Die Schlacht um die Häfen

Wer den Zugang zu den Meeren zerstört, stranguliert die Ukraine.

Seit Beginn des Krieges sind die ukrainischen Häfen geschlossen, und nun wurden auch einige wichtige Getreideexportanlagen und Stahlwerke durch Granatenbeschuss schwer getroffen. Dazu gehören eine Anlage des Agrargiganten Bunge in Mykolajiw am Schwarzen Meer sowie das große Stahlwerk Azovstal in Mariupol. Russische Angriffe auf einige der wichtigsten Exportzentren der Ukraine zerstören die Infrastruktur. Es wird lange dauern, bis sich Lieferketten wieder aufbauen lassen.

Die Ukraine erwirtschaftet etwa 40 % seines Bruttoinlandsprodukts durch Exporte. Davon entfallen etwa 8 Mrd. USD auf Weizen und Mais und 3,4 Mrd. USD auf Eisenerz. Die Ukraine bemüht sich zwar um die Eröffnung neuer Eisenbahnrouten für den Verkauf von Waren wie Getreide, aber das Volumen wird nicht ausreichen. Die ukrainischen Lebensmittelunternehmen konzentrieren sich auf die Sicherung der lokalen Versorgung, da Hunderttausende von Hunger bedroht und ohne Wasser und Strom sind. Die Daten der wichtigsten Hafenstädte finden Sie im Bericht unten.

Das ist auch ein Wirtschaftskrieg, denn die ukrainischen Exporte bestehen aus Metallen, Chemikalien und Maschinenbau. Für Getreide ist der ukrainische Export sogar relevant für die Ernährung der Weltbevölkerung.

Chefredakteur Marineforum im Interview mit WELT TV

Chefredakteur marineforum Holger Schlüter bei WELT im Interview zur strategischen Bedeutung der Schwarzmeerflotte

Chefredakteur marineforum Holger Schlüter bei WELT im Interview zur strategischen Bedeutung der Schwarzmeerflotte

 

Daten und Fakten zu den ukrainischen Häfen

Welthandel über Schwarzes Meer gesamt

Weizen: 28% über SchwMeer: 9% Ukr, 20% Rus

Sonneblumenkerne: 51% aus Ukr.

Sonnenblumenöl: 44% aus Ukr.

Gerste: 13/13 (Ukr/Rus)

Mais: 14/1

Raps 9/3

Odessa - über 1 Mio. Einwohner

Umschlagsvolumen 2020:

40 Mio. Tonnen Schüttgut (Bulk)

25 Mio. Tonnen Flüssigstoffe (liquid bulk)

Getreide, Gas/Öl, Kohle,

Schiffbau

Passagiere (5 Schiffsanleger)

Containerterminal (Tochter der HHLA Hamburg)

Mylolajiw – 480.000 Einwohner

War bedeutendster Schiffbaustandort der Sowjetunion – 3 Großwerften

Maschinenbau und Landwirtschaft

Leicht- und Nahrungsmittelindustrie

Ursprungshafen der Schwarzmeer-Flotte

Mariupol  - 440.000 Einwohner

Stahlhafen Asowstal, Asowmasch

aber auch Export Maschinenbau, Weizen, Baumaterial

seit 2014 Handel um 2/3 eingebrochen

Kertsch-Brücke 33 m hoch – Frachter meist 40 m hoch,

lähmende Beschränkungen durch Russland (Blockade, Sperre, langwierige Kontrollen)

Handelspartner Süd-/Nordamerika verloren

Stahlexport läuft über die Schiene nach Odessa

1/5 der Stadt-Bevölkerung (100.000) sind Binnenflüchtlinge aus der Donezk-Region

Berdjansk – 115.000 Einwohner

Industriezentrum Asowkabel

Quelle: WELT, Bloomberg, Wikipedia, Schlüter

2 Kommentare

  1. Moin,

    auch anhand dieser Angaben (Mikolajiw, …war bedeutendster Schiffbaustandort der Sowjetunion) kann man sehen, wie die schleichende Deindustrialisierung unter der ukrainischen Staatsführung mit den entsprechenden verantwortlichen Oligarchen (einer davon ist der Amtsvorgänger vom gegenwärtigen ukrainischen Präsidenten Poroschenko) fortgeschritten war.

    Oligarchen hatten sich alle großen Schiffbauwerften gesichert; da aber Werften keine kurzfristigen Profite bieten, sondern erst langfristig (teilweise mehrjährige Bauzeiten von Schiffen) Erträge bieten, wurden alle Schiffbauwerften niedergewirtschaftet.

    Es gibt fast keine schiffbaulichen Aktivitäten auf den ehemaligen Großwerften, wenn diese denn überhaupt noch existent sind…

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  2. Klasse!

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