An der Marineunteroffizierschule Plön fand am 22. Februar der dritte Teil der Wintervortragsserie statt. Zu Gast war der deutsche Politikwissenschaftler Herr Professor Carlo Masala. Die Gäste aus Gesellschaft, Politik und Bundeswehr hörten knapp 90 Minuten spannendste politische Analysen und Einordnungen zu der derzeitigen sicherheitspolitischen Lage. Zentrales Thema war hierbei die Bedeutung der deutschen, aber auch amerikanischen, russischen sowie chinesischen Marinen.
Eine der Annahmen von Herrn Professor Masala lautete, dass seit Jahrhunderten Kriege eher von der Landseite, also mithilfe der nationalen Heere geplant und geführt würden. Ein Krieg sei nur mit einem Heer zu gewinnen, ein Konflikt nur durch Heere vermeidbar. Diese Sichtweise würde aber die maritimen Komponenten zu sehr vernachlässigen, denn die meisten Staaten, insbesondere die USA, würden nur durch ihre Marinen die eigenen geostrategischen Ziele verwirklicht bekommen. Dies würde bereits beim Verwenden bestimmter Begrifflichkeiten anfangen. In der Politik findet man zu selten den eher zutreffenden Begriff der „Seemacht“, da er zu hart und militärisch klingt. Vielmehr würden Begriffe wie „martim“ oder „Marine“ verwendet werden, welche zwar die seeseitige Kriegsführung miteinschließt, allerdings auch viele andere zivile Begrifflichkeiten wie die Umwelt oder den Handel.
Dabei wäre es von so zentraler Bedeutung die militärische Kriegsführung und Sicherheitskonzeption auf See auch in der breiten Öffentlichkeit so zu benennen. Erst wenn maritime Thematiken in der Gesellschaft wahrgenommen und verstanden werden, kann sich eine wirkmächtige „Navy“ wie in den USA bilden. Diese wiederrum sei von zentraler Bedeutung für das nachhaltige Vertreten der eigenen Sicherheitsinteressen. Dies sei schon immer so gewesen, auch zu Zeiten des Kalten Krieges und auch das Kernprinzip der NATO ist das einer „maritimen Allianz“.
Das 21. Jahrhundert habe laut Professor Masala das Potential ein Maritimes zu werden. Erkennen ließe sich dies unter anderem daran, dass in einem Angriffskrieg wie er derzeit seitens Russlands in der Ukraine geführt wird, auch durch Handelsbeschränkung mit z.B. Getreide auf der Seeseite gedroht wird. Handelsengpässe werden bewusst mit in die strategische Kriegsführung mit einbezogen und diese wiederrum könne man nur mit starken Marinen kontrolliert bekommen. Wie sich Handelsengpässe auf unsere stark von der Ökonomie abhängigen Gesellschaften auswirken, konnte man bereits zu Zeiten der Corona Pandemie und ebenfalls zu Beginn des Ukraine Krieges spürbar erkennen.
Weiterhin sei es wichtig auch auf europäische Seite den militärischen Partner wie den USA – wenngleich auch häufig nur symbolisch – zur Seite zu stehen. Beispiel hierfür war die Fregatte Bayern, welche zwischen 2021 und 2022 mit ihrer Durchquerung des Südchinesischen Meeres ihr fortgesetztes Engagement für die freie Schifffahrt und den Erhalt der regelbasierten internationalen Ordnung im Indo – Pazifik unterstrich. Der Ausruf „Wir teilen eure Bedrohungswahrnehmung“, sei mit dieser Präsenz förmlich zu hören gewesen. Auch weiterhin würde es auf derartige Einsätze und Unterstützungsbemühungen seitens Deutschlands ankommen. „Die Amerikaner sehen so etwas“, so Carlo Masala.
Offenbar orientieren sich aber noch nicht die politischen Entscheidungen an dieser maritimen Notwendigkeit, dies sehe man unter anderem daran, dass das 100 Milliarden Sondervermögen nicht gleichwertig zwischen den Teilstreitkräften aufgeteilt werde. Die Marine erhält den kleinsten finanziellen Anteil.
Professor Masala betont erneut, dass das völkerrechtswidrige Ausdehnen einiger Staaten wie Russland und China unmittelbar und mit Nachdruck gestoppt werden muss, da sonst die ernsthafte Gefahr besteht, dass dies zur Gewohnheit wird. Dies haben vorrangig die USA erkannt und handeln auch danach mit einer verstärkten, wenn auch zeitlich begrenzten Präsenz in Europa.
Es sei von höchster Bedeutung revisionistische Staaten, die als eine für sie vermeintlich ungleich oder unvorteilhafte Machtposition umkehren wollen, in ihrer Vorgehensweise zu stoppen und die demokratischen Werte weiterhin hochzuhalten.
Manches scheint sich historisch zu wiederholen, wichtig sei, dass man aus der Geschichte lernen würde.
Text: MUS Plön / Sebastian Krohn
0 Kommentare