Mit der Strategic Defence Review 2025 (SDR) formuliert Großbritannien eine sicherheitspolitische Neuausrichtung. Die Labour-Regierung setzt auf konventionelle Abschreckung, nukleare Modernisierung und technologische Führerschaft in der NATO. Doch das Vorhaben ist ambitioniert – und trifft auf strukturelle Altlasten sowie haushaltspolitische Zielkonflikte.
Zeitenwende für die britische Verteidigung
Großbritannien hat mit der SDR 2025 eine tiefgreifende strategische Neujustierung vorgelegt. Die neue Labour-Regierung unter Premierminister Keir Starmer rückt dabei von der Idee globaler Expeditionseinsätze ab und stellt die "warfighting readiness" – die Fähigkeit zur konventionellen Kriegsführung im Bündnisrahmen – in den Mittelpunkt. Die Strategie ist eine Reaktion auf die verschärfte Lage in Europa, die Bedrohung durch Russland und technologische Entwicklungen.
Nukleare Modernisierung und maritime Aufwertung
Kern der SDR ist die Modernisierung der nuklearen Abschreckung: Mit 15 Milliarden Pfund (ca. 17,5 Mrd. Euro) werden Trägersysteme, Infrastruktur und U-Boote erneuert. Im Zentrum steht das Projekt SSN-AUKUS – bis zu zwölf neue nukleare Angriffs-U-Boote entstehen in Kooperation mit den USA und Australien. Ziel ist eine maritime Führungsrolle, vor allem im Nordatlantik.
Technologieoffensive: Long-Range Strike und FCAS
Die Flugzeugträger der Queen Elizabeth-Klasse sollen mit tiefreichender Bewaffnung aufgerüstet werden – u.a. Storm Shadow und SPEAR Cap 3. Perspektivisch ist eine hybride Trägerstaffel aus bemannten und unbemannten Systemen geplant. Ergänzend entwickelt Großbritannien im Global Combat Air Programme (GCAP) mit Japan und Italien ein neues Future Combat Air System (FCAS) – ein modular aufgebautes Luftkampfsystem ab 2040.

Großbritannien: SDR 2025. Foto: MoD/Crown Copyright
NATO first – EU-Kooperation im Schatten
Die SDR 2025 betont klar: Die NATO bleibt "first line of defence". Großbritannien will seine Führungsrolle bei der Abschreckung an der Ostflanke, in der NATO-Innovationsförderung (DIANA) und im Verteidigungsmarkt ausbauen. Gleichzeitig gibt es sicherheitspolitische Annäherungen an die EU, etwa in der Cyberabwehr und Forschung. Die EU bleibt Partner – aber unterhalb der Schwelle institutioneller Integration.
Haushaltskonflikte und strukturelle Bürden
Das SDR sieht eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf 3 % des BIP vor. Doch der Verteidigungsetat weist ein strukturelles Defizit von rund 22 Mrd. Pfund auf. Um Luft zu schaffen, werden querschnittlich Plattformen wie Puma-Helikopter (Air Force), amphibische Einheiten (Navy) und Drohnen ausgemustert. Gesamtstaatlich wachsen soziale Herausforderungen – im Gesundheitswesen, der Infrastruktur und der Entwicklungspolitik. Der Druck auf den Verteidigungshaushalt dürfte zunehmen.
Fazit
Die SDR 2025 ist eine ambitionierte Modernisierungsstrategie – mit Fokus auf NATO, Technologie und europäischer Einsatzfähigkeit. Ob der Spagat zwischen Anspruch und Ressourcen gelingt, wird sich nicht nur an Rüstungsprojekten entscheiden, sondern an deren Umsetzungstempo, industrieller Resilienz und politischem Durchhaltevermögen.
hum
0 Kommentare