Gegen 14.45 Uhr (MEZ) am 14. Januar 2024 kam es im Seegebiet vor Hodeidah zu einem Angriff auf ein Schiff der US-Navy. Der nach Meldungen des US Central Command auf die „USS Laboon“ (DDG 58, 1. Los, in Dienst seit 1995) abgefeuerte Seeziel-Flugkörper konnte von einem nicht näher bezeichneten US-Kampfflugzeug abgefangen und neutralisiert werden. Schäden an Mensch und Material seien nicht belegt. Der Flugkörper wurde aus einem von den Huthi kontrollierten Gebiet im südwestlichen Jemen abgeschossen. Die "USS Laboon" gehört zu den amerikanischen Kräften der Operation "Prosperity Guardian".
Der Angriff auf „USS Laboon“ erfolgte zwei Tage nach den Angriffen der USA und des Vereinigten Königreichs auf Ziele der Huthi im Jemen. Bei den Angriffen, an denen mehrere Kriegsschiffe und von Stützpunkten im Mittelmeer gestarteten Flugzeuge beteiligt waren, trafen die USA und das Vereinigte Königreich unter anderem Radarsysteme, Produktionsanlagen und Munitionsdepots, wie USNI News berichtete.
Die feindseligen Aktionen der Huthi gegen den Schiffsverkehr im Roten Meer begannen am 19. November 2023 mit der Entführung des Handelsschiffs „Galaxy Leader“. Seitdem gab es 27 verifizierte Angriffe von Houthi-Kräften auf kommerzielle Seetransporte. Der 28. galt einem US Kriegsschiff und kann in die vom Anführer der Huthi, Abdul-Malik Badr al-Din al-Houthi, angekündigte Vergeltung auf die Luftschläge vom 11. Januar eingereiht werden. Am vergangenen Donnerstag haben Einheiten der Streitkräfte der USA und des Vereinigten Königreichs nach Angaben des Pentagon mehr als sechzig Ziele in sechzehn Standorten der Huthi bekämpft. Nach den Angaben der jemenitischen Streitkräfte waren es sogar 73 Luftangriffe. Am 13. Januar erfolgte ein zweiter Angriff, diesmal ausgeführt mit Tomahawk-Marschflugkörpern der „USS Carney“ (DDG 64). Washington betont, dass die Angriffe vom Donnerstag unabhängig von der Operation „Prosperity Guardian“ durchgeführt worden waren.
Ein Blick ins Arsenal der Huthi
Die Huthi verfügen über eine beachtliche Anzahl von Raketensystemen, die bei dem Angriff vom 14. Januar eine Rolle gespielt haben könnten. Einige davon wurden bei der Parade zum 9. Jahrestag der jemenitischen Revolution am 21. September 2023 in Sanaa vorgeführt. Neben den zur Schau gestellten ballistischen Systemen großer Reichweite (bis 1.400 Kilometer) wurden auch Flugkörper für den maritimen Einsatz gezeigt. Dabei waren zwar noch die zur Küstenverteidigung gedachten russischen SS-N-2 (Styx) und chinesische Al Mandeb 1 aus der Zeit vor der Übernahme - sehr viel moderner dagegen die Systeme iranischer Provenienz wie Ghadir und Paveh, die im Jemen in lokaler Fertigung nachgebaut werden. Nach Expertenmeinung haben alle eine Reichweite von 150 – 200 Kilometern und weiter, womit sie von Küstenstellungen am Roten Meer leicht bis in die Schifffahrtswege hinein reichen. Damit stellen sich Zielidentifizierung und -diskriminierung als weitere Herausforderungen dar. Hier mögen die Drohnen eine wichtige Rolle spielen.
Bei der Parade wurden auch andere Fähigkeiten des maritimen Arms der Huthi demonstriert: schnelle Angriffsboote, diverse Seeminen und ferngesteuerte Boote. Minen können dezentral und verdeckt verbracht werden, wobei, wobei sich die Huthi des küstennahen Schiffsverkehrs im alltäglichen, regionalen Warenaustausch bedienen können. Der Einsatz von ferngesteuerten Booten mit Sprengladung eröffnet Sabotagemöglichkeiten. Alles bekannte Spielarten der Huthi-Milizen. Das bedeutet aber auch, dass die kürzlichen Luftschläge gegen die Kommunikations- und Überwachungszentren der Huthi nicht unmittelbar den maritimen Bedrohungen der Region galten.
Flugkörperabwehr
Die Abwehr des Flugkörperangriffs durch die US-Streitkräfte unterstreicht die Rolle von Flugzeugen in der Luftverteidigung. Angaben über das Flugzeug und seinen Standort wurden nicht gemacht. Zurzeit operiert die Flugzeugträgergruppe um die „USS Dwight D. Eisenhower“ im Golf von Aden und im Roten Meer. Dabei ist die Maßnahme einigermaßen komplex. Nach der Entdeckung und Identifizierung des gestarteten Flugkörpers bleibt für Zielanweisung und Bekämpfung nicht viel Zeit. Insofern gibt der Vorfall auch einen Einblick in die Vorgehensweise der amerikanischen und britischen Streitkräfte. Sie betreiben einen hohen Aufwand, um eine dauerhafte Überwachung sicher zu stellen, aus der heraus gezielte Abwehr erst möglich ist. Ein hoher Grad an Koordinierung kommt hinzu.
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