Inmitten einer allgemeinen Zurückhaltung bei der Entwicklung von Offshore-Windparks durch westliche Industrienationen hat Litauen das Scheitern seiner zweiten Ausschreibung für einen Offshore-Windpark bekannt gegeben.
Die litauische Regierung reaktivierte diese zweite Ausschreibung im Juni 2025, nachdem sie aufgrund mangelnden Interesses vor zwei Jahren ausgesetzt wurde. Damit die Konzession vergeben werden kann, verlangen die nationalen Vorschriften jedoch mindestens zwei Angebote. Da im Oktober lediglich ein Angebot des lokalen Energieversorgers Ignitis eingegangen ist, wurde die Ausschreibung aufgrund mangelnden Marktinteresses für gescheitert erklärt.
Es wäre Litauens zweiter Windpark in der Ostsee gewesen und hätte Platz für eine Turbinenkapazität von 700 MW geboten. Die litauischen Regulierungsbehörden teilten mit, dass die Ausschreibung zu einem späteren Zeitpunkt erneut gestartet werden könne, wenn sich die Marktbedingungen ändern sollten.
Litauens erster Offshore-Windpark-Pachtvertrag in der Ostsee (ebenfalls 700 MW) wurde von einem Joint Venture von Ocean Winds aus Spanien und der staatlich kontrollierten litauischen Ignitis-Gruppe gewonnen. Letzte Woche gab Ignitis bekannt, dass es den 49-prozentigen Anteil von Ocean Winds aufkaufen und alleiniger Eigentümer des Projekts werden wird. Durch den Kauf ist Ignitis nun der einzige aktive Akteur auf dem litauischen Offshore-Windmarkt.
Die westlichen Offshore-Windunternehmen haben aus verschiedenen Gründen, wie steigende Preise und Lieferkettenschwierigkeit, ihre Ambitionen zurückgefahren. Ein Ende der Zurückhaltung ist nicht erkennbar. Im Gegenteil, der größte Windpark-Akteur, das dänische Unternehmen Ørsted mit Problemen auf dem US-amerikanischen Markt will sich zukünftig stärker in Europa engagieren und bis zum Jahr 2027 rund 2.000 geschätzte Mitarbeiter entlassen.
Für international aufgestellte Unternehmen, die Investitionsmöglichkeiten abwägen, bietet Litauen nur niedrige Windsubventionen und ein sich verschlechterndes Sicherheitsklima: Russland tritt zunehmend als feindseliger Nachbar auf und verfügt über Fähigkeiten zur Störung der kritischen Unterwasserinfrastruktur. Keine guten Vorzeichen.
kdk, The Maritime Executive



