Die Marine und das böse Imperium

Musik an Bord eines Marineschiffes!

Nicht doch, es war nicht Helene Fischer, die atemlos in den Rahen der „Gorch Fock“ turnte, das wäre ja mal eine richtige Meldung mit skandalöser Attitüde gewesen. Die Information, dass die Korvette „Braunschweig“ einen Besuch in London abstattete, war eigentlich auch nicht interessant genug. Schließlich ist das Routine unter NATO-Partnern. Ein- und Auslaufmusik bei Marineeinheiten ist auch völlig normal, also ebenfalls kein Kracher.

Hätte man verlauten lassen, dass man zu Ehren Londons und des British Empire den Imperial March, genannt Darth Vaders Theme ertönen ließ, schon eher. Schließlich war das London Symphony Orchestra unter Leitung des ehrenwerten 92-jährigen John Williams zu hören. Das kam einer Hommage mit einer Prise Humor gleich. Der Engländer unterstellt dem Deutschen zwar per se Humorlosigkeit, die BBC jedoch reagierte amüsiert positiv. Auch andere britische Medien befanden das als gelungenen Versuch. Einer sagte nachdenklich: „Ich fürchte, die Deutschen haben doch Humor. Dazu brauchten sie allerdings 80 Jahre“.

Und was machen die Medien daheim? Wie oftmals humorlos, inklusive Unterton. „Deutsche Marine macht sich lächerlich“ las man auf mehreren Nachrichten-Kanälen. Klar doch, Leute. Rumhacken geht immer. Natürlich findet man bei Lesern und Zuschauern irgendwo immer und für fast alles eine ablehnende Haltung, aber das muss man aushalten, wenn man den Dingen etwas Positives abgewinnen will. Oder fürchten wir uns schon vorauseilend mehr vor der lautstarken Empörung Weniger, als vor dem anerkennenden, aber schweigsamen Schmunzeln Vieler.

Zu Zeiten des Kalten Krieges liefen zum herbstlichen Bold Game Manöver zwanzig oder gar dreissig Schnellboote westlicher NATO-Nationen gleichzeitig aus dem Stützpunkt aus – jedes mit eigener Auslaufmelodie. Da war noch Musik im Hafen – aber keine einzige Zeile in den Medien!

Als vor Jahren eine britische Fregatte auslaufend Kiel den Badenweiler Marsch über Oberdeck abspielte, regte sich die halbe Küste auf. Man unterstellte den Briten, mit dem Lieblingsmarsch des Führers provozieren zu wollen. Wahrscheinlich war es genau wie auf der „Braunschweig“ auch: gute Laune verbreiten, eben nicht stocksteif daherkommen, ohne böse Hintergedanken.

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Kommentar von: hsc/ajs