Landstrom Cruise Center-Steinwerder. Bild: Cruise Gate Hamburg (CGH)

Landstrom Cruise Center-Steinwerder. Bild: Cruise Gate Hamburg (CGH)

Hamburg - Landstrom-Pflicht für Kreuzfahrtschiffe

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Der Hamburger Hafen will schneller sein als die Europäische Union. Nach Angaben der Wirtschaftssenatorin Dr. Melanie Leonhard (SPD) müssen Kreuzfahrtschiffe ab 2027 den im Hafen zur Verfügung stehenden grünen Landstrom nutzen. In der EU gilt die Vorschrift erst ab 2030.

Die Verpflichtung zur Landstromnutzung gilt für alle Schiffe, die technisch dazu in der Lage sind. Bereits seit 2017 gibt es am Kreuzfahrtterminal in Altona eine Landstromanlage. Im vergangenen Jahr ist der Betrieb in Steinwerder aufgenommen worden und in diesem Jahr folgt das neue Kreuzfahrtterminal in der Hafencity. Schiffe werden darüber per Kabel von Land aus mit Energie versorgt, damit sie ihre bordeigenen Generatoren zum Vermeiden von Schiffs-Emissionen während der Liegezeit im Hafen abschalten können.

Die Befürchtung, dass Kreuzfahrtschiffe einen Bogen um Hamburg machen, wenn hier die Landstrompflicht früher gilt als EU-weit, hat die Hamburger Wirtschaftssenatorin nicht. Schon jetzt nutzten fast zwei Drittel aller Schiffe, die landstromfähig sind, das Angebot in Hamburg – und das ganz ohne Pflicht. Dabei ist Landstrom bislang wesentlich teurer als der Betrieb der Bord-Generatoren.

Es sei wichtig für die Akzeptanz des Kreuzfahrtgeschäftes in der Stadt. Das Geschäft solle wachsen, gerade deshalb sollten Schiffe diese Technologie auch nutzen, so die Wirtschaftssenatorin im Gespräch mit dem NDR. Von der „Hanseatic Spirit“ bis zur „Mein Schiff 7“: Seit Jahresbeginn haben Kreuzfahrtschiffe rund 80-mal im Hamburger Hafen Strom von Land bezogen.

Hamburger Kreuzfahrtterminals. Grafik: Google – Kartendaten 2025
Hamburger Kreuzfahrtterminals. Grafik: Google – Kartendaten 2025

Nach vielen Jahren sei nun mittlerweile im Kreuzfahrtsegment der Knoten geplatzt, teilte der Sprecher der Wirtschaftsbehörde mit. Und wenn Kreuzfahrer sich nicht an die neuen Regeln hielten, drohen Sanktionen. Die Senatorin geht davon aus, dass dann sogenannte Ersatzzahlungen zu leisten sind.

Ähnliche Anlagen sollen zukünftig auch für Container-Schiffe an den Terminals Burchardkai und Altenwerder installiert werden. Der Chef der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) sagte gegenüber dem NDR, dass der Hamburger Hafen in Europa seit Jahren Vorreiter in Sachen Landstrom sei. Nun könne mit der Fertigstellung der beiden Anschlusspunkte in der Hafencity im nächsten Jahr ein funktionierendes Landstrom-System ab 2027 zur Verfügung gestellt werden.

Im Jahr 2024 hörte sich das allerdings noch anders an. Es wurde bedauert, dass die vorhandene Infrastruktur nicht genutzt werde, es könne ja niemand dazu gezwungen werden. Die Gründe seien nicht ganz klar. Für manche Schiffe wären die Anschlüsse zu schwach, sagen einige Schiffsführer abseits der Kamera. Die zuständige Wirtschaftsbehörde hatte das jedoch immer zurückgewiesen. Die Landstromversorgung entspreche nach ihren Erkenntnissen dem gegenwärtigen Bedarf der Schiffe, so der Sprecher der Wirtschafsbehörde.

Eine andere Vermutung ist da sehr viel naheliegender. Zum einen haben manche Schiffe keinen geeigneten Landstromanschluss, zum anderen ist es in der Regel billiger, die bordeigenen Diesel-Stromaggregate laufen zu lassen, als den teureren Ökostrom zu nutzen. Dieses „Manko“ wird mit der Anschlusspflicht nun abgestellt.

kdk, NDR

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