"Moskwa" - das Flaggschiff der russischen Schwarzmeer-Flotte. Foto: Russische Marine

"Moskwa" - das ehemalige Flaggschiff der russischen Schwarzmeer-Flotte. Foto: Russische Marine

Flaggschiff der Schwarzmeer-Flotte beschädigt und gesunken

Letzte Meldung Donnerstag, 14.04.2022, 23:00 Uhr

Russisches Verteidigungsministerium bestätigt mehreren Medienmeldungen zufolge, dass der gestern Abend vermutlich durch mindestens einen ukrainischen Seezielflugkörper "Neptun" beschädigte russische Kreuzer „Moskwa“, das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, untergegangen ist. Während das brennende Schiff von seiner letzten Position etwa 25 Meilen östlich der Schlangen-Insel nach Sewastopol abgeschleppt worden sei, habe es bei starkem Seegang seine „Stabilität“ verloren und sei gesunken.

Donnerstag, 14.04.2022, 10:00 Uhr

Vor einer Woche noch hatte NavalNews einen Bericht vom „Covert Shores“-Herausgeber H.I. Sutton zur „Moskwa“ gebracht und darin das Schiff plakativ sehr gut dargestellt

siehe Link! www.navalnews.com

Nun erreichen uns Nachrichten über eine schwere Beschädigung der „Moskwa“ durch ukrainischerseits eingesetzte Seeziel-Flugkörper aus eigener Entwicklung namens „Neptun“ RK-360 – so die eine Seite. Die russische Seite spricht von einem begrenzten Brand an Bord – wie er halt gelegentlich mal vorkommen kann – man steckt ja nicht drin in der Fracht! Wie immer in diesen Zeiten gilt, dass etwas Wahres dran ist an der Nachricht, das tatsächliche Bild aber erst nach gewisser Zeit erkennbar wird.

"Neptun", ukrainischer Seeziel-Flugkörper zur Küstenverteidigung. Foto: offizielle Medien

Der Waffenträger Slava-Klasse

Die „Moskwa“ ist bis auf die anfängliche Besetzung der Schlangen-Insel am südwestlichen Ende der ukrainischen Hoheitsgewässer ganz zu Anfang des russischen Überfalls nicht wesentlich in den Vordergrund geraten. Die Raketen-Kreuzer der „Slava“-Klasse sind nun auch nicht für den Landziel-Beschuss ausgerüstet, sondern gegen Ende der 70er-Jahre zur Bekämpfung westlicher Flugzeugträger und deren Sicherungsgruppen konzipiert worden. Daher auch der maximale Aufwand mit schwergewichtigen Seeziel-FK SS-N-12B / Sandbox (P-1000 Vulkan, nach der Umrüstung ) in 16 nach voraus gerichteten Startbehältern mit 450 Km Reichweite (240 Seemeilen) bei 2,5-facher Schallgeschwindigkeit. Der FK selbst ist 12 Meter lang und wiegt etwa 5 Tonnen. Die Gefechtsköpfe tragen eine Wirkladung von annähernd 500 Kg, die auch bei angeblicher Denuklearisierung des Schwarzen Meeres jederzeit mit einem 350 Kilotonnen Nuklearkopf bestückt werden könnten. Einsatzgebiet in diesem Sinne war neben dem Schwarzen Meer vorrangig das Mittelmeer.

Das Kampfschiff

Mit knapp 190 Metern Länge und einer Verdrängung von nahezu 12.000 Tonnen ist ein derart großes Kampfschiff schon ein Hochwertziel an sich und wird sich nicht zu weit unter die gegnerische Küste wagen – mit Ausnahme der Bilder von der Eroberung des ukrainischen Inselchens, wo das Schiff wohl zwecks „show of force“ in geringer Entfernung klar zu erkennen war. Ein Landzielbeschuss durch den vorderen 130-mm Doppelturm bis auf 22 Kilometern Distanz (12 Seemeilen) ist durchaus möglich (vor allem mit relativ schwerem Gefechtskopf von 33 Kg), aber auf diese Distanz reichen die Fregatten der Grigorovich-Klasse mit ihrem modernen 100-mm Turm auf der Back auch – treffsicherer, allerdings nur mit halber Wirkladung.

Aufgaben im Schwarzen Meer

Trotzdem wirkt eine Plattform dieser Größe mitten im Schwarzen Meer wie eine Spinne im Zentrum ihres Netzes – als Führungsschiff und Blockademittel gegen jegliche Überwasserstörung, die dort auftreten könnte. Und mit 64 Raketen SA-N-6 / Grumble (S-300F / Fort / 8 x 8-fach-Starter zwischen den Aufbauten) bietet sie einen 100 Kilometer im Radius weit reichend reaktionsfähigen Flugabwehr-Schirm zwischen Odessa und Sewastopol. Trotzdem ist das Flaggschiff der Schwarzmeer-Flotte nach wenigen Tagen immer wieder nach Sewastopol eingelaufen – möglicherweise weil in anfänglicher Siegessicherheit der russischen Führung nur kurzfristige Einsätze vorgesehen waren, möglicherweise zum Nachversorgen im Hafen.

Was bedeutet ein möglicher Ausfall der "Moskwa"?

Sollte sich die Nachricht bestätigen und die Schwere der Beschädigung ein freies Manövern des Flaggschiffes der Schwarzmeer-Flotte beeinträchtigen, wäre das schon ein psychologisch tiefgreifender Schlag gegen die russischen Seestreitkräfte. Der Ausfall der „Moskwa“ würde aber keinen Einfluss nehmen auf die Intensität des russischen Landzielbeschusses mit Marschflugkörpern von See aus, der lediglich von der Nachversorgung über Sewastopol oder Novorossiysk abhängt. Auch amphibische Operationen würden dadurch nicht vollständig vereitelt, denn da sind im Schwarzen Meer – trotz Beschädigungen und Verlusten in Berdjansk – noch ausreichend Einheiten versammelt.

Und wo sind die Schwesterschiffe?

Es stellt sich immer noch die Frage nach den beiden Schwesterschiffen „Varyag“ (Pazifikflotte) und „Marshall Ustinov“ (Nordflotte), die Anfang des Krieges sich noch im Mittelmeer gezeigt hatten. Seit Mitte Februar verliert sich ihre Spur im Netz – vielleicht kann über die Kommentare geholfen werden.

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