Die britische Carrier Strike Group (CSG 25) mit dem Flugzeugträger HMS Prince of Wales und einem multinationalen Begleitverband hat Ende April Kurs auf das Mittelmeer genommen. Damit beginnt ein achtmonatiger Einsatz unter dem Namen "Operation Highmast" – der die Royal Navy gemeinsam mit Verbündeten in das Mittelmeer, den Mittleren Osten, den Indische Ozean und den Indo-Pazifik führt.

HMS Prince of Wales, HMS Astute. Foto: Royal Navy/Crown Copyright
Zum Verband gehören u.a. der Zerstörer HMS Dauntless (Type 45), die Fregatte HMS Richmond (Type 23), die Versorger HMS Tidespring und HMS Tideforce (in den ersten Phasen der Reise), sowie das nuklearbetriebene Jagd-U-Boot HMS Astute. Eine Tatsache, die ‚Mer et Marine‘ bemerkenswert findet, da derzeit nur zwei der fünf britischen SSNs einsatzbereit sind. Ergänzt wird der Verband durch internationale Partner: die spanische Fregatte Méndez Núñez, die norwegische Roald Amundsen sowie der Versorger Maud. Die kanadische Fregatte HMCS Ville de Québec soll sich später eingliedern. An Bord der Prince of Wales befinden sich derzeit mindestens 12 F-35B-Kampfflugzeuge. Theoretisch kann der Träger aktuell 18 Maschinen aufnehmen, im späteren Verlauf des Einsatzes sollen es bis zu 24 werden. Auch Merlin-Hubschrauber und unbemannte Systeme sind Teil des Luftfahrzeugkontingents.

Méndez Núñez, HMS Dauntless, HMS Prince of Wales, HMS Astute. Foto: Royal Navy/Crown Copyright
Der Kommandeur der Einsatzgruppe, Commodore James Blackmore, erklärte, Ziel sei es, eine überzeugende Abschreckung zu demonstrieren und den Willen Großbritanniens zu bekräftigen, die regelbasierte internationale Ordnung zu verteidigen. Verteidigungsminister John Healey betonte, dass Großbritannien zu den wenigen Ländern gehöre, die eine solch komplexe multinationale Trägergruppe anführen könnten.
Strategie im Indo-Pazifik: Allianzaufbau und Abschreckung
Die Entsendung folgt der 2021 eingeschlagenen strategischen Neuausrichtung Londons mit verstärktem Fokus auf den Indo-Pazifik. Der Einsatz sendet ein klares Signal an Partnerstaaten wie Japan, Australien, die USA und Kanada: Großbritannien bleibt engagiert. Die CSG wird an einer Vielzahl von bilateralen und multilateralen Manövern teilnehmen, darunter La Pérouse, Talisman Sabre und Übungen mit ASEAN-Staaten.

HMS Prince of Wales. Foto: Royal Navy/Crown Copyright
Dabei unterstreicht London die Notwendigkeit, euro-atlantische und indopazifische Sicherheitsinteressen zu verknüpfen. Auch wenn Jens Stoltenberg nicht mehr NATO-Generalsekretär ist, so bleibt seine Aussage aktuell: "Die Sicherheit Europas hängt mit der Sicherheit Asiens zusammen – und umgekehrt." Tatsächlich stärkt der Einsatz auch die NATO-Doktrin, Bedrohungen global zu denken.
China verfolgt den Einsatz kritisch. Die chinesische Staatszeitung Global Times kommentierte spöttisch, Großbritannien betreibe "imperiale Nostalgie", wenn es sich in Taiwanfragen exponiere. Pekings wachsender Flottenausbau, aggressive Territorialansprüche im Südchinesischen Meer und intensive Marinemanöver verdeutlichen die angespannten Verhältnisse. Auch wenn London betont, es handle sich um Routinemanöver, so versteht sich die CSG-Verlegung auch als indirektes Signal an China: Europa ist nicht abwesend.

Carrier Strike Group 25 – HMS Astute, HMS Prince of Wales, HMS Dauntless, Mendez-Nunez, dahinter RFA Tideforce, HNoMS Maud, RFA Tidespring, dahinter HNoMS Roald Amundsen, HMS Richmond. Foto: Royal Navy/Crown Copyright
Europäisch-transatlantischer Rahmen
Innerhalb Europas zeigt die Mission eine vertiefte politische Abstimmung. Neben der engen bilateralen Kooperation mit Frankreich – in diesem Jahr u.a. gemeinsame Luftabwehrübungen – gibt es zunehmend Trägerkooperationen, z.B. mit Italiens Cavour. Die CSG bildet das Rückgrat dieser Interoperabilität. Gleichzeitig demonstriert Großbritannien seinen Partnern, dass es trotz Brexit ein sicherheitspolitisch aktiver europäischer Akteur bleibt.
Auf transatlantischer Ebene ergänzt die Mission die US-Strategie der Lastenteilung. US Kommentatoren begrüßen das britische Engagement, da es amerikanische Trägergruppen entlastet, strategische Tiefe schafft und Solidarität demonstriert. Für die NATO bedeutet es eine sichtbare maritim-strategische Präsenz vom Atlantik bis zum Westpazifik.

Carrier Strike Group 25 – HMS Astute, HMS Prince of Wales, HMS Dauntless, Mendez-Nunez. Foto: Royal Navy/Crown Copyright
Reaktionen und Diskussion
Innerhalb Großbritanniens gibt es Kritik, die sich auf den Zustand der Flotte konzentriert: Der Marineblog Navy Lookout weist auf die geringen einsatzfähigen Einheiten hin. Kritiker fordern, der Schwerpunkt solle wieder stärker auf europäischer Abschreckung gegenüber Russland liegen. Befürworter kontern, eine globale Präsenz schließe europäische Verpflichtungen nicht aus.
Frankreich sieht die Mission weitgehend positiv. Die französische Marineführung betont seit Jahren die Komplementarität der europäischen Trägerflotten. Gemeinsame Übungen mit der Charles de Gaulle stärken das gegenseitige Vertrauen. Auch aus den skandinavischen Staaten gibt es Unterstützung für die Verknüpfung europäischer und indopazifischer Sicherheit.
Symbolik mit Substanz
Der CSG-25-Einsatz ist mehr als bloße Machtdemonstration. Er zeigt, dass Großbritannien in der Lage ist, maritime Machtprojektion global umzusetzen – trotz Herausforderungen bei Infrastruktur und Personal. Die Beteiligung internationaler Partner verleiht der Mission geopolitisches Gewicht. Die strategische Wirkung wird sich an der Frage messen müssen, wie glaubhaft und dauerhaft dieses Engagement bleibt – gegenüber Partnern ebenso wie gegenüber Rivalen.
Mit "Highmast" markiert die Royal Navy erneut ihren Anspruch, eine global einsatzfähige Marine zu sein. Für Europa, die NATO und den indo-pazifischen Raum ist die Mission ein Signal: Die maritime Ordnung wird verteidigt – nicht isoliert, sondern vernetzt.
hum
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