei eine verlässliche Grundfinanzierung des Bundes in Höhe von mindestens 500 Millionen Euro jährlich erforderlich sowie eine nationale Hafenstrategie, die diesen Namen auch verdiene, wie es weiter hieß.
Der neu berufene Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft und Tourismus, Christoph Ploß (CDU), erklärte, durch die nun zur Verfügung gestellten zusätzlichen Bundesmittel würden die Küstenländer deutlich stärker unterstützt als bisher. So flößen Mehreinnahmen des Klima- und Transformationsfonds durch die Einbindung des Seeverkehrs in den EU-Emissionshandel zurück in die Modernisierung der maritimen Wirtschaft, so Ploß. Davon profitierten auch Schifffahrtsprojekte und Binnenhäfen.
Auch der Verband Deutscher Reeder (VDR) begrüßte die Ankündigung der Bundesregierung. Es gehe nicht nur um neue Schiffe, sondern auch um die nötige Hafeninfrastruktur und die breite Verfügbarkeit bezahlbarer, grüner Kraftstoffe, sagte VDR-Präsidentin Gaby Bornheim. Deshalb sei entscheidend, dass die über den Emissionshandel eingenommenen Mittel in die maritime Wirtschaft zurückflössen.
Einzelheiten zu den Fördermöglichkeiten befinden sich nach Angaben des Ministeriums derzeit in der Erarbeitung und sollen im Laufe des Jahres vorgestellt werden.
Damit bleibt es spannend, wie die Bundesregierung auf die Länder und die maritimen Partner eingeht. Themen und Projekte gibt es wahrlich mehr als genug. Neben Versorgung mit grünen Kraftstoffen und Landstrom, Energiespeichern und moderner -nicht chinesischer- Kraninfrastruktur bleibt der Ausbau von Schwerlastkaianlagen, die Hinterlandanbindung an die Schiene oder auch das autonome Fahren von Schiffen stete Herausforderung, um nur einige zu nennen.
kdk, NDR