Ein niederländisches U-Boot der Walrus-Klasse. Ursprünglich sollten die U-Boote dieser Klasse bereits 2031 vollständig ersetzt sein. (Foto: MoD Niederlande)

Ein niederländisches U-Boot der Walrus-Klasse. Ursprünglich sollten die U-Boote dieser Klasse bereits 2031 vollständig ersetzt sein. (Foto: MoD Niederlande)

Kiel hat das Nachsehen

Nachfolge der Walrus-Klasse – Beschaffungsentscheidung in den Niederlanden zugunsten Frankreich

Es schien sich anzubahnen: bei die Nachfolge der Walrus U-Boote hat sich der Entwurf der französischen Naval Group durchgesetzt.

Die Vergabeentscheidung ist vorläufig, da die jetzige Entscheidung im Ministerrat noch einer parlamentarischen Billigung bedarf. Für den 27. März ist eine erste Unterrichtung des Repräsentantenhauses über die Entscheidung geplant. Im Mai soll der Prüfbericht über die Auswahlentscheidung vorliegen, der Grundlage für die parlamentarische Debatte und die endgültige Vergabeentscheidung sein wird. Das Verteidigungsministerium möchte den Vertrag noch vor Juli unterzeichnen, weil danach die mit der Angebotserstellung begonnenen Fristen auslaufen. Außerdem wird zwischen den beiden Regierungen ein Memorandum of Understanding (MoU) zu Nutzungsrechten, Informationssicherheit und Wissensaustausch sowie weiteren Vereinbarungen zu schließen sein.

Mit der Bekanntgabe der Beschaffungsentscheidung durch Staatssekretär Christophe van der Maat wurden auch die Namen der vier Boote veröffentlicht: „Orca“, „Schwertfisch“, „Barrakuda“ und „Tigerhai“. Die beiden ersten Boote sollen innerhalb von zehn Jahren nach Unterzeichnung des Liefervertrages zur Verfügung stehen.

Naval Group hat als Ersatz für die Walrus-Klasse seine neu entwickelte Barracuda-Klasse angeboten, die mit nuklearem Antrieb in der französischen Marine gefahren wird. Die für die Niederlande in Frage kommende – erstmals zu bauende – dieselelektrische Variante der Barracuda-Klasse wird als Shortfin bezeichnet.

Grafik: defensie.nl

Grafik: defensie.nl

Neben sechs Minenbekämpfungsschiffen wird die niederländische Marine nun auch vier U-Boote französischer Produktion erhalten. Dies ist an und für sich nichts bemerkenswertes, da in einem Auswahlverfahren der beste Entwurf bestehen sollte. Immerhin geht es um Sicherheit für die Besatzung und Effizienz im operativen Einsatz. Die operativen Forderungen der Königlich Niederländischen Marine waren hoch. Aufbauend auf dem Einsatzprofil der Walrus hielt die Marine des Nachbarlandes an weltweiten Operationen fest.

Die Kosten sollten sich nach früheren Verlautbarung des Ministeriums auf mehr als 2,5 Milliarden Euro, in Pressemeldungen auf mehr als 3,5 Milliarden Euro belaufen. Für Australien hatte Naval Group 2016 die Variante Shortfin Barracuda Block 1A noch für umgerechnet 2,5 Milliarden Euro pro Boot verhandelt. Diesen Vertrag hatte Australien 2021 nach einem strategischen Umsteuern und Differenzen mit dem französischen Partner aufgekündigt.

In den Augen von thyssenkrupp Marine Systems haben die Niederlande eine Chance zur europäischen Zusammenarbeit sowie zur Standardisierung ausgelassen. Zur Einordnung: Mit dem deutsch-norwegischen U-Boot U212CD sowie der Zusammenarbeit bei Beschaffung und Betrieb von U-Booten mit Italien und Portugal besteht ein breites Kooperationsnetzwerk, das Kosteneffizienz und Optimierung der Einsatzfähigkeit ermöglicht. In einem uns vorliegenden Statement bedauern die Kieler, dass nicht sie den Zuschlag erhalten haben.

Quelle: Mergener / EsuT

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