"Den Helder" in Vlissingen zur Endausrüstung. Foto: Damen

"Den Helder" in Vlissingen zur Endausrüstung. Foto: Damen

Navigieren zwischen Fronten: Die Überführung der „Den Helder“

Die Überführung des zukünftigen Einsatzgruppenversorgers der Königlich Niederländischen Marine „Den Helder“ aus Rumänien nach Holland war angesichts des Krieges in der Ukraine ein gewagtes Unterfangen. Am frühen Morgen des 13. Dezember 2024 erreichte das Schiff Vlissingen, nachdem es am 16. November die Damen-Werft Galati in Rumänien verlassen hatte.

Auslaufen "Den Helder" aus Galati in Rumänien nach Kreta. Foto: Koninklijke Marine

Seeerprobung und Überführung

Die Überführungsfahrt diente nicht nur dem Transfer, sondern auch der Seeerprobung der Bordsysteme. Ein Versorgungsmanöver (RAS – Replenishment at Sea) mit der „HNLMS Friesland“ (P 842), einem OPV der niederländischen Marine, war einer der letzten Tests. Obwohl kein Material- oder Flüssigkeitentransfer stattfand, diente das Manöver als Nachweis der Funktionskette.

Letzte Ausstattungsphase

In den kommenden Monaten wird die „Den Helder“ bei Damen in Vlissingen-Oost die letzte Ausstattungsphase durchlaufen. Die Taufe ist für Februar 2025 vorgesehen. Unter der Leitung des niederländischen Kommandos für Material und IT (COMMIT) werden die Waffen- und Führungssysteme eingebaut, um das Schiff 2026 an die Marine übergeben zu können.

Eintreffen "Den Helder" in Vlissingen. Foto: Damen

Technische Daten und Kapazitäten

Die fast 180 Meter lange „Den Helder“ ersetzt das Versorgungsschiff „HNLMS Amsterdam“, das 2014 außer Dienst gestellt wurde. Neben der „HNLMS Karel Doorman“ wird die „Den Helder“ den Bedarf der niederländischen Marine an einem zweiten Einsatzgruppenversorger decken. Das Schiff verfügt über umfangreiche Versorgungsmöglichkeiten, darunter 7.600 m³ Diesel (F76), 1.000 m³ Hubschrauberkraftstoff (F44), 226 m³ Trinkwasser und 434 Tonnen sonstige Güter einschließlich Munition. Es kann zwei NH90-Hubschrauber aufnehmen und bietet Stellplätze für 20 Container. Zudem verfügt es über eine medizinische Role-2-Fähigkeit und zwei 40-Tonnen-Kräne für den Materialumschlag. Neben einer 75-köpfigen Besatzung können weitere 75 Personen an Bord genommen werden.

RAS-Manöver mit dem OPV "Friesland" vor Einlaufen Vlissingen. Foto: RNdlN

RAS-Manöver mit OPV "Friesland" vor Einlaufen Vlissingen. Foto: Koninklijke Marine

Mutige Überführung mit politischen Implikationen

Die Überführung des Schiffes war angesichts des Krieges in der Ukraine besonders herausfordernd. Der Transfer erfolgte mit Werftpersonal, Projektverantwortlichen aus der niederländischen Beschaffungsorganisation und Personal der Subunternehmer, abgestimmt auf die Anforderungen der verschiedenen Prüf- und Funktionsabschnitte. Dennoch wurde das Schiff im Wesentlichen von der Marinebesatzung gesteuert, die wie bei regulären Einsätzen die Kontrolle hatte. Der niederländische Marinejournalist Jaime Karremann zeigt auf seiner Webseite marineschepen.nl den Projektleiter der COMMIT, Kapitän zur See Joost Meesters, in Uniform über dem Namensschild des Einsatzgruppenversorgers, der bei Ankunft in den Niederlanden auch seine Hullnummer A834 trug.

Da die „Den Helder“ wie ein in Dienst gestelltes Schiff operierte, ist davon auszugehen, dass sie mit Zustimmung der türkischen Behörden den Bosporus und die Dardanellen auslaufend passiert hat. Dies rückt den NATO-Partner in ein besseres Licht, als es durch Ankaras Verhalten in den vergangenen Jahren auf das Land gefallen war (militärische Operationen in Syrien, Beziehungen zu Russland und China, Blockade der NATO-Beitritte Finnlands und Schwedens). Nicht auszuschließen allerdings, dass Kompensationsabsprachen seitens der türkischen Regierung mit Moskau im Hintergrund eine Rolle gespielt haben.

Ausblick

Für die „Den Helder“ wurde im Dezember 2020 der erste Stahl geschnitten, die Kiellegung erfolgte im Juni 2021. „Genau 48 Monate, nachdem der erste Stahl geschnitten wurde, liegt das Schiff nun am Kai in Vlissingen für letzte Arbeiten“, teilt Damen mit. Das lässt für die Fregatte F126 hoffen, die von Damen Deutschland in Kooperation mit NVL gebaut wird.

Kerndaten der „HNLMS Den Helder“ im Vergleich mit den Einsatzgruppenversorgern der Berlin-Klasse der Deutschen Marine. Anmerkung: die Baunummer 3, die „Bonn“, hat mit 20.900 Tonnen eine höhere Verdrängung als ihre Schwesterschiffe, eine um 6 höhere Besatzungsstärke (in der auch medizinisches Personal einbezogen ist) und eine andere Maschinenleistung.

„Den Helder“ „Berlin“
Abmessungen (Meter)

Länge

Breite

Tiefgang

 

179,3

26,4

8,3

 

174,0

24,0

7,4

Verdrängung (Tonnen) 22.300 20.200
Versorgungskapazität

Kraftstoffe

Feststoffe/Proviant einschl. Munition

 

8.600 Kubikmeter

434 Tonnen

 

9.500 Kubikmeter

430 Tonnen

Containerstellplätze 20-24 78 – davon 26 MERZ
Besatzung

Crew

Einschiffungen

 

75

75

 

161

72

Hubschrauber 2 NH90 2 NH90
Antrieb 2 x 7.900kW 2 x 10.600 kW
Geschwindigkeit (Knoten) 18+ 20

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