Paraguay – Das nur über den Rio Paraguay zugängliche, vom Zugang zum freien Meer abgeschnittene Land verfügt über eine zwar sehr überschaubare, aber illustre Marine. Die Einheiten sind durchweg recht betagt. Schlagzeilen macht daher meist nur das Traditionsschiff der Paraguayos, die HUMAITÁ, ein Kanonenschiff, das mit seinen 70 Meter Länge und ehemals 850 Tonnen seit Dezember mal wieder auf dem Untergrund aufsitzt – fest am Ufer der Bahía de Asunción vertäut. Deshalb kann es auch, wie der Befehlshaber der paraguayischen Kriegsmarine versicherte, trotz reichlich Schlagseite nicht wirklich volllaufen und als Stolz der Marine eventuell untergehen. Vom Sturm aufgepeitschte und breitseits gegen den Rumpf gepresste Wellen ließen das Wasser in den Maschinenraum eindringen.
Erfreulicherweise gibt es ja noch das Schwesterschiff, den CAÑONERO PARAGUAY, ebenfalls Anfang der Dreißigerjahre in Italien gebaut. Der CAÑONERO machte sich unsterblich, als er während des Guerra del Chaco (1932 bis 1935) mit Bolivien durch den Transport von über 50 000 Soldaten auf unzähligen Fahrten in den Hafen Puerto Casado, 400 Meilen den Rio Paraguay flussaufwärts gelegen, entscheidend zum Sieg beitrug. Ansonsten wäre noch der September 1955 zu nennen, als auf dem CAÑONERO der gestürzte argentinische Präsident Juan Domingo Perón aus Buenos Aires nach Asunción außer Landes gebracht wurde.
Schon seit jeher fungiert der CAÑONERO als Flaggschiff der paraguayischen Flotte, die heute neben einer Handvoll Motorbooten lediglich aus zwei Einheiten mit mehr als 100 Tonnen Verdrängung besteht. Obwohl bereits 1975 aus der Fahrbereitschaft genommen, dient der CAÑONERO als Ausbildungsplattform für alle Dienstgrade dieser kleinen Marine. Vor Kurzem entschied man sich jedoch in Puerto Sajonia, das Schiff nach 55 Jahren Liegezeit wieder herzurichten und neu zu motorisieren. Absicht war es, zum 88. Jahrestag des Endes des Guerra del Chaco das Schiff erneut auf eigenem Kiel und einer Besatzung von 270 Personen auf dem Rio Paraguay etwa 100 Seemeilen flussaufwärts bis nach Puerto Rosario fahren zu lassen. So geschehen als nationales Ereignis Mitte Juni. Eine Marine mit deutlich mehr Geschichte, als Feuerkraft!
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