Wir fahren mit (dem) Strom – Elektrische Antriebssysteme für die Schifffahrt. Foto: Peter Andryszak

Wir fahren mit (dem) Strom – Elektrische Antriebssysteme für die Schifffahrt. Foto: Peter Andryszak

Wir fahren mit (dem) Strom

Veranstaltungsrückblick – elektrische Antriebssysteme für die Schifffahrt

Elektrische Antriebssysteme stehen im Fokus zahlreicher Projekte und Initiativen, da sie unter anderem aufgrund hoher Wirkungsgrade gute ökonomische und ökologische Zukunftsperspektiven für die Schifffahrt bieten. Herausforderungen stellen sich insbesondere bei der aktuellen Verfügbarkeit von Brennstoffzellensystemen im Megawattbereich oder bei der Speicherkapazität von Batteriesystemen. Im Rahmen der Veranstaltung „Wir fahren mit (dem) Strom – elektrische Antriebssysteme für die Schifffahrt“, die am 14. Oktober 2021 unter Beteiligung von knapp 140 Teilnehmer*innen stattfand, wurden aktuelle Entwicklungen und Projekte vorgestellt und diskutiert. Kerstin Broocks von der guideLINE GmbH führte durchs Programm. Dr. Susanne Neumann, Leiterin der Geschäftsstelle Niedersachsen des Maritimen Clusters Norddeutschland, begrüßte die Teilnehmer*innen.

Brennstoffzellen aus Dänemark – Ausgangsleistungen bis 5 MW möglich

Mads Friis Jensen, Co-founder und CCO von Blue World Technologies, stellte das Brennstoffzellensystem des Unternehmens vor, das für den Einsatz in maritimen Anwendungen vorgesehen ist. Unter Beteiligung von Alfa Laval entwickelt Blue World Technologies ein System mit 200 kW Ausgangsleistung je Einheit, Skalierungen bis zu 5 MW sind durch den Einsatz mehrerer Module möglich. Der für die Brennstoffzelle benötigte Wasserstoff wird durch einen internen Reformer unter Nutzung der Abwärme der Brennstoffzelle in einem sehr effizienten Prozess aus Methanol gewonnen. Ziel ist eine Verfügbarkeit bereits in 2022.

CO2-neutrale Hafenrundfahrten

In Emden sollen zukünftig Hafenrundfahrten CO2-neutral sein. Für einen innovativen Neubau des bisherigen Hafenboots „MB Ratsdelft“ haben sich die Betreiber-Reederei AG Ems aus Emden, die Schiffswerft Diedrich aus Oldersum sowie die MARIKO GmbH aus Leer in einem Innovationsprojekt zusammengetan. Sören Berg von der MARIKO GmbH stellte die Ideen des Neubaus vor, der rein elektrisch fahren, mit Brennstoffzellen ausgerüstet werden und ein innovatives Schiffsdesign zur Anpassung der Durchfahrtshöhe unter Brücken aufweisen soll.

Ein vollständig elektrisches Forschungsboot

Das OFFIS e.V. – Institut für Informatik betreibt mit eMIR (eMaritime Integrated Reference Platform) eine maritime Forschungsplattform für die Entwicklung und Erprobung zukünftiger maritimer Systeme. Für diese Plattform wird derzeit ein neues Forschungsboot gebaut, mit dem die Erprobung unterschiedlichster maritimer Anwendungsszenarien ermöglicht wird. „Das Boot wird vollständig elektrisch betrieben sein“, sagte Dr. André Bolles, Bereichsleiter FuE Bereich Verkehr von OFFIS. „Zusätzlich wird es voll aktuiert, das heißt, in jede Richtung beweglich und auch auf der Stelle drehbar sein.“ Das Boot kann voraussichtlich im Frühjahr nächsten Jahres in Betrieb genommen werden. „eMIR ist eine Forschungs- und Entwicklungsplattform, die auch von interessierten Forschungseinrichtungen und Unternehmen genutzt werden kann“, betonte Bolles. Den ersten Einsatz wird das Forschungsboot im Rahmen des Projekts AMISIA haben, in dem ein autonomes Baggerschiff konzipiert wird.

Grünes Wassertaxi

Sascha Strasser und Johannes Möller, beide wissenschaftliche Mitarbeiter am Fachbereich Seefahrt und Maritime Wissenschaften an der Hochschule Emden/Leer, stellten das Green Water Taxi aus dem Projekt H2Watt vor. Dabei handelt es sich um ein Konzeptfahrzeug, das Passagiere und auch kleine Lasten flexibel zwischen Festland und Inseln in der Wattenmeer-Region befördern soll. Im Zentrum des Antriebskonzepts steht ein batterie-elektrischer Antrieb. Der Prototyp wurde diesen Sommer im Wattenmeer getestet und das Grundkonzept des Katamarans für den schnellen Personentransport im Wattenmeer konnte bestätigt werden. Nun geht es darum, die Antriebstechnologie mit so genannten „Range Extendern“ zu erweitern.

Assistenzsysteme zur Anlaufoptimierung

Prof. Dr.-Ing. Christian Denker, Professor für Technische Navigation und Assistenzsysteme in der Schiffsführung am Fachbereich Seefahrt und Logistik der Jade Hochschule in Elsfleth, sprach über Assistenzsysteme zu Anlaufoptimierung von Schiffen in Häfen. Ziel ist es, künftig eine Verbrauchsreduktion bei der Anfahrt von Häfen zu erreichen. Ermöglicht wird dies durch Systeme, die Nautiker*innen an Bord dabei unterstützen, eine möglichst energie-optimale Route zum Zielhafen zu wählen. Im Idealfall werden die Erfahrungen des nautischen Personals in ein automatisiertes System überführt. Im Projekt greenCoPilot arbeiten Forschende an Methoden zur besseren Kommunikation und Automation, damit auch in der Schifffahrt Lagebilder des Verkehrs synchron an Bord der beteiligten Schiffe und in den Verkehrs- und Flottenzentralen erzeugt werden können. Um gemeinsam mit interessierten Unternehmen im Bereich nautische Assistenzsysteme aktiv zu werden, baut die Jade Hochschule eine KI-Recheninfrastruktur auf, um beispielsweise raum- und zeitabhängige nautische Daten in diesem Zusammenhang künftig schneller in Bezug setzen zu können.

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