Frankenburg Technologies Mini-Missile für die Drohnenbekämpfung. Foto: FT

Frankenburg Technologies Mini-Missile für die Drohnenbekämpfung. Foto: FT

London: Drohnenbekämpfung – eine kostspielige Angelegenheit

Der britische Lenkwaffenzerstörer HMS „Diamond“ (D34, Type 45) war ab Januar 2024 für mehrere Monate als Teil der US-geführten Operation Prosperity Guardian im Roten Meer stationiert. Das Schiff verschoss in einer Nacht mehrere Sea Viper-Raketen, um sieben Drohnen abzuwehren, die auf Handelsschiffe abgefeuert worden waren.

Während einige Drohnen im Roten Meer mit relativ kostengünstigen Rohrwaffensystemen abgeschossen werden konnten – wie beispielsweise Phalanx – erfolgten die meisten Abschüsse jedoch mit teuren Raketen. Eine einzelne Sea-Viper kostet deutlich mehr als 1 Million Euro. Die Gesamtkosten für die von HMS „Diamond“ während ihres Einsatzes im Roten Meer abgefeuerten Raketen werden auf über 25 Millionen Euro geschätzt, während die Kosten pro abgeschossener Houthi-Drohne wahrscheinlich bei unter 50.000 Euro liegen.

Auch der jüngste russische „Drohnenangriffstest“ auf Polen am 10. September macht die Diskrepanz deutlich. Einige der mit Luft-Luft-Raketen abgeschossenen Drohnen waren lediglich Täuschdrohnen, ohne jegliche Bewaffnung. Diese Drohnen dienen nur dem „Munitionsverbrauch“ beim Verteidiger. Man stelle sich ein derartiges Szenario in einem offenen Schlagabtausch mit einem Angreifer vor. Nach jetzigem Stand hätte die NATO ihren Bestand an Luftabwehrraketen nahezu verbraucht, bevor die Angreifer ihre echten Drohnen mit Sprengstoffladungen einsetzen würden.

Dieses Ungleichgewicht zwischen den Kosten macht deutlich: Es geht nicht um einen Wettstreit zwischen Technologien, sondern um Effizienz in der Verteidigung. Es geht um die Frage, wie schnell die Vorräte an Raketensystemen zur Neige gehen, die auch aufgrund ihrer Anschaffungskosten für weitaus komplexere Ziele ausgelegt sind. Letztendlich liegt der Beweis vor, dass Drohnen strategische Waffen geworden sind – auch zur Störung der Seefahrt. Deshalb müssen dringend andere Lösungen geliefert werden.

Auf der alle zwei Jahre in London stattfindenden Messe „Defence and Security Equipment International“ (DSEI), zeigte das estnische Unternehmen Frankenburg Technologies Anfang September seine Kurzstrecken-Anti-Drohnen-Rakete Mk 1 und beschreibt diese als die kleinste Lenkrakete der Welt. Sie kann von Schiffen, Flugzeugen, Drohnen, festen Bodenstellungen und von gepanzerten Fahrzeugen aus abgefeuert werden. Die Kosten des Systems werden mit einem Stückpreis von etwa 55.000 Euro angegeben. Frankenburg Technologies behauptet, dass wegen der Einfachheit des Designs die Herstellung von Hunderten von Raketen pro Woche möglich wird. Das System scheint derzeit in der Ukraine im Feld erprobt zu werden.

Es bleibt abzuwarten, ob die langwierigen Beschaffungsprozesse in den NATO-Ländern angesichts der sich verschärfenden Bedrohungen zu schnelleren Vertragsabschlüssen führen werden. Die Ukraine in ihrem nationalen Kampf ums Überleben hat gar keine andere Wahl, als diesen Übergang schnell zu vollziehen. Die westlichen Länder, auch wenn noch im Friedensmodus, sollten diesem Beispiel folgen; abzuwarten ist keine Lösung, wenn Verteidigungsfähigkeit das Ziel ist.

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kdk, The Maritime Executive

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