Die Fregatte „Hamburg“ hat Wilhelmshaven heute Morgen verlassen, um sich der Operation EUNAVFOR Aspides im Roten Meer anzuschließen.
Heute hat der Kommandeur Einsatzkräfte und Abteilungsleiter Operation, Konteradmiral Stephan Haisch die Fregatte "Hamburg" verabschiedet. Das Schiff fährt ins Mittelmeer zur griechischen Insel Kreta. Dort bereiten sich Schiff und Besatzung mit einem Flugkörperschießen auf den beabsichtigten Einsatz im Roten Meer vor.
Zuvor hatte ihr Schwesterschiff der Klasse 124, die „Hessen“, an der Operation im Roten Meer erfolgreich teilgenommen (wir berichteten Die "Hessen" ist wieder daheim). Beim Auslaufen in Wilhelmshaven waren Vertreter der Presse seitens der Besatzung der "Hamburg" nicht erwünscht. Das mag daran liegen, dass die Berichterstattung über den abgeschlossenen Einsatz der „Hessen“ nicht immer das Maß an Seriosität aufwies, welches man sich von gut recherchierten und informativen Berichten gewünscht hätte. So hatte die Behauptung, die „Hessen“ sei nicht mit ausreichend Munition ausgerüstet, für erheblichen Wirbel gesorgt.
Die reißerische Berichterstattung verursachte Sorgen bei den Angehörigen zu Hause, aber eine wehrlose Fregatte war die „Hessen“ ganz und gar nicht, das sei „auf der Sachebene unbegründet“ so Volker Kübsch, der Kommandant der „Hessen“. „Nur können wir unser Wissen eben nicht immer einfach nach Hause kommunizieren, weil es sich meist um eingestufte, schutzwürdige Inhalte handelt.“ sagte er dem marineforum im Interview. Und dass genügend Munition da war, wissen wir inzwischen – und dass auch ordentlich nachgeladen wurde, wissen wir auch, ebenso dass die „Hamburg“ nun ebenfalls randvoll sein wird. Alles andere wäre nicht „Goldstandard“, wie der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Jan Christian Kaack, mehrfach zur Entsendung der „Hessen“ betont hatte.
Und nun schon wieder: Der NDR schreibt am Sonntag von einem „Himmelfahrtskommando“, das die „Hamburg“ erhalten habe. Wiederholt das auch auf NDR Info am Montagmorgen! Das wisse man von einem erfahrenen Besatzungsangehörigen. Es fehle ein Radar, um feindliche Raketen abzuwehren, so die Interpretation der beiden Journalistinnen. Wenn es nicht die Munition ist, muss es also irgendetwas anderes sein, um der gesamten Befehlskette bis hinauf zum Minister zu unterstellen, man würde ohne Sinn für Verantwortung das Leben von Männern und Frauen der Bundeswehr gefährden. Und genau das sagt auch Fregattenkapitän Marco Thiele, Vertreter der Marine im Deutschen Bundeswehrverband: „Niemand würde die Besatzung in einen Einsatz schicken, der nicht zu verantworten sei“. Der Kommandant der „Hamburg“, Fregattenkapitän Andreas Schmidt, hat allen Angehörigen ein persönliches Schreiben übersandt, in dem der sich für ihre Geduld, Stärke und Unterstützung bedankt. Auch er bekräftigt, dass die Besatzung "gut ausgerüstet und hervorragend ausgebildet" sei.
Und was ist denn nun dran an der Behauptung? Die „Hamburg“ hat die gleiche Sensorik wie die „Hessen“, ist genauso gut vorbereitet und ausgebildet, und profitiert zudem von der gemachten Erfahrung ihrer Vorgängerin. In kürzester Zeit wurden Auswertungen durchgeführt, da hat man Köpfe zusammengesteckt und Ergebnisse ausgetauscht. Alles andere wäre fahrlässig. Hätte das Fazit gelautet, man könne den Einsatz nicht noch einmal durchführen, die „Hamburg“ läge noch in Wilhelmshaven. Und was ist jetzt das Problem? Marco Thiele erklärt es: „Die Fregatte "Hamburg" kann schnell und steil anfliegende Anti-Schiffs-Raketen, so genannte Anti Ship Ballistic Missiles (ASBM), nicht alleine abwehren.“ Wir wissen, dass 2017/18 das Bundesverteidigungsministerium (BMVg) aus Kostengründen eine sogenannte Obsoleszenz-Beseitigung nicht vorgenommen hatte. Das, so Thiele, „(…) ist ein Fehler gewesen". Was diese Maßnahme bedeutet hätte, kann man im marineforum 12-2019 nachlesen.
Das alles bedeutet nicht, dass die Fregatte „Hamburg“ wehrlos ist, denn sie fährt ebenso im Verbund mit anderen Kriegsschiffen, wie die „Hessen“ Anfang des Jahres. Man profitiert gegenseitig von den vorhandenen Sensoren und Waffen. Auch die „Hamburg“ hat mit ihrem weitreichenden Smart-L Radar hohe Qualitäten, denn nicht ohne Grund fahren Schiffe der Klasse 124 in US-amerikanischen Trägerverbänden als gern gesehene Hochwert-Fregatten mit. Zwar geht es in diesem Einsatz auch um ASBM-Abwehr, aber es sind vorrangig Drohnen, die der Schifffahrt und den Kriegsschiffen im Roten Meer Sorgen bereiten. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich die Schiffe der Sachsen-Klasse (F 124) inzwischen 20 Jahre im Dienst befinden. Doch selbst gut gewartete deutsche Schiffe brauchen hin und wieder Zuwendung, und das gibt es nicht zum Nulltarif!
Über Zeit und Planung des Eintreffens im Roten Meer verlautete nichts. Das Flugkörperschießen bereitet auf den Einsatz unmittelbar vor. Dort sind derzeit mehrere EU Einheiten. Der Verband besteht aus der griechischen Fregatte F 454 „Psara“, Typ Meko 200 der Hydra-Klasse, der italienischen Fregatte F 591 „Virginio Fasan“ der Carlo Bergamini-Klasse und der französischen Fregatte D 620 „Forbin“ der Horizon-Klasse. Geführt werden die Schiffe von Commodore George Pastoor der königlich-niederländischen Marine, die dazu das Mehrzweckschiff A 833 „Karel Doorman“ gestellt hat.
Marineforum wird den Einsatz begleiten und falls nötig, auch mal überzogene Schlagzeilen bekritteln. Erstens, weil die Angelegenheit zu ernst ist, und zweitens auch aus Rücksicht auf die Besatzung und deren Angehörige. Ist etwas schlecht, werden wir es beim Namen nennen, aber bitte nicht so, wie Katharina Seiler und Christina Gerlach. Und ist da etwas dabei, das keinen Außenstehenden etwas angeht, schon gar nicht die Huthi-Milizen, so halten wir uns zurück. Deshalb ist das Schweigen des Ministeriums zu operativen und technischen Details nicht als ein Mauern zu verstehen, sondern schlichtweg verantwortungsbewusstes und lageorientiertes Informieren. Der Einsatz ist gefährlich, es braucht Mut, es braucht Können und höchste Standards. Und es braucht ganz besonders unseren Respekt.
Die Redaktion wünscht einen erfolgreichen Einsatz und gesunde Heimkehr!
Text: Stephenson / Schlüter
Es ist schade, dass selbst die ortsansässige Presse immer mit diesem überkritischen (ablehnenden) Unterton über Euren besonderen Einsatz berichtet.
Da würde man doch erwarten können, dass die Redaktionen Reporter beauftragt, die mit mehr Sachkenntnis an ihrer Bericherstattung arbeiten. Euer täglicher Dienst verdient einfach mehr Anerkennung, Respekt und vor allem Anteilnahme!!!
Ich wünsche Euch und Eurem stolzem Schiff eine glückliche Heimkehr!!
Die Ostsee-Zeitung, in der Stadt Rostock mit der höchsten Marine-Behörde beheimatet, schrieb bisher kein Wort zum Einsatz der HAMBURG. Aber vielleicht ist das auch besser so, denn bisher tat sich dieses Blatt immer wieder mit groben Schnitzern statt mit guter Marineberichterstattung hervor.
Für unsere HAMBURG „fair winds and following seas“!
Danke von uns Angehörigen für den ausgewogenen Bericht – statt „Himmelsfahrtkommando“!
Danke, dass ihr für uns da seid. Kommt gesund wieder.
Mut & Respekt, das hat die Besatzung mehr als Berlin.
Wo waren denn Politiker & der Musikzug war extrem leise, oder war er vielleicht nicht da… ?
Ich war irgendwie nicht auf der gleichen Verabschiedung, wie die Presse hier. Die Gespräche mit Besatzungsmitgliedern, die ich geführt habe, haben nichts von „wir wollen keine MUSIK, Politik und Presse“. Könnte es sein, dass Berlin hier eher mitgemischt hat… ? Ganz ehrlich, das war eine Verabschiedung zum Fremdschämen, aus Sicht von Angehörigen, so waren mehre Stimmen am Rande zu hören. Und ja, dem muss ich mich echt anschließen.
Alles Gute, Jungs. Passt auf euch auf und kommt gesund wieder.