Goodbye bis 2022: Auslaufen der Protector

Goodbye bis 2022: Auslaufen der Protector

Von Nord nach Süd

Britain will wieder global werden. Dafür lässt es das Aushängeschild der Royal Navy, den brandneuen Flugzeugträger Queen Elizabeth, mit einer multinationalen Kampfgruppe um die halbe Welt Richtung Osten fahren. Doch der Blick richtet sich auch nach Süden, wenn auch nicht ganz so groß angelegt und medienwirksam. Mit der HMS Protector wird erstmals seit 2019 wieder ein Schiff der britischen Marine in den äußersten Südatlantik fahren und die Antarktis besuchen. Optisch ist es auf den ersten Blick nur an der hull number (A 173) als Marinefahrzeug zu erkennen, denn mit seinem signalroten Rumpf sowie den weißen Aufbauten und gelben Masten hat es den Anstrich erhalten, den es als Forschungsfahrzeug für den Einsatz in Polarregionen verdient.

Gebaut wurde das Schiff in Litauen und Norwegen, wo es 2001 als Polarbjørn auch in Dienst gestellt wurde. Zehn Jahre später war die Royal Navy dann auf der Suche nach einem Ersatz für das Eispatrouillenschiff HMS Endurance und so wurde aus der dem „Polarbär“ der „Beschützer“. Eigentlich sollte diese Charter nur drei Jahre dauern, doch weil das 89 Meter lange und 5000 Tonnen verdrängende Schiff die Erwartungen der Marine mehr als erfüllt hat, läuft der Vertrag bis heute weiter.

Vor der Reise hatte die britische Admiralität noch einen Blick auf die Weltkarte geworfen, um zu prüfen, in welchen Seegebieten die Royal Navy noch etwas für ihr Land tun kann. Zu entdecken oder erobern gab es zwar nichts mehr, aber ins Auge gefallen ist den Herren das Datum der letzten Kartierung der See rund um einige tropische Inseln im Südatlantik. Seit knapp 200 Jahren hat in manchen Gegenden fernab der üblichen Schifffahrtsrouten kein Mensch mehr die Lotleine ausgebracht! Und da Ascension, St. Helena und Tristan da Cunha nicht nur auf dem Weg ins eigentliche Einsatzgebiet liegen, sondern auch das gleichnamige britische Überseegebiet bilden, hat man sich zu einem arbeitsreichen Zwischenstopp in Äquatornähe entschieden. Immerhin gibt es in diesem abgelegenen Teil des Commonwealth nicht nur eine eigene Währung, das St-Helena-Pfund, sondern auch 5633 Einwohner, die es zu schützen gilt.

Nach dem Nordpol wird nun der Südpol besucht

Nach dem Nordpol wird nun der Südpol besucht

Nach Abschluss der Arbeiten dort wird Kurs auf ein weiteres britisches Gebiet gesetzt: das British Antarctic Territory. Der südlichste Teil des (ehemaligen) britischen Weltreichs findet sich südlich des 60. Breitengrads und erstreckt sich zwischen 20 und 80 Grad West. Immerhin drei Forschungsstationen betreibt das Land hier, und die wollen auch einmal besucht und versorgt werden. Ab Dezember, wenn die Temperaturen in der Region auch mal knapp über dem Gefrierpunkt liegen können, soll auch hier der Meeresboden in Augenschein genommen werden.

Erst vor wenigen Monaten war die Protector zu Gast in der Arktis. Nach einer längeren Werftliegezeit, in der die Technik auf den neuesten Stand gebracht wurde, konnten sich Schiff und Besatzung mit den Gegebenheiten des ewigen Eises wieder vertraut machen. Wenn nun alles wie vorgesehen läuft, erhält der Eisbrecher eine höchst seltene Auszeichnung. Mit der Überquerung der beiden Polarkreise und des Äquators in nur einem Jahr könnte das Schiff sogar Geschichte schreiben.

Text: mb; Foto: Royal Navy/Crown Copyright

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