Es läuft derzeit rund für die US Navy, zumindest was die Aussicht auf zukünftige Indienststellungen betrifft. Denn mit der Taufe des neuesten U-Bootes der Virginia-Klasse auf der Werft von General Dynamics in Groton ist die Übernahme in die Flottenliste der amerikanischen Marine in der Regel nur noch ein bis zwei Jahre entfernt. Als Hyman G. Rickover (SSN-795) wird das Boot demnächst die Weltmeere durchqueren und stellt damit in seiner Klasse eine Besonderheit dar. Mit Ausnahme nur eines weiteren Bootes der Klasse tragen alle SSNs nämlich die Namen von US-Bundesstaaten.
Wer also war der für europäische Ohren Unbekannte, den die Navy so ehrt? Geboren im Jahr 1900 trat Rickover im zarten Alter von 18 Jahren in die Navy ein und begann seine Ausbildung an der Naval Academy. Schon in seinen ersten Jahren an Bord beeindruckte er seine Vorgesetzten mit harter Arbeit und Effizienz. Ein Master of Science in Elektrotechnik an der Columbia-Universität und die Naval Postgraduate School vervollständigten seine Ausbildung. Im Mittelpunkt seines anschließenden Dienstes für die Navy stand der unermüdliche Einsatz für die Entwicklung und Implementierung eines nuklearen Antriebs. Früh hatte er die Vorzüge dieser Technologie für den Einsatz auf U-Booten erkannt und überzeugte letztlich auch Admiral Chester Nimitz. So hatte er mit seinem Team einen wesentlichen Anteil an der Fertigstellung des weltweit ersten atomgetriebenen Unterseebootes, der USS Nautilus. Rickover wurde so bedeutend, dass er die Navy erst 1982, und damit nur vier Jahre vor seinem Tod, im Rang eines Vier-Sterne-Admirals verließ. Fast 30 seiner 64 (sic!) Dienstjahre durfte er den dicken Streifen eines Admirals am Ärmel tragen.
Dem einen oder anderen Marineinteressierten könnte der Name Rickover noch geläufig sein. Bereits früher hatte die Navy seine Verdienste gewürdigt, als sie ein U-Boot der Los Angeles-Klasse nach ihm benannte. Das 1984 in Dienst gestellte Boot war damals nicht nur das einzige seiner Klasse, das nicht den Namen eines amerikanischen Staates oder einer Stadt erhielt. Es war zu diesem Zeitpunkt sogar erst das zweite Schiff seit 1900, das die US-Marine nach einer noch lebenden Person benannte.
Als Taufpatin der brandneuen Hyman G. Rickover fungierte Darleen Greenert, Ehefrau des ehemaligen Chief of Naval Operations, Jonathan Greenert, die traditionelle Sektflasche durfte ihre Tochter zerschlagen. „Es ist wirklich großartig zu sehen, wie das Schiff vollendet wird und dass so viele Menschen hier sind, um die Taufe der Hyman G. Rickover zu feiern und das damit sein Erbe zu ehren“, sagte der Kommandant des U-Bootes, Commander Thomas Niebel.
Seit der Jahrtausendwende werden die U-Boote der Virginia-Klasse von General Dynamics Electric Boat in Groton und Huntington Ingalls (zuvor Newport News Shipbuilding) in Newport News gebaut. Bei einer Länge von 115 Metern verdrängen die nuklear getriebenen Schiffe des Blocks IV 7835 Tonnen. Den 132 Besatzungsmitgliedern stehen in den zwölf Rohren des Vertical Launching Systems Cruise Missiles des Typs Tomahawk zur Verfügung. Weiterhin können aus den vier 533-Millimeter-Torpedorohren Mk-48-Torpedos und Harpoon-Flugkörper zur Bekämpfung von Überwasserzielen verschossen werden. Derzeit stehen 19 Boote der Virginia-Klasse im aktiven Dienst der US Navy.
Text: mb; Fotos: US Navy
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