Lürssen stellt sich neu auf: Abtrennung der Sparte Marineschiffbau - Stellenabbau in Hamburg

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Deutsche Extrawürstchen kosten Zeit

Mit deutlichen Worten mahnt der VSM (Verband für Schiffbau und Meerestechnik) Entscheidungen und entschlossenes Handeln an

Hauptgeschäftsführer Reinhard Lüken kommentiert die Lage in den Verbandsnachrichten Oktober 2025. Die deutsche Marineschiffbauindustrie sei leistungsfähig, jedoch müssen Verwaltung und Politik ihre Zusammenarbeit verbessern, um die Chancen der Zeitenwende in der Marinebeschaffung tatsächlich zu nutzen.

Lesen Sie den Kommentar im Wortlaut:

„Russland rüstet seine Marine massiv auf – und unsere Antwort ist eine Task Force.“ Mit diesen Worten wurde Bastian Ernst, MdB und Berichterstatter für die Marine im Verteidigungsausschuss, im Juli in einer großen Tageszeitung zitiert. Sofern die aktuelle Nachrichtenlage zutrifft, wird der Druck aus dem Parlament auch bei den Entscheidern im BMVg, in der Deutschen Marine und im Beschaffungsamt geteilt. Die Task Force zur Prüfung der Handlungsoptionen bei der andauernden Misere um die F126, dem mit knapp 10 Mrd.€ bisher größten Beschaffungsprojekt der Deutschen Marine, hat offensichtlich zügig geliefert.

Dr. Reinhard Lüken

Fest steht: Die Marine braucht Schiffe, um ihren Auftrag erfüllen zu können. Und zwar so schnell wie möglich. Die immer häufigeren hybriden Angriffe lassen über den Zeitdruck keinen Zweifel. Es ist nicht die Zeit für zögerliches Handeln.

Der nun in den Medien berichtete Weg, einerseits an der F126 unter anderer industrieller Führung festzuhalten und zusätzlich die Beschaffung eines fertigen, bewährten Designs zu veranlassen, entspräche dem Vorschlag des VSM. Die Verzögerungen im Produktionsprozess der F126 sind leider weiterhin nicht verlässlich abzusehen. Dennoch wäre es unklug, den bereits geleisteten Aufwand vollständig in den Wind zu schreiben. Zu viele industrielle Akteure sind unverschuldet involviert und könnten existentielle Schäden erleiden. Gleichzeitig ist der Vertrauensverlust gegenüber dem Generalunternehmer irreparabel. Mit einem Wechsel in der Rolle des Generalunternehmers würden die Herausforderungen zunächst nicht geringer. Aber eine vertrauensvolle Zusammenarbeit würde wieder möglich und das ist für pragmatische Problemlösungen von zentraler Bedeutun g.

Durch die zusätzlich auszulösende Beschaffung eines bestehenden Designs könnten Schiffe deutlich schneller zulaufen. Die deutsche Schiffbauindustrie verfügt über Kapazitäten, die eine zügige Umsetzung ermöglichen würden. Doch die Rechnung geht nur auf, wenn sich auch die Amtsseite massiv bewegt, denn wollte man all die üblichen deutschen Extrawürstchen (sog. Goldrandlösungen) wieder berücksichtigen, wäre der Zeitgewinn schnell wieder aufgezehrt. Viele Experten hegen nachvollziehbare Zweifel, ob dies trotz notwendiger Eile gelingen kann.

Würden die Entscheidungen in diese Richtung bestätigt, läge darin jedenfalls eine große Chance, in der Beschaffung für unsere Marine tatsächlich der Zeitenwende gerecht zu werden.

Deutschland verfügt über eine hochgradig leistungsfähige Marineschiffbauindustrie. Diese Erkenntnis muss endlich auch bei der Marine, dem BAAINBw und dem BMVg verinnerlicht werden. Doch statt stolz auf den Umstand zu sein, dass hierzulande die besten Marineschiffe und -boote entstehen, werden stets nur die Defizite in den Fokus gerückt. Zugegeben, es läuft auch auf der Industrieseite nicht alles rund. Aber wo ist das schon der Fall. Wer Stärke will, muss sich unterhaken. Das weiß die Marine eigentlich besser als jeder andere.

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