In der Schifffahrtsbranche werden ca. 90 % des Welthandels befördert, und damit ist sie für rund drei Prozent der weltweiten Kohlendioxidemissionen verantwortlich. Grund genug, auch an Ammoniak als einem von mehreren alternativen Kraftstoffen zu forschen.
Testphase
MAN Energy Solutions (MAN ES) plant noch in diesem Jahr den ersten mit Ammoniak betreibbaren Motor auf einem Schiffsneubau in Japan zu installieren. Die anschließende Erprobung des Dual-Fuel-Motors werde ein bis zwei Jahre dauern. Bei erfolgreichem Test des Zweitakt-Ammoniak-Schiffsmotors erreiche MAN einen Meilenstein, gleichzeitig müsste aber auch intensiv in Kraftstoffversorgung und Bunkerinfrastruktur investiert und weitere Sicherheitsstandards geschaffen werden, so der MAN ES-Vorstandsvorsitzende, der auch Mitglied des Nationales Wasserstoffrates der Bundesregierung ist.
Mindset
Anfang März eröffnete MAN ES in Singapur eine Werkstatt im Wert von 20 Millionen Euro, die größte außerhalb Europas. Ziel ist es, bestehende Flotten zu warten, zu reparieren und auf Duel-Fuel-Motoren umzurüsten. Dazu plant das Unternehmen, die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Singapur von derzeit 250 auf bis zu 500 zu erhöhen. Denn die größte Herausforderung bestehe darin, sich mit den bestehenden Flotten zu befassen und die Kunden darin zu schulen, wie sie Dual-Fuel-Motoren effizienter betreiben können. Je nach Alter, Wert und Motortyp des Schiffes schätzt MAN ES, dass 3.000 bis 5.000 der weltweit 20.000 Schiffe mit MAN-Motoren für die Verbrennung alternativer Kraftstoffe nachgerüstet werden können, wobei ein Umrüstpaket zwischen 25 und 50 Millionen Dollar kosten könnte.
Infrastruktur
Ob Produktion und Verteilung von grünem Ammoniak, Hafentankstellen oder Tankschiffanlagen, um bis 2030 eine nennenswerte Größenordnung zu erreichen sind in allen Bereichen nicht nur der politische Wille, sondern maßgebliche Investitionen in den Infrastrukturaufbau erforderlich.
Regelungen
Bei den Klassifikationsgesellschaften fehlen derzeit klare Regeln für die Auslegung eines Ammoniaksystems auf Schiffen. Und in der Zusammenarbeit mit den Hafenbehörden, unter anderem in Singapur, der weltweit größten Drehscheibe für das Betanken von Schiffen, muss das komplikationslose Bunkern von Ammoniak sichergestellt werden. Ammoniak enthält zwar keinen Kohlenstoff, aber es ist giftig und erfordert strenge Sicherheitsmaßnahmen. MAN ES rechnet mit dem tatsächlichen Verkauf von Ammoniakmotoren deshalb nicht vor dem Ende des Jahrzehnts.
Fazit
Damit hat MAN neben mtu nun ebenfalls einen Versuchsmotor mit alternativem Kraftstoff entwickelt, der zur Verringerung der Emissionen und zum Verlangsamen der globalen Erwärmung beitragen könnte. Für die Reeder bedeutet diese Entwicklung eine echte Alternative, hieße es doch sonst ab 2035 alle funktionierenden fossilen Verbrenner oder ggf. ganze Schiffe zu verschrotten.
marineforum.online berichtete am 11.04.2023 über mtu/Rolls-Royce: Der Verbrenner ist tot, es lebe der Verbrenner.
Quelle: gCaptain, Umweltbundesamt
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