Bis zum Zweiten Weltkrieg baute das Museum für Meereskunde eine bedeutende Sammlung maritimer Exponate auf. Doch Kriegsschäden und die anschließende Beschlagnahmung zerstörten den Traum Kaiser Wilhelms II.
Ja, das hat es tatsächlich gegeben – ein Museum für Meereskunde mitten in Berlin, aus der Taufe gehoben unter dem schifffahrtbegeisterten Kaiser Wilhelm II. und damals Pflichtprogramm für jeden patriotisch gesinnten Deutschen. Heute zum Teil in der Sammlung des Deutschen Technikmuseums aufgegangen und mit einzelnen Exponaten auch im Wehrgeschichtlichen Ausbildungszentrum (WGAZ) in Flensburg-Mürwik vertreten, besaß es seinerzeit Weltrang. Eröffnet wurde es am 5. März 1906 in den Räumen des Chemischen Instituts in der Georgenstraße 34–36 in Berlin-Mitte. Als Bestandteil der Berliner Universität sollte es das Interesse der Bevölkerung an der Seefahrt wecken, was ganz im Sinne des Kaisers war.
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Die Geschichte des Berliner Museums für Meereskunde in der Georgenstraße (1906-1944) war tatsächlich mehr als ein Museum. Der volle Name lautete meiner Erinnerung nach „Museum und Institut für Meereskunde“. Das Institut hatte neben den naturwissenschaftlichen Aufgaben sogar eine Abteilung für das „Seewesen“ – offenbar ein früher Ansatz für Meerespolitik – und das mit Rückendeckung des Kaisers. Im Jahre 1914 kamen zwei Kieler Universitätsinstitute hinzu, nämlich das „Königliche Institut für Seeverkehr und Weltwirtschaft“. Gleichzeitig entstand in Kiel das „Königliche Seminar für Internationales Recht“, das u.a. den Schwerpunkt Seerecht pflegen sollte. Unter den Namen „Institut für Weltwirtschaft“ und „Walther-Schücking-Institut für Internationales Recht“ konnten beide 2014 das 100-jährige Jubiläum feiern. Beachtlich ist also, dass es schon vor dem 1. Weltkrieg in Deutschland, ausgehend von Berlin, eine wissenschaftliche (und politische) Gesamtschau der Meeresinteressen
des Staates gab.
Da bleibt nur der Wunsch:
Berlin, Berlin am Meer, schön, wenn es auch heut so wär!
meint Uwe Jenisch, Kiel