tkms mit U-Boot für Singapur im Bau, Foto: Naval Press Service
Michael Nitz

tkms mit U-Boot für Singapur im Bau, Foto: Naval Press Service Michael Nitz

thyssenkrupp Marine Systems: Carlyle steigt aus.

thyssenkruppe CEO äußert sich enttäuscht.

Kieler Innenförde Foto: hum

Oliver Burkhard, Mitglied des Vorstands der thyssenkrupp AG und CEO von thyssenkrupp Marine Systems, gab am 22. Oktober mit Bedauern bekannt, dass Carlyle den Bewertungsprozess für einen möglichen Teilverkauf der Marinesparte nicht weiterverfolgen wird. Aus Gründen der Vertraulichkeit wird zu den Hintergründen nicht weiter ausgeführt. Burkhard stellte klar, dass Carlyles Ausstieg aus dem Bieterprozess nicht betriebswirtschaftlich begründet sei und nicht im Zusammenhang mit der Qualität oder finanziellen Leistungsfähigkeit des Unternehmens stehe.

Das Handelsblatt und andere Wirtschaftsnachrichtenmedien berichten, dass Bedenken der Bundesregierung ursächlich seien. Berichten zufolge führten die Interessenbekundungen anderer Bieter sowie die Verzögerung der Entscheidung über eine staatliche Beteiligung dazu, dass Carlyle sein Engagement für tkMS aufgab. In früheren Äußerungen von Vertretern der Bundesregierung wurde das Interesse des Bundes an einer Beteiligung bei der Marinesparte von thyssenkrupp bestätigt. Im Raum stand eine Beteiligung in Höhe von 20 Prozent oder mehr.

Gehören zu den anderen Interessenten NVL? Spekulation. Oliver Burkhard und Friedrich Lürßen, Gesellschafter der NVL-Unternehmensgruppe, nutzten die SMM 2024, die führende Messe der maritimen Branche, um eine Zusammenarbeitsvereinbarung über den Bau der zukünftigen Fregattenklasse der Deutschen Marine F127 zu unterzeichnen.

Oliver Burghardt und Friedrich Lürssen. Foto: hsc

Oliver Burghardt und Friedrich Lürssen. Foto: hsc

Oliver Burkhard zufolge hält tkMS nach dem Ausstieg von Carlyle weiter Kurs auf „Road2Independence“, also auf dem Weg zur Loslösung bzw. Verselbständigung der Marine Systems von ThyssenKrupp“. Er betonte: „Die Gespräche mit der Bundesregierung zur Beteiligung des Staates an unserem Marinegeschäft sind nicht abgeschlossen. Und parallel dazu laufen auch unverändert intensive Sondierungen und Prüfungen weiterer werthaltiger Möglichkeiten. Diese beinhalten industrielle Partnerschaften und/oder Kapitalmarkt-Varianten.“

Die Abspaltung des Kieler Schiffbauers von seinem Mutterkonzern wird seit 2020 diskutiert. Im Geschäftsbericht der Essener aus dem Herbst 2020 werden „aufgrund der spezifischen Markt- und Branchensituation“ Maßnahmen zur Steigerung der Performance und „mögliche Partnerschaften und Konsolidierungsoptionen“ im Zusammenhang mit Marine Systems angesprochen.

Carlyle Group, eine der größten US-Private-Equity-Gesellschaften mit Sitz in Washington, D.C., schloss nach eigenen Angaben das Jahr 2023 mit Rekordergebnissen ab. Dazu gehören verwaltete Vermögen in Höhe von 426 Milliarden US-Dollar (394 Milliarden Euro). Carlyle spricht vom drittbesten Fundraising-Jahr in der Geschichte des Unternehmens.

Mit einem umfassenden Leistungsspektrum im Marineschiffbau positioniert sich thyssenkrupp Marine Systems als drittgrößtes deutsches Unternehmen im Verteidigungsbereich. Das Kieler Unternehmen ist gut aufgestellt, was einen Kontrapunkt zu den in der letzten Zeit nicht immer positiven Meldungen über die Essener Konzernmutter darstellt.

Hier scheint sich Geschichte zu wiederholen. 2002 begann die Bundesregierung die Beteiligung eines anderen US Private-Equity Unternehmens, One Equity Partners (OEP), bei der Kieler HDW rückgängig zu machen. In der Folge gab thyssenkrupp den Impuls zur Fusion der ehemaligen Howaldtswerke-Deutsche Werft (HDW) in Kiel, HDW-Nobiskrug in Rendsburg, Blohm+Voss sowie Blohm+Voss Repair in Hamburg, den Nordseewerken in Emden sowie der schwedischen Kockums und der griechischen Hellenic Shipyards.

Text: hsc/hum

Fotos: hsc / Michael Nitz

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