Wird modernisiert: Minenjagdboot HOMBURG, hier im NATO-Einsatz im Mittelmeer 2014, Foto. Deutsche Marine/Hannemann

Wird modernisiert: Minenjagdboot HOMBURG, hier im NATO-Einsatz im Mittelmeer 2014, Foto. Deutsche Marine/Hannemann

Investition in die Minenabwehr

Endlich Ertüchtigung der Minenabwehr-Fähigkeiten der Deutschen Marine

In diesem Jahr jährt sich der 30. Jahrestag der Beendigung des Minenabwehrverbandes Südflanke. Diese fast in Vergessenheit geratene Mission war einer der ersten Einsätze der Marine - ja der Bundeswehr überhaupt - unter Bedrohung. Aufgabe war es, im Persischen Golf Minen zu räumen, die nach dem Golfkrieg die Schifffahrt gefährdeten. Die Alliierten hatten ausdrücklich Deutschland ersucht, Ihre Minenabwehrfähigkeiten einzusetzen, denn diese waren für Ihre Professionalität, technische Fähigkeiten und Ressourcen bekannt. In der Tat gab es keinen Minentyp, dem man nicht beikommen konnte und so endete der Einsatz auch erfolgreich. Damals war Deutschland in MCM Komponenten führend in der NATO, wenn nicht gar in der Welt. Marineforum wird in Heft 9 darüber berichten.

Werfen einer Übungsmine an Bord MiJgdBoot Weilheim 2019, Foto: Marcel Kröncke

Mit den Jahren wurde die Komponente Minenabwehr jedoch immer kleiner gespart, von ehemals 70 Einheiten sind noch zehn verblieben. Zunehmend wurden diese auch aufgabenfremd eingesetzt,was dem Erhalt der Fähigkeiten nicht gut tat. Zwar sind Minenabwehrfahrzeuge auch hervorragende Patrouillenboote, aber dafür hatte man die im Mittelmeer bei UNIFIL eingesetzten Boote ja nicht gebaut. Inzwischen hat man den Verfall der Fähigkeiten aufgehalten, man konzentriert sich wieder auf den Minenkampf, die umfangreichen Fähigkeiten hat man sich auf wenigen Plattformen bewahrt. Seit Jahren wartet man nun darauf, nicht nur eine Nachfolge dieser Boote beschaffen zu können, sondern die vorhandenen für die letzte Dekade ihrer Nutzung zu ertüchtigen. Die seit den 90er Jahren in Dienst befindlichen Boote gehen auf Planung und Konstruktion der deutschen Werft Abeking & Rasmussen zurück. Diese Werft begleitet die deutsche Marine in der Entwicklung der Minenabwehr seit Jahrzehnten und ist daher auch international beachtet, wie ebenfalls in Heft 9 nachzulesen sein wird. Das besondere Merkmal der Boote ist die Verwendung von amagnetischem Stahl, was den Eigenschutz vor Minen gewährleistet. Der jahrzehntelange Aufbau deutscher Expertise geht jetzt in einen logischen und mehr als notwendigen Entwicklungsschritt.

Minenjagdboot Weilheim in der Ostsee 2019, Foto: Deutsche Marine / Marcel Kröncke

Nun hat das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) Fakten geschaffen. Mit Atlas Elektronik wurde ein Vertrag mit einem Auftragsvolumen von 44 Millionen Euro über die Beschaffung weiterer Führungs- und Waffeneinsatzsysteme für die Minenjagdboote geschlossen. Die Minenjagdboote DILLINGEN, HOMBURG, SULZBACH-ROSENBERG, FULDA und WEILHEIM der Frankenthal Klasse (MJ332) werden in den Jahren 2022 bis 2025 mit der modernsten Version des Führungs- und Waffeneinsatzsystem IMCMS (Integrated Mine Countermeasures System) ausgerüstet. Aktuell besteht der Verbund Seeminenabwehr aus fünf Minenjagdbooten der Klasse 332C, die mit einem Minenjagdsonars Minen auffinden und mit Drohnen vom Typ SEEFUCHS oder mit Minentauchern bekämpfen. Drei Minenjagdboote des Typs 332CL können zudem die Räumdrohnen vom Typ SEEHUND einsetzen. Zwei Boote vom Typ 332B dienen als Minentauchereinsatzfahrzeuge.

Minentaucher, Foto: Deutsche Marine/Bienert

Bis zur Einführung neuer Systeme wird die Deutsche Marine ihre leistungsfähigen Komponenten damit "über die Zeit" erhalten. man hofft dann auf die Umsetzung des Projektes Maritime Mine Countermeasures New Generation (MMCM NG)“ zusammen mit den ebenfalls als "große MCM-Nationen" bekannten Niederlanden und Belgien, sowie auch Estland, Schweden und Norwegen.

Die Entscheidung, 44 Mio Euro in die Minenabwehr zu investieren, fiel in der letzten Sitzung des Haushaltsausschuss des Bundestages vor der Sommerpause und damit der letzten Sitzung vor der Bundestagswahl im Herbst. Insgesamt wurden Mittel für 27 Rüstungsprojekte für knapp 20 Milliarden Euro freigegeben.

Text: BAAInBw / Schlüter

2 Kommentare

  1. Gibt es denn Neuigkeiten zu MMCM NG, wo es doch im Artikel erwähnt wird? Wenn man im Netz schaut, findet man die Nachricht „successfully completed“ der EDA [https://twitter.com/EUDefenceAgency/status/1046746428863918081?s=20]. Und natürlich nicht zu vergessen, der Neubau in BE & NL (rMCM).

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  2. Eine gute, fundierte Ausbildung in den 60-ziger Jahren, in den Minensuchverbänden der Bundesmarine, geprägt durch den Einsatz des Minenkampfes in den Kriegs- und Nachkriegsjahren, mit einer excellenten Ausbildung und hervorragender Technik, haben wir diesen guten Ruf aufgebaut! Die Hoffnung, es mögen nie wieder solche Einsätze erforderlich seien! Besatzungsmitglied im 3. und 4. MSG der Bundesmarine

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