Anti-piracy-patrol im Gulf of Guinea. Foto: issafrica.com

Anti-piracy-patrol im Gulf of Guinea. Foto: issafrica.com

International Maritime Bureau: Piraterie weiter leicht rückgängig

Der Bericht des International Maritime Bureau (IMB) für das dritte Quartal ist der zweite in Folge, der den niedrigsten Stand von Piraterie und bewaffneten Raubüberfällen auf See seit drei Jahrzehnten aufweist. Das IMB ist eine in London ansässige Abteilung der Internationalen Handelskammer (ICC). Sein Direktor, Michael Howlett, lobte und begrüßte die Bemühungen der Küstenbehörden besonders im Golf von Guinea und fügte hinzu: „Nachhaltige und fortgesetzte Bemühungen der Küstenbehörden und die Präsenz der internationalen Marinen bleiben langfristig für die regionale und internationale Schifffahrt, für den Handel sowie für den Schutz der Seeleute von entscheidender Bedeutung.“ Aber: „Das lässt keinen Raum für Selbstzufriedenheit“, warnt er.

Bericht 2022

Der dritte Quartalsbericht des laufenden Jahres spricht von 90 Piraterie- und bewaffneten Raubüberfällen. Bei 95 % der gemeldeten Vorfälle verschafften sich die Täter erfolgreich Zugang zu Schiffen. Diese gliedern sich auf in 85 überfallene Schiffe (boarding), vier versuchte Angriffe und ein entführtes Schiff. Die Schiffe lagen entweder vor Anker oder befanden sich in Fahrt, als die Piraten an Bord gingen, wobei sich fast alle Vorfälle in der Dunkelheit ereigneten. Obwohl dies zu den niedrigsten Werten seit Jahrzehnten gehört, geht die Gewalt gegen die Besatzung weiter: 27 Besatzungsmitglieder wurden als Geiseln genommen, sechs angegriffen und fünf bedroht. „Das Risiko für die Besatzungen, wie unbedeutend oder opportunistisch der Vorfall auch sein mag, bleibt real“, heißt es in einer IMB-Erklärung.

Afrika

Für den Golf von Guinea werden 13 Vorfälle gelistet. Dass dies nur etwa die Hälfte der 27 Vorfälle seien, die im dritten Quartal 2021 gemeldet wurden, wird als „ein positiver und signifikanter Rückgang“ der Piraterie vor Westafrika angesehen.

Asien

Im Gegensatz dazu nehmen die Vorfälle in der Straße von Singapur mit 31 Meldungen in den ersten neun Monaten des Jahres 2022 weiter zu, verglichen mit 21 im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Bei allen 31 Vorfällen wurden in Fahrt befindliche Schiffe, darunter auch große Schiffe und Tanker, geentert. In den meisten Fällen wurden Schiffsvorräte oder Eigentum gestohlen. Bei 16 Zwischenfällen, darunter einige sehr große Massengutfrachter und Tanker, wurden die Besatzungen weiterhin durch Waffen bedroht.

Amerika

In Südamerika ging die Zahl der Meldungen aus der Callao Anchorage in Peru von 15 in den ersten neun Monaten des Jahres 2021 auf 8 in diesem Jahr zurück. Am brasilianischen Ankerplatz Macapa wurden 5 Vorfälle gemeldet, darunter einer, bei dem auf einem vor Anker liegenden Massengutfrachter sechs Sicherheits- und Dienstpersonen angegriffen und gefesselt wurden.

Fazit

Obwohl die Mehrzahl der Vorfälle - ohne Entführungen von Besatzungen oder den Schiffen selbst - als niederschwellige, opportunistische Verbrechen anzusehen sind, werden die Küstenstaaten aufgefordert, ihre Patrouillen auf einer für die Schifffahrt und den globalen Handel strategisch wichtigen Wasserstraße weiterhin zu verstärken“, betonte Howlett.

Da bleibt noch die Verständnisfrage: "Niederschwelliges, opportunistisches Verbrechen" (low level opportunistic crimes) als modernes Glücksrittertum? Wenn die Strafverfolgung ausbleibt, dann ist das wohl so! Da hilft nur Prävention.

Quelle: ISS, IMB

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