Moskau hat seine Wirtschaft auf Kriegsproduktion umgestellt. Wenn da einer der staatlichen Rüstungskonzerne wie die United Shipbuilding Corporation (USC), die gemäß EU-Sanktionen als ein „Hauptlieferant von Militärschiffen für die Russische Marine“ gilt, ins Straucheln gerät, dann wird es eng! Die USC als Konglomerat verschiedener Werften musste sich Mitte August in einem der Hauptbetriebe in Chabarovsk am Amur weit im Osten des Landes von fast Dreiviertel ihrer Belegschaft trennen. Abgelegene Standorte, kostenintensive Transporte, Limitierung auf mittlere bis kleine Kriegsschiffe – und natürlich auch die Sanktionen – zeichnen ein düsteres Bild. Veraltete Ausrüstung und arbeitsintensive Prozesse, ineffiziente Kooperation untereinander und komplexe Kleinserien oder Einzelanfertigungen lassen darüber hinaus nahezu alle Werften Russlands rote Zahlen schreiben. Sinnbild für diese Misere im Schiffbau ist der brandneue Hochsee-Schlepper „Kapitan Ushakov“ (Project 23470, 70 Meter, 3.200 Tonnen, Eisklasse 4), der im Endstadium der Ausrüstung Anfang August an der Pier im Baltic Shipyard in Sankt Petersburg einen Wassereinbruch erlitt, kenterte und sank. Der Schlepper war 2017 in Yaroslavl nördlich von Moskau auf Kiel gelegt und ein Jahr nach seinem Stapellauf an die Ostsee geschleppt worden. Ende letzten Jahres schon hätte er seinen Dienst in der Nordflotte antreten sollen. Die „Ushakov“ zumindest wird den russischen Ambitionen in der Arktis fehlen, denn ihre drei Schwesterschiffe fahren unerreichbar im kriegsgebeutelten Schwarzen Meer (2) und in der vom Erdbeben erschütterten Pazifikregion.



