So wollte es die Marine: Schnelle und pragmatische Zusammenarbeit von Arsenalbetrieb und Flotte!
Am 15. Januar 2024 lief der Einsatzgruppenversorger "Bonn" aus Wilhelmshaven aus. Das Schiff sollte zu Beginn des Jahres Teil der NATO Very High Readiness Joint Task Force Maritime (VJTF M), also an der Nordflanke im Einsatz sein. Nun, daraus wurde zwischenzeitlich eine unplanmäßige Instandsetzungsphase.
Ein Schaden an der Vortriebsanlage des Schiffes zwang die Schiffsführung um Kommandant Fregattenkapitän Deußen zur Umplanung dieser Seefahrt. Der Schaden sollte noch während des Einsatzes repariert werden – und das möglichst schnell in einem Trockendock, um dem Verband wieder verfügbar zu sein. Und nun schlug die Stunde der Bewährung für die 2022 vom Bund erworbene Warnowwerft in Rostock, denn für solche Fälle wurde das Marinearsenal in Rostock schließlich aufgestellt. Mit dem weithin sichtbaren Portalkran als Wahrzeichen hat sich das Knowhow der Werftbelegschaft bereits bewiesen und die Instandsetzungskapazitäten der Deutschen Marine für die NATO-Partner in der Ostsee bereit gestellt, unter anderem wurden bereits italienische und deutsche Kriegsschiffe unter Flagge der NATO ad hoc instandgesetzt. Mit der "Bonn" ist es jedoch anders: das ist ein großes Schiff, buchstäblich die Königsklasse – und das bedeutete einiges an Vorbereitung. Das Eindocken eines Einsatzgruppenversorgers war bisher nicht vorgesehen - das Handling eines Schiffes dieser Größe eine echte Herausforderung.
Zum Eindocken musste zunächst der Kraftstoff abgegeben werden, aber wohin mit 5 Millionen Litern Dieselkraftstoff? Der Betriebsstofftanker „Spessart“ im Kieler Marinestützpunkt wurde kurzerhand zum Kraftstoffspeicher ausgewählt. Das Schiff liegt seit Beginn des Jahres 2024 in Vorbereitung der Außerdienststellung in Kiel, alle notwendigen Anlagen sind trotzdem betriebsbereit. Bevor der Dieselkraftstoff und der Flugkraftstoff von Bord gepumpt werden konnte, half das THW Schleswig-Holstein mit der Gestellung von Ölsperren, die an der „Bonn" und der „Spessart“ angebracht wurden, um dem Umwelt- und Gewässerschutz Rechnung zu tragen. Im Anschluss pumpte der EGV über eine 180 Meter lange Schlauchverbindung den Dieselkraftstoff in die „Spessart“. Das Fassungsvermögen des Betriebsstofftankers war somit ein pragmatisch und sicher gewählter Lagerort für die immense Kraftstoffmenge. Die zivile Besatzung der „Spessart“, vor wenigen Wochen selbst noch für die Bundeswehr im Einsatz, scheute den zusätzlichen Zeitaufwand nicht und unterstützte das Vorhaben. Mit norddeutscher Gelassenheit, den Auftrag des EGV´s innerhalb des NATO- Verbandes im Auge, verlief die Zusammenarbeit problemlos.
Auch wenn Dockvorgänge vermeintlich nichts Ungewöhnliches sind, was die „Bonn“ dann jedoch unterhalb der Wasserlinie als noch zum Schiff gehörend offenbarte, das ließ auch erfahre Besatzungsmitglieder staunen. Im Verhältnis zur Größe des Docks im Marinearsenal wirkt der EGV trotz seiner imposanten Größe dann aber doch etwas verloren, schließlich wurden vor dem Kauf des Bundes auf dem Gelände der ehemaligen MV-Werft Segmente für Kreuzfahrtschiffe und ganze Bohrinseln gebaut. Der eigentliche Grund für die Sofortinstandsetzung war eine Dichtung, die Seewasser vom Öl trennt, in dem die Welle dreht. Wird diese Dichtung durch Verschleiß durchlässig, dann vermischen sich Öl und Wasser und treten anschließend ins Meerwasser aus. Das wäre ein Schaden für die Umwelt und für die Wellenanlage gewesen, damit kann man zwar fahren, aber nicht schnell - und schon gar nicht dauerhaft. Der Wechsel der Dichtungen wurde erfolgreich durchgeführt. Für alle Beteiligten aufregend und lehrreich.
Und was sagen die Marinekreise? Wie man hört, ist man stolz auf diese neue Einrichtung, man spricht und schreibt von bestandener Feuertaufe. Zunächst hieß es, es sei ein Leck gewesen, das war es aber nicht. Dennoch keine Kleinigkeit, einen Einsatzgruppenversorger ein- und auszudocken. Am Wochenende wurde dann in Kiel wieder „zurückbetankt“. Das Schiff ist klar, zum Verband zurückzukehren. Dort wird die „Bonn“ sehnsüchtig erwartet.
Und noch etwas: Das Marinearsenal Arsenalbetrieb Rostock heißt Warnowwerft. Aus Tradition ohne Bindestrich.
Die Dienststelle heißt Marinearsenal Arsenalbetrieb Rostock, auch wenn aus Traditionsgründen Warnowwerft am Kran steht.