Verlegung der Erdgasleitung Nord Stream 2

Verlegung der Erdgasleitung Nord Stream 2

LNG Terminal - in weiter Ferne?

Abhängigkeit von Russland und kein Ausweg? Eine Kolumne

Bundeskanzlerin Angela Merkel während der NMK 2019; Foto. hsc

Es war 2018. Optimistisch wurde seitdem auf allen Tagungen der maritimen Szene von zukünftigen Terminals gesprochen. Auf der VSM Tagung 2019 hörte man wiederholt, es ginge in Brunsbüttel los. Dann kam die Nationale Maritime Konferenz: selbst die Bundeskanzlerin las brav vom Blatt ab, was man ihr aufgeschrieben hatte, dass man in Zukunft auf die starke maritime Wirtschaft und ihre Innovationskraft setzen könne. Alternative Techniken, alternative Kraftstoffe, Übergangstechnologie. Zauberwort "Power to X" und LNG als Übergang. Verflüssigtes Erdgas, nicht nur für Antriebe, auch für die nationale Energieversorgung eine große Bedeutung.

Und was ist vier Jahre danach? Es gibt offenbar keine Investitionsentscheidung, wie eine Sprecherin des Projektträgers German LNG Terminal GmbH der Deutschen Presse-Agentur verriet, so berichtete das Handelsblatt. Angeblich hindere Corona einen verlässlichen Plan zum Projektverlauf. Wirklich? Das 450 Millionen Euro Projekt ist eine bedeutende zeitkritische Industrieinvestition. Es gibt in Deutschland kein Importterminal für verflüssigtes Erdgas! 2018 wurde die Projektgesellschaft gegründet, Investoren wurden gesucht, in Kiel sollte entschieden werden, der Antrag stammt aus 2021. Das Handelsblatt zitiert Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP), dass „noch nicht alle Unterlagen richtig“ vorlägen. Sollte die Genehmigung im Herbst 2023 erfolgen, wäre das Terminal nicht vor 2026 fertig. Man rechne auch mit Klagen von Umweltverbänden, so hatte die Deutsche Umwelthilfe bereits 2019 deutlich erklärt, dass ein „Störfallbetrieb“ nicht zustimmungsfähig sei. Ja, was denn nun?

Als erstes Containerschiff weltweit bunkert das Schiff „ElbBLUE“ im Elbehafen der Brunsbüttel Ports klimaneutralen snythetischen Schiffskraftstoff, Foto: MAN Energy Solutions

Als erstes Containerschiff weltweit bunkert das Schiff „ElbBLUE“ im Elbehafen der Brunsbüttel Ports klimaneutralen snythetischen Schiffskraftstoff, Foto: MAN Energy Solutions

Wirtschaftsminister Robert Habeck ist bekannter Unterstützer des Projektes, auch vor dem Hintergrund der Abhängigkeit von russischem Gas. In Schleswig-Holstein wird am 08. Mai ein neuer Landtag gewählt. Und, wird das Projekt Brunsbüttel als „nationales LNG-Terminal“ wieder im Koalitionsvertrag stehen? Wenn es denn einen geben sollte - wovon der geneigte Beobachter der Kieler Parteifarbenlehre ausgehen kann.

Wir schauen auf den aktuellen Konflikt, auf Northstream, auf die Gaspreise und hoffen, dass es ein warmer Sommer wird. Oder fünf warme Jahre, bis wir realisieren, dass wir uns selbst in die Enge getrieben haben. Umweltverbände fordern Alternativen zu LNG, weil auch das die Verbrennung von fossiler Energie ist. Richtig, aber welche Alternativen denn? Künstliche Kraftstoffe benötigen viel Energie, um den Wasserstoffbedarf zu decken. Windräder haben wir nicht genug und man mag sie an Land auch nicht. Windräder auf der hohen See sind für Flora und Fauna auch keine nachhaltige Lösung. Und wer baut die eines Tages ab? Müssen wir auch wie in Frankreich über Atomenergie nachdenken?

Da liest sich eine andere Meldung interessant: Shell ist diese Woche zwei verschiedene Partnerschaften eingegangen. Der Energiekonzern wird mit dem südkoreanischen Unternehmen Doosan Fuel Cell an der Entwicklung von Brennstoffzellen für die Schifffahrt arbeiten. Des Weiteren hat sich Shell mit der französischen GTT zusammengetan, um an einem Flüssigwasserstofftransporter zu arbeiten. Shell hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr von  Öl und Gas entfernt. Mit Plänen für die Beteiligung an Offshore-Windprojekten und einer Biokraftstoffanlage in Rotterdam strebt Shell an, bis 2050 oder früher ein kohlenstofffreier Energielieferant zu werden. Dort denkt man schon lange über die Fähigkeit nach, sehr große Mengen an Wasserstoff in verflüssigter Form bei -250°C zu transportieren, um eine zuverlässige Wasserstoffversorgungskette aufzubauen. Gedacht haben die Oberen von Shell weit über LNG hinaus, während wir noch Standortfragen erörtern, die sich möglicherweise irgendwann erledigt haben. Genauso wie Northstream. Aber eine Antwort auf die Stromfrage hat Shell auch nicht.

Warum fällt mir die Redensart mit dem gewaschenen Pelz ein?

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