Type 31 Neubau, Foto: Royal Navy /Crown Copyright

Type 31 Neubau, Foto: Royal Navy /Crown Copyright

England: Große Pläne für die Royal Navy

Seit 2017 gilt für das Königreich eine National Shipbuilding Strategy, die Boris Johnson in 2022 aufgefrischt hatte, und die passend zum Wahlkampf vor den Parlamentswahlen in Großbritannien durch den als Premierminister ausgeschiedenen Rishi Sunak noch einmal richtig angeheizt wurde. Diesem Papier nach – und dass es mehr als das ist, muss es erst einmal beweisen – soll das United Kingdom bis 2050 zur "wettbewerbsfähigsten maritimen Nation" aufsteigen. Bis zu 28 neue Schiffe sollen für die Royal Navy gebaut werden, um den aktuell gravierenden Schrumpfungstrend schwungvoll aufzuhalten und umzukehren.

Type 26 Neubau "Glasgow", Foto: BAE

Type 26 Neubau "Glasgow", Foto: BAE

Dazu wurden gerade 75 Milliarden Pfund (85 Mrd. Euro) ausgerufen, die in den nächsten sechs Jahren den Anteil der Verteidigungsausgaben auf 2,5% des Brutto-Inlandsproduktes schrauben sollen. Ein "golden age" für den britischen Schiffbau soll nun anbrechen – mit national entwickelten und auf eigenen Werften gebauten Schiffen – vom Flugzeugträger (abgehakt) bis zum strategischen Atom-Unterseeboot und allem, was dazwischen schwimmt. Fregatten der Typen 26 und 31 (mit Landzielfähigkeit) werden gerade in Schottland gebaut, U-Boote der Astute- und Dreadnaught-Klassen in Barrow-in-Furness sowie Flottenversorger in Belfast und Devon. Dazu sechs Multi-Role Support Ships, wie an anderer Stelle beschrieben. Letzter Schrei: die Royal Navy könnte "Argyll" verkaufen, ihre älteste Type 23 Fregatte der Duke-Klasse, die bereits doppelt so lange ihren Dienst versieht, wie einstmals geplant.

Type 23 "Argyll", Foto: US-Navy

Type 23 "Argyll", Foto: US-Navy

Erhoffter Käufer wäre das Rüstungshaus BAE-Systems: Das Unternehmen hätte dann die Gelegenheit, an Bord sehr handlungsnah eine "shipbuilding academy" einzurichten für die Ausbildung der Nachwuchs-Arbeitskräfte, die für ein solch massives Schiffbauprogramm zwingend erforderlich wären – aber noch nicht da sind! Der russische Angriffskrieg habe gezeigt, was notwendig sei, und was man könne, schließlich habe britische Waffentechnik auch dazu beigetragen, russische Kampfschiffe im Schwarzen Meer zu versenken. Das alles macht der Royal Navy Mut, die Zeit einsatzunklarer Type 45 Zerstörer und alternder Type 23 Fregatten zu überbrücken, bis neue Schiffe zulaufen. Alles gut und schön – wäre da nicht ein Regierungswechsel mit Ansage. Dieser Wechsel wird mit einem Kassensturz beginnen und mit heftiger Ernüchterung enden, weil die Wirtschaftsdaten des Brexit-geschüttelten Inselreiches nur wenig Raum für derart euphorische Schiffbauprogramme lassen.

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