Malte Witowski ist Geschäftsführer von Friesland-Kabel, Foto: dan

Malte Witowski ist Geschäftsführer von Friesland-Kabel, Foto: dan

Kabelsalat

Friesland Kabel hat dazu das maritime Know-How

Was – so mag sich der geneigte Leser fragen – ist denn an Kabeln so spannend? Eine Banalität, sollte man meinen, denn wir haben ja täglich mehrere Übertragungsprodukte für Signale und Energie in den Händen. Was man braucht, holt man sich im Baumarkt. Oder?

Man ahnt es, für technisch anspruchsvolle Anlagen braucht es für jeden Zweck eine verlässliche Lösung. Nicht nur Elektrotechniker werden verstehen, dass „one-fits-all“ nicht den Ansprüchen der Werftindustrie im Spezialschiffbau oder den Offshore Forderungen entspricht. Und flexibel sowie Just-in-time muss es sein, kein Hersteller leistet sich ein umfassendes Kabellager. Auch dafür gibt es Spezialisten, die man im Schatten der großen Projekte nur zu leicht übersieht. Zeit, Friesland Kabel zu besuchen.

Auf 10 000 Quadratmetern lagern Tausende Kabeltypen, Foto: dan
Auf 10 000 Quadratmetern lagern Tausende Kabeltypen, Foto: dan

Der Name lenkt ab, denn die mit Hauptsitz in Norderstedt bei Hamburg agierende GmbH wurde 2007 gegründet und beschäftigt an seinen beiden Standorten bis zu  50 Mitarbeitende. Das Unternehmen ist Teil der Faber Group, einer der größten Kabeldistributoren Europas, und ist spezialisiert auf die Lieferung elektrotechnischer Kabel und Leitungen für maritime Anwendungen. Dazu zählen sowohl ziviler als auch militärischer Schiffbau, die Offshore-Windindustrie sowie industrielle Onshore-Anlagen. Friesland Kabel agiert nicht als Hersteller, sondern als Fachdistributor. Durch Abwicklung kundenspezifischer Aufträge, einschließlich Ablängen, Konfektionieren und Etikettieren, wird eine punktgenaue Versorgung gewährleistet. Zentrale Merkmale sind schnelle Reaktionszeiten, Flexibilität bei Sonderanfragen und eine enge Abstimmung mit Projektpartnern. Und nun folgt auf die Frage, wo denn das Kabellager ist, die nächste Überraschung: in Wismar! Es handelt sich um eines der größten Schiffskabellager Deutschlands auf einer Fläche von über 10.000 m². Hier lagern bis zu 5.000 verschiedene Kabeltypen auf 2.500 Stellplätzen im Hochregallager. Die Kombination aus Lagerkapazität und Technik ermöglicht kurze Transportwege zu Werften und Offshore-Anlagen Just-in-time. Friesland Kabel versteht sich als Teil einer widerstandsfähigen Versorgungsinfrastruktur, sowohl für kurzfristige Bedarfe als auch langfristige Projekte. Das Selbstverständnis ist, eine kurzfristige Lieferfähigkeit zu gewährleisten. Dazu gehört insbesondere die Unterstützung der Deutschen Marine, auch unter Zeitdruck komplexe Lieferungen bereitzustellen. Im Gespräch mit Geschäftsführer Malte Witowski fällt doch tatsächlich das Wort 'Kriegstüchtigkeit'. Das Unternehmen positioniert sich also ganz bewusst als Partner in einem sensiblen Marktumfeld – ohne militärischen Pathos, aber mit einem klaren Verständnis für operative Anforderungen. Nicht zu Unrecht mag man die Bezeichnung Kabellager nicht, man versteht sich als Logistikzentrum. Auch das Wort Großhandel ist nicht angebracht, hier werden nicht nur Produkte durchgewunken. Man spricht selbst mit den Kunden, zeigt sich auf Messen wie dem DWT-Marineworkshop, der SMM Hamburg und der Seatrade Cruise Global in Miami und ist beratend tätig. Wer nun meint, hier werden mit Gabelstaplern Kabelrollen verschoben, irrt. Ein typischer Arbeitstag umfasst das Kommissionieren und Konfektionieren von Kabelsätzen nach projektspezifischen Anforderungen – unterstützt durch digitale Systeme. Ob militärische Kabel nach VG-Norm für den U-Boot Bau bei TKMS, Luxusyachten wie die Artefact von der Nobiskrug Werft mit zivilen Schiffskabeln oder Großprojekte im Offshore-Bereich – Friesland Kabel liefert die verbindenden Elemente. Wenn wir das nächste Mal im Baumarkt also glauben, Kabel wären immer so trivial – sicher nicht.

Daniel Angres

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