Aktualisierung 02.10.2022 - 17:00 Uhr
Einem Twitter-Post der dänischen Energieagentur Energistyrelsen vom Sonntagmittag 12.42 Uhr zufolge, tritt nunmehr an beiden Nord Stream-Pipelines kein Gas mehr aus. Die Agentur beruft sich auf die Betreibergesellschaft. Ob und wie Aufklärungseinsätze dies bestätigen ist hier nicht bekannt. Möglicherweise bezieht sich diese Information auf die Doppelröhre von Nord Stream 2.
Demgegenüber vermeldete die schwedische Küstenwache in einem Kommuniqué vom Sonntagnachmittag, 16.04 Uhr keine Änderung zur gestrigen Lage. Bei Überflügen am Sonntagmorgen, 8.00 Uhr und erneut um 13 Uhr betrugen die Durchmesser der Gasblasenfelder weiterhin etwa 100 Meter an der größeren Austrittsstelle und 15 Meter an der kleineren. Diese Angaben dürften sich auf Nord Stream 1 beziehen.
Ursprünglicher Beitrag vom 02.10.2022 - 13:00 Uhr
Meldungen der schwedischen Küstenwache besagen, dass die aus den Lecks innerhalb der schwedischen Wirtschaftszone austretende Gasmenge abnimmt. Zum Zeitpunkt des Überfluges eines Flugzeugs der schwedischen Küstenwache gegen 16.30 Uhr am Samstagnachmittag (01. Oktober) hatte die Austrittsfläche des größeren Lecks nur noch einen Durchmesser von etwa 100 Metern und die des kleineren Lecks einen Durchmesser von 15 Metern. Demgegenüber wurde am 27. September beim größeren Leck fast 960 Meter gemessen.
Die aktuellen Prognosen der schwedischen Küstenwache, die sich auf Berechnungen der Betreiberfirma Nord Stream beziehen, gehen von einem möglichen Ende des Gasaustritts im Laufe des Sonntags, 2. Oktober, aus. Das Patrouillenschiff KBV 003 „Amfitrite“ der schwedischen Küstenwache ist seit Bekanntwerden des Schadens vor Ort.
Ökologische Auswirkungen.
Nach Berechnungen der dänischen Energiebehörde könnten die Leckagen der Nord Stream 1- und 2-Pipelines im schlimmsten Fall etwa 778 Millionen Standardkubikmeter Erdgas freisetzen. Die ausgetretene Gasmenge entspricht einem Treibhausgasausstoß von etwa 14,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent (CO2e). Zum Vergleich: Die dänischen CO2e-Emissionen betrugen im Jahr 2020 rund 45 Millionen Tonnen CO2e. Somit entspräche der Klimaeffekt der Lecks 32 Prozent der dänischen Treibhausgasemissionen im Jahr 2020.
Internationale Reaktionen
Die internationalen Reaktionen reichen von politischen Erklärungen bis zu handfesten Maßnahmen. In einer Gemeinsamen Erklärung äußerten die nordischen Verteidigungsminister am 30. September ihre Besorgnis über die Beschädigung der beiden Pipelines. „Es ist nicht auszuschließen, dass es sich um einen rücksichtslosen Angriff auf die europäische Energieinfrastruktur handelt und um den Versuch, die ohnehin angespannte Sicherheitslage zu destabilisieren.“
Infolge der mutmaßlichen Sabotage an den beiden Nord Stream-Pipelines lässt Norwegen seine Offshore-Anlagen von Küstenwache und Streitkräften überwachen. Foto: Das Foto zeigt das 4.000-Tonnen Küstenwachschiff „Sortand“ der Barentshav-Klasse auf Patrouille vor der Gasförderplattform Troll A, die als größte der Welt gilt.
Die Deutsche Marine hat sich für eine mögliche Unterstützung bei der Aufklärung bereit erklärt. Dies erwähnte der Inspekteur der Marine bei einer Veranstaltung zum Deutschen Schifffahrtstag in Bremen. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass die Beschädigungen zwar in internationalen Gewässern, dennoch in den Ausschließlichen Wirtschaftszonen von Dänemark und Schweden liegen. Somit sind die Untersuchungen nationale Angelegenheiten, die von den jeweiligen schwedischen und dänischen Strafverfolgungsbehörden durchgeführt werden. Die Betreiberfirma Nord Stream AG mit Sitz in Zug in der Schweiz, die als ziviles Unternehmen für die Sicherheit und Überwachung der gesamten Anlage vorrangig zuständig ist, wird in die Nachforschung eingebunden. Sie weist darauf hin, dass sie mit der Bewertung nach Erhalt der erforderlichen behördlichen Genehmigungen beginnen kann. „Der Zugang zur Unfallstelle darf erst erfolgen, wenn sich der Druck in der Pipeline stabilisiert hat und der Gasaustritt gestoppt hat“ (Kommuniqué vom 29. September).
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