Am 20. Juli kündigte die Europäische Kommission an, EU-Fördermittel in Höhe von insgesamt fast 1,2 Milliarden € zur Unterstützung von 61 gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsprojekten der Verteidigung bereitzustellen. Die Auswahl der Projekte und Bereitstellung der Mittel erfolgt im Rahmen des Europäischen Verteidigungsfonds (EDF). Ausgewählt wurden auch Projekte aus dem Bereich der Marinerüstung.
Europäischer Verteidigungsfonds
Der Europäische Verteidigungsfonds (EDF) für Forschung und Entwicklung von Fähigkeiten soll seit 2018 die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der europäischen verteidigungstechnologischen und -industriellen Basis fördern und ist nach „Dimensionen“ ausgerichtet. Darüber hinaus war geplant, Kooperationsprogramme anzustoßen, die ohne einen EU-Beitrag nicht zustande kommen würden. Im Juni 2021 nahm die Kommission das erste Jahresarbeitsprogramm des EDF entgegen, in dem aufgefordert wurde, 23 Vorschläge detailliert auszuarbeiten. In diesem Jahr wird die EDF mit den zur Finanzierung ausgewählten Vorschlägen „High-End-Verteidigungsfähigkeitsprojekte“ unterstützen, wie die nächste Generation von Kampfflugzeugen, Panzern und Schiffen, sowie kritische Verteidigungstechnologien Military Cloud, künstliche Intelligenz (KI), Halbleiter, Weltraum, Cyber und Medizinische Abwehrmaßnahmen (Cyber and Medical Countermeasures).
Marineprojekte
Drei große Marineprojekte zählen zu den diesjährigen Gewinnern der Zuschüsse, darunter das Projekt European Patrol Corvette (EPC), das Projekt European Digital Naval Foundation (EDINAF) und das Projekt Digital Ship Structural Health Monitoring (dTHOR).
European Patrol Corvette (EPC)
Im Jahr 2021 reichte ein Konsortium unter der Leitung der großen Verteidigungsunternehmen Fincantieri, Naval Group und Navantia einen Industrievorschlag zur modularen Mehrzweck-Patrouillenkorvette (MMPC) bei der EDF ein, um eine neue europäische Patrouillenkorvette zu entwickeln. Das Projekt, das rund 60 Millionen Euro erhalten wird, wird sich auf Konzeptstudien bis hin zum ersten Entwurf konzentrieren. Die MMPC wird als Referenzschiff einer Korvettenklasse dienen, die eine Vielzahl von Missionen in zukünftigen Operationen erfüllen soll.
European Digital Naval Foundation (EDINAF)
Unterdessen wird EDINAF, in dem Navantia ebenfalls eine der Schlüsselrollen spielt, 29 Millionen Euro erhalten. Das Projekt soll Entwurf und Entwicklung von intelligenten Schiffen der nächsten Generation unterstützen und dazu für die europäischen Lieferketten auch einen gemeinsamen Standard entwickeln, der zukünftig für Ausrüstung und Operationen der Marinen Anwendung finden soll. Darüber hinaus wollen die EDINAF-Partner die Integration einer gemeinsamen Naval-Operational-Cloud als Komponente einer breiteren militärischen Multidomain-Operational-Cloud ermöglichen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf einer IT-Infrastruktur und den dazugehörigen Datenschnittstellen-Standards.
Digital Ship Structural Health Monitoring (dTHOR)
Das dTHOR-Projekt im Wert von 14,5 Millionen Euro soll vollständig aus EU-Zuschüssen finanziert werden. Das Projekt soll einen gemeinsamen Rahmen und damit verbundene Standards schaffen, damit die Überwachung der Schiffsstruktur mittels entsprechender Sensoren und massivem Datenaustausch verbessert werden kann. Die kontinuierliche Kenntnis des tatsächlichen Zustands der Schiffsstruktur ermöglicht es, einen „zustandsbasierten“ Wartungs- und Werftplan für die Einheit zu erstellen. Außerdem erhält der Techniker Informationen über Verhalten und Beanspruchung des Schiffskörpers während seiner gesamten Lebensdauer. Zu den internationalen Teilnehmern des Programms gehören Navantia, Naval Group und thyssenkrupp Marine Systems (tkMS).
Statement
„Mit 1,2 Milliarden Euro, die in 61 europäische kooperative Verteidigungsprojekte investiert wurden, liefert der Europäische Verteidigungsfonds heute konkrete Ergebnisse für eine stärker integrierte europäische Verteidigungsindustrie, die Innovationen fördert und unseren Streitkräften modernste Fähigkeiten bereitstellt“, sagte Thierry Breton, Kommissar für Binnenmärkte. „Durch den Europäischen Verteidigungsfonds wird die europäische Verteidigungszusammenarbeit immer mehr zur Norm. Wir geben besser aus, wenn wir zusammen Geld ausgeben. Es kommt allen Mitgliedstaaten und der europäischen Verteidigungsindustrie zugute, ob groß oder klein“, schloss er.
0 Kommentare