Vizeadmiral Sir Clive Johnstone. Foto: ISPK

Vizeadmiral Sir Clive Johnstone. Foto: ISPK

In Memoriam Viceadmiral (ret) Sir Clive Johnstone, Royal Navy

Nachruf des ISPK (Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel)

Von Dr. Sarah Kirchberger und Dr. Sebastian Bruns

Wir trauern um Viceadmiral (ret) Sir Clive C. C. Johnstone KBE, CB, Royal Navy, der am 12. Mai 2024 im Alter von 60 Jahren plötzlich und unerwartet verstorben ist. Als britischer Marineoffizier war er zuletzt bis 2019 Kommandeur des NATO Maritime Command (MARCOM) in Northwood nahe London. Im Anschluss arbeitete er als Director of Strategy bei der maritimen Consulting-Firma BMT Group Ltd (ehemals British Maritime Technology), war Distinguished Fellow am Royal United Services Institute (RUSI) und fungierte seit 2023 als Präsident der Royal British Legion, der britischen Veteranenorganisation.

In seiner Rolle als COM MARCOM haben wir ihn 2016 kennengelernt – dankenswerterweise unterstützte er damals als Keynote Speaker die vom ISPK gemeinsam mit dem ebenfalls an der Förde beheimateten Center of Excellence for Operations in Confined and Shallow Waters (COE CSW) veranstaltete Kiel Conference 2016 zum Thema „High North“. Seine großartige Rede auf dieser Konferenz war nur der Auftakt für einen sich im Anschluss daran entwickelnden, intensiven Kontakt: Admiral Johnstone war hoch interessiert am inhaltlichen Austausch mit einer Fachwelt jenseits der Streitkräfte und entwickelte sich im Lauf der folgenden Jahre immer mehr zu unserem Mentor, Freund und wichtigem Unterstützer der Arbeit unseres Instituts – auch gerade in Deutschland. Vor der Zeitenwende war es bekanntlich oft nicht einfach, als Zivilist empirische sicherheitspolitische Forschung und Lehre jenseits einer inhaltlich oft eng gefassten Friedensforschung zu betreiben. Admiral Johnstone stärkte uns den Rücken, indem er als COM MARCOM einen enthusiastischen Brief an die Stadtspitze von Kiel und die Kieler Universitätsleitung schrieb, in welchem er den großen Wert eines offenen Diskussionsforums wie der Kieler Konferenzreihe zur maritimen Sicherheit (Kiel Seapower Series) für seine Arbeit am NATO Maritime Command hervorhob. Dies regte ihn an, in London und Umgebung ein ähnliches, jährliches Seapower-Konferenzformat für den fachlichen Austausch zwischen Marinen, MARCOM und der akademischen Fachwelt zu etablieren, gemeinsam mit der Universität Plymouth, an dem wir regelmäßig mitwirken durften. Als er im August 2017 die NATO Standing Maritime Group 1 in Helsinki besuchte, nutzte er die Regionalkenntnisse der Finnin Sarah Kirchberger als „POLAD für einen Tag“, wie er es später oft scherzhaft ausdrückte. Und als er 2019 aus dem Amt schied, hatten Sebastian Bruns und Sarah Kirchberger die große Ehre, als seine persönlichen Gäste bei der Kommandoübergabe in Northwood dabei zu sein.

Sir Clive war immer bereit, ihm sinnvoll erscheinende Initiativen mit vollem Einsatz zu unterstützen. Er konsultierte uns seinerseits im Laufe der Jahre, wann immer dies ihm sinnvoll erschien – unter anderem zu Fragen der finnischen NATO-Partnerschaft, zur Entwicklung Chinas als geostrategischem Akteur oder zu seestrategischen Fragen allgemein. Seine Offenheit für diverse Sichtweisen und seine persönliche Wertschätzung zeigten uns immer wieder erneut, dass er maritime sicherheitspolitische Akademiker als Team-Player begriff, nicht als Kritiker oder gar Gegner der Marine. Dies mag auch seiner eigenen akademischen Ausbildung als Anthropologe geschuldet sein, die Neugier auf fremde Sichtweisen jenseits der eigenen kulturellen Prägungen ja förmlich voraussetzt. Vielleicht war es aber auch einfach ein prägender Charakterzug seiner selbst, der in seiner warmen Freundlichkeit und seinem wertschätzenden Interesse am menschlichen Gegenüber jederzeit zum Ausdruck kam. „Dies ist ein gut geführtes Schiff“, sagte er einmal anerkennend bei einem Dinner im Heli-Hangar eines deutschen Einsatzgruppenversorgers. Auf die Frage, woran er das festmache, sagte er: „Schaut in die Gesichter der Besatzungsmitglieder: Sie sind offensichtlich stolz auf ihr Schiff und versuchen mit leuchtenden Augen und einem Lächeln im Gesicht einen richtig guten Job zu machen. Mehr muss man nicht sehen, um zu wissen, dass es um die Moral dieser Besatzung gut bestellt ist.“

Clive Johnstone wurde an der Shrewsbury School und der Universität von Durham ausgebildet, wo er ein Studium der Anthropologie absolvierte. Seine militärische Laufbahn bei der Royal Navy begann Mitte der 1980er Jahre. Unter anderem diente er in späteren Verwendungen an Bord der bekannten königlichen Yacht "Britannia". Mit ihr nahm er 1997 an der Übergabe der Kronkolonie Hongkong an die Volkrepublik China teil. Zwei weitere Jahre war er im Anschluss auf dem leichten Flugzeugträger HMS Invincible eingesetzt. 1999 wurde er Kommandant der Fregatte HMS Iron Duke, 2005 übertrug man ihm das Kommando über das große Landungsschiff HMS Bulwark. Im Anschluss an diese vielfältigen Bordverwendungen wechselte er ins britische Verteidigungsministerium und wurde schließlich nach weiteren Stationen von Oktober 2015 bis Mai 2019 – nunmehr als Vizeadmiral – Kommandeur des Allied Maritime Command. 2019 wurde er von Königin Elizabeth II. zum Ritter geschlagen (Knight Commander of the Order of the British Empire, KBE).

Wir verdanken Admiral Johnstone unschätzbar viel, und sein unerwarteter Verlust schmerzt uns sehr. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie, insbesondere seiner Ehefrau Alison und seinen beiden Töchtern sowie seinen engsten Freunden und Kollegen. Wir schätzen die vielen schönen Erinnerungen an ihn wert und werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.

Kiel, den 15. Mai 2024

 

1 Kommentar

  1. Ein ehrendes und sehr persönliches Gedenken für eine offensichtlich herausragende Persönlichkeit!

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