Greyshark bei Schwimmversuchen. Screenshot Video EuroAtlas/EvoLogics

Greyshark bei Schwimmversuchen. Screenshot Video EuroAtlas/EvoLogics

GREYSHARK™ – Unter Wasser ein Netzwerk von Rheinmetall

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Am 6. August 2025 wurde die Partnerschaft zwischen Rheinmetall und EuroAtlas bekannt: Das autonome Unterwasserfahrzeug GREYSHARK™ soll in die digitale Gefechtsarchitektur Battlesuite™ eingebunden werden. Die gemeinsame Zielrichtung: ein einsatztaugliches System für maritime Überwachung, Infrastrukturschutz und Lageaufklärung unterhalb der militärischen Schwelle.

Autonom, ausdauernd, vernetzt

GREYSHARK™ ist ein schweres AUV der 6- bis 8-Meter-Klasse, je nach Variante zwischen 3 und 4,5 Tonnen schwer. Die batteriebetriebene "Bravo"-Version eignet sich für Kurzzeiteinsätze, während die mit Brennstoffzelle ausgestattete "Foxtrot"-Variante eine Ausdauer von bis zu 16 Wochen bzw. mehr als 10.000 Seemeilen erreicht. Mit über 12 Knoten Spitzengeschwindigkeit, einem hydrodynamischen Rumpf und Ringpropeller-Antrieb verfügt GREYSHARK™ über hohe Wendigkeit und Reichweite.

Die Sensorik besteht aus 17 Modulen, darunter Synthetic Aperture Sonar (SAS), Multibeam-Echolot, optische, elektromagnetische und LiDAR-Komponenten. Eine KI-basierte Sensorfusion analysiert die Lage in Echtzeit. Akustische Modems von EvoLogics ermöglichen die Schwarmvernetzung unter Wasser. GREYSHARK™ soll ohne Auftauchen in Gruppen von bis zu sechs Fahrzeugen koordiniert operieren können. Ermöglicht wird dies durch ein von EvoLogics entwickeltes akustisches Kommunikationssystem, das auf Delfin-ähnlicher Schallkommunikation basiert und wie in einem Mesh-Netzwerk zuverlässigen Datenaustausch ermöglichen soll.

See-Erprobung im Sommer 2025. Foto: EuroAtlas.
See-Erprobung im Sommer 2025. Foto: EuroAtlas.

Einsatzszenarien: Schutz, Aufklärung, Simulation

Das System wurde für den Schutz kritischer Infrastruktur, die Überwachung von Seegebieten und die verdeckte Aufklärung unter Wasser konzipiert. Es kann entlang von Pipelines patrouillieren, potenzielle Saboteure oder unbekannte Unterwasserobjekte identifizieren, Objekte markieren und Informationen in Echtzeit übermitteln. Auch als "intelligentes Ziel" für U-Jagd- und Minenabwehrtrainings ist GREYSHARK™ nutzbar.

Das Antriebskonzept erlaubt große Tiefen und hohe Persistenz. Die Einsätze erfolgen autonom, können aber jederzeit durch eine Überwachungsinstanz an Land oder an Bord begleitet werden. Dank ITAR-Freiheit ist das System ohne US-Genehmigung exportfähig und interoperabel mit NATO-Kommandostrukturen.

Rheinmetalls strategischer Vorstoß in die maritime Domäne

Die Zusammenarbeit mit EuroAtlas und EvoLogics verfolgt dabei nicht nur technologische, sondern auch strukturpolitische Ziele. GREYSHARK™ soll Teil eines umfassenden, digital vernetzten Küstenverteidigungssystems werden, das Rheinmetall in verschiedenen Partnerstaaten aufbaut. Die Battlesuite™-Architektur dient als Rückgrat für diese System-of-Systems-Ansätze, die Sensoren, C2-Komponenten, AUVs und Unterstützungsnetze integrieren.

Der Kooperationsrahmen umfasst neben Systemintegration und Vertrieb auch die gemeinsame Weiterentwicklung und missionsspezifische Anpassung künftiger GREYSHARK™-Varianten. Ziel ist es, die Plattform in abgestimmte nationale Küstenverteidigungskonzepte einzubinden – skalierbar, interoperabel und bedarfsorientiert. Ebenso betont die Partnerschaft eine europäische Fertigungs- und Logistikkette: Konstruktion, Bau, Betrieb und Rückführung sollen lokal verankert werden, um Souveränität und Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Mit GREYSHARK™ und Battlesuite™ erschließt sich Rheinmetall den maritimen Raum. Bisher primär für Land- und Luftelemente bekannt, positioniert sich das Unternehmen nun als Anbieter vernetzter Unterwassersysteme. Das Ziel: ein digitales, sensorisch unterfüttertes Lagebild von der Tiefe bis in die Luft. Mit Potenzial für weitere Ausbaustufen – Kooperationen mit Marinen, Werften oder der Offshore-Industrie.

GREYSHARK™ hat damit das Potenzial,  eine relevante Ergänzung für im Einsatz moderner Seestreitkräfte zu werden, insbesondere zur Absicherung maritimer kritischer Infrastrukturen oder im Vorfeld konventioneller Konflikte.

Greyshark in action. Screenshot Video EuroAtlas/EvoLogic
Greyshark in action. Screenshot Video EuroAtlas/EvoLogic

Ausblick

Im sich entwickelnden europäischen Markt autonomer Unterwasserfahrzeuge konkurriert GREYSHARK™ mit Systemen wie dem norwegischen HUGIN, dem französischen AUSS, dem schwedischen Sabertooth und neuerdings auch mit Entwicklungen von Helsing. Letztere bieten mit dem Lura SG-1 einen KI-basierten Glider für taktisch flexible Küsteneinsätze. Lura SG-1 bewegt sich in einer deutlich anderen Gewichtsklasse als GREYSHARK™ und verfolgt ein anderes Konzept – beide Entwicklungen zeigen jedoch den Trend zu europäischer Autonomie unter Wasser.

Für die wehrtechnische und maritime Fachwelt markiert GREYSHARK einen bedeutenden Schritt nach vorn. Das System verbindet moderne AUV-Technik (hohe Autonomie, KI, Schwarmfähigkeit) mit praktischer Einsatzrelevanz für aktuelle Bedrohungsszenarien in Küstengewässern und darüber hinaus. Die Integration in Rheinmetalls Küstenverteidigungssysteme und digitale Vernetzung im Battlesuite-Verbund bedeuten, dass Unterwasser-Daten künftig gleichberechtigt neben Boden-, Luft- und Überwassersensorik stehen können. EuroAtlas, EvoLogics (Berlin) und die Fassmer Werft (Hülle) demonstrieren mit GREYSHARK zugleich die Leistungsfähigkeit der europäischen Rüstungsindustrie auf einem hochinnovativen Feld. Ohne ITAR-Beschränkungen ist GREYSHARK™ exportfähig an NATO-Partner und EU-Staaten – bei gleichzeitiger Sicherung nationaler Schlüsseltechnologien. Für Marineplaner und politische Entscheider dürfte GREYSHARK daher nicht nur ein faszinierendes Technologieprojekt sein, sondern ein konkretes Werkzeug, um die Sicherheit auf und unter der See im 21. Jahrhundert zu gewährleisten.

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