Am Montag, den 2. August, ist die Fregatte Bayern in Anwesenheit der Bundesministerin der Verteidigung, Annegret Kramp-Karrenbauer, ausgelaufen, um in von der Deutschen Marine letztmalig vor 19 Jahren befahrene Gewässer zu verlegen. Pünktlich zum Auslaufen wurde die Reiseroute veröffentlicht. Es ist ein großes Programm. Die Reise wird die Bayern auf drei Kontinente, in 16 Länder und 17 Häfen führen. Übungen mit Partnermarinen, zeitlich begrenzte Teilnahmen an den Operationen Sea Guardian im Mittelmeer und Atalanta am Horn von Afrika, die Beteiligung am UN-Sanktionsregime gegenüber Nordkorea und diverse Hafenbesuche in Singapur, Australien und Japan stehen auf dem Programm. Mit dem Angebot eines Hafenbesuchs in der Volksrepublik China wird die Bedeutung des Riesenreichs als einer der wichtigsten Wirtschaftspartner unterstrichen.
Der Grund der Reise ist in den Leitlinien zum Indo-Pazifik der Bundesregierung zu finden. Der indopazifische Raum hat erhebliche Bedeutung für Deutschland und Europa. Die Bundesregierung will, dass Deutschland sich dort künftig stärker engagiert. Die Beziehungen zu den Asean-Staaten, Australien und Indien sollen gestärkt werden, etwa durch den Abschluss weiterer Freihandelsabkommen. Weiterhin sollen Anknüpfungspunkte für eine engere Zusammenarbeit – auch im Bereich der Sicherheitspolitik – mit Partnern im indopazifischen Raum geschaffen werden. Der Begriff Indopazifik wird unterschiedlich ausgelegt, die Bundesregierung versteht darunter die Gesamtheit des vom Indischen Ozean und vom Pazifik geprägten Raums. Dazu der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach: „Es geht darum, Flagge zu zeigen und vor Ort zu demonstrieren, dass Deutschland auf der Seite seiner internationalen Wertepartner für die Freiheit der Seewege und die Einhaltung des Völkerrechts in der Region eintritt. Das heißt zusammengefasst, wir treffen unsere Partner und trainieren gemeinsam. Wir haben unter anderem auch die Absicht an der Überwachung der Sanktionen der Vereinten Nationen gegen Nordkorea teilzunehmen. Damit untermauern wir aktiv und weithin sichtbar unser Bekenntnis zur regelbasierten Ordnung im Indopazifik, zur Umsetzung von VN-Sicherheitsrats-Resolutionen und damit zur Stärkung der VN insgesamt.“ Die Bayern wird im Februar 2022 zurückerwartet.
In Ihrer Rede an Bord der Bayern vor Besatzung und Angehörigen begründete Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer die Reise ausführlich und sprach von einem historischen Moment. Mit deutlichen Worten sagte sie, dass es um die Freiheit und Sicherheit der Meere, um zentrale Interessen unserer Handelswege, um Arbeit mit Partnern und Repräsentation gehe. Man akzeptiere keine völkerrechtswidrige Unterbindung freier Handelswege und nicht das Recht des Stärkeren. Damit sandte Kramp-Karrenbauer eine deutliche Botschaft in Richtung China, deutlicher als die Kanzlerin und das Auswärtige Amt. „Man lasse sich die Spielregeln nicht aufdiktieren.“
An die Besatzung hatte die Ministerin drei wesentliche Botschaften: „Erstens, was sie tun, zählt.“ Damit meinte sie die politische Bedeutung, die diese Reise hat. Mit der zusätzlichen Teilnahme an den Operationen Sea Guardian und Atalanta habe die Bayern „ein ganz schönes Paket“. Und man sei „für etwas unterwegs – nicht gegen etwas“. Die zweite Botschaft an die Besatzung war, dass diese Reise einen „Zukunftswert“ habe, denn die gestiegene Bedeutung der See, insbesondere für Deutschland beinhalte auch eine größere Bedeutung der Marine. Dies ergänzte sie mit dem Hinweis auf eine „regelbasierte Ordnung“. Kramp-Karrenbauer erwähnte die Kontakte in die Länder dieser Weltgegend und kündigte an, dass man sich auf die Bayern freue. Die dritte Botschaft an die Besatzung bezeichnete sie mit den Worten „Anerkennung und Respekt“ für die Bundeswehr im Allgemeinen. Dabei bezog sie die Leistungen der Bundeswehr bei der Corona-Unterstützung und der Flutopfer-Hilfe mit ein. Sie sagte, diese Entsendung sei hoffentlich auch ein Anlass, dass in Deutschland darüber gesprochen werde.
Zum Schluss dankte die Verteidigungsministerin nicht nur der Besatzung, sondern auch den Angehörigen, die lange Zeit – eben auch Weihnachten – auf ihre Lieben verzichten müssten.
Begleitet wurde Kramp-Karrenbauer von ihrem Staatssekretär Thomas Silberhorn sowie den Abgeordneten Henning Otte und Siemtje Möller. Den Stützpunkt verließ sie mit der Bayern, um später mit einem Buster-Boot in den Stützpunkt zurückgebracht zu werden. Das Auslaufen begleiteten die beiden Bordhubschrauber im Tiefflug neben der Fregatte.
Unübersehbar war trotz der fröhlichen Militärklänge des Marinemusikkorps Ostsee unter Leitung von Fregattenkapitän Szepanski, dass unter den Angehörigen, die sich vor Eintreffen der Ministerin an Bord von ihren Lieben ausführlich verabschieden durften, eine leicht gedrückte Stimmung herrschte. In Gesprächen war zu hören, dass man die vielen noch ungelösten Fragen, die auch der Befehlshaber in seinem Tagesbefehl andeutete, als belastend empfand.
Dieses Unterfangen ist auch eine Reise ins Unbekannte. Man kann erwarten, dass sich alle Heimat-Dienststellen insbesondere das Marinekommando, der Bayern bedingungslose Unterstützung zukommen lassen. Noch viel mehr kann man erwarten, dass aus der Politik diese Unterstützung deutlich gemacht wird. Eine politische Vertretung des Patenlandes wurde jedenfalls nicht gesichtet.
Text: hsc; Fotos: Bundeswehr/Leon Rodewald
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