Stapellauf des ersten KSS-III-Boots Dosan Ahn Chang-ho bei Daewoo Shipbuilding 2018, Foto: DSME

Stapellauf des ersten KSS-III-Boots Dosan Ahn Chang-ho bei Daewoo Shipbuilding 2018, Foto: DSME

Philippinen prüfen KSS-III-Angebot – Hanwha erhöht den industriepolitischen Einsatz

Südkorea unternimmt einen deutlich sichtbaren Schritt, um im Rennen um das erste U-Bootprogramm der philippinischen Marine eine Führungsposition zu erreichen. Präsident Ferdinand Marcos Jr. traf sich am Rande des APEC-Gipfels in Seoul offiziell mit Hanwha Ocean. Die Regierung in Manila bestätigte anschließend, dass dem Land nicht nur U-Boote angeboten werden – sondern ein Paket, das weit darüber hinausgeht.

Südkorea bietet Manila mehr als U-Boote: Infrastruktur, Ausbildung und Technologietransfer

Laut Presidential Communications Office umfasst der Vorschlag den Aufbau eines U-Boot-Stützpunkts, die Einrichtung eines Wartungs- und Modernisierungszentrums im Land sowie ein Ausbildungssystem einschließlich Simulatoren und langfristiger Betreiberunterstützung. Mit anderen Worten: Manila wird nicht nur Kunde, sondern soll zum selbstständig handlungsfähigen Betreiber werden. Für ein Land, das bislang keine U-Bootstruppe besitzt, ist das ein entscheidender Punkt – Fähigkeiten müssen erst wachsen, nicht nur beschafft werden.

KSS-III gegen Scorpène, S-80 Plus und U212CD/U214

Im Zentrum des Angebots steht eine Exportversion des südkoreanischen KSS-III: ein großes, dieselelektrisches Angriffsboot mit Lithium-Ionen-Batterien für verlängerte Tauchzeiten, modernen Sonarsystemen und breiter Missionsauslegung von verdeckter Aufklärung bis hin zur seegestützten Abschreckung. Hanwha verweist zudem auf Erfahrungen aus seinem Engagement im Canadian Patrol Submarine Project (CPSP) – auch dort wird mit Technologietransfer und lokaler Fertigung geworben. Südkorea präsentiert sich damit zunehmend als Anbieter, der nicht nur Plattformen liefert, sondern Kapazitäten aufbaut.

Die Entscheidung liegt jedoch nicht allein. Manila verhandelt parallel mit:

  • Naval Group (Frankreich)Scorpène mit Ausbildungs- und Werftoptionen,
  • Navantia (Spanien)S-80 Plus als modernisierte, große AIP-Variante,
  • TKMS (Deutschland) – Interesse an einer 214/212CD-Lösung ist bekannt, aktuell aber ohne neue offizielle Schritte.

U-Boote als Machtfrage: Wer liefert, prägt Souveränität

Der Wettbewerb ist mehr als ein Preis- und Fähigkeitsvergleich. Für Manila wie für den Lieferanten steht eine langfristige sicherheitspolitische und industrielle Bindung auf dem Spiel. Die Philippinen wollen nicht nur U-Boote betreiben, sondern eine eigene, tragfähige Unterwasserkompetenz aufbauen – inklusive Werftkapazitäten, Wartung und Ausbildung. Damit ähnelt die Debatte jenen in Europa, wo die Frage nach Souveränität und lokaler Wertschöpfung zunehmend darüber entscheidet, welcher Anbieter ausgewählt wird.

Die Entscheidung fällt zudem vor dem Hintergrund wachsender Spannungen im Südchinesischen Meer. Ein möglicher Vertrag dürfte ein volumenstarkes, mehrjähriges Engagement nach sich ziehen und die maritime Sicherheitsarchitektur der Philippinen über Jahrzehnte prägen.

Klar ist: Vorteile hat jener Anbieter, der nicht nur eine Plattform liefert, sondern die Lernkurve der Marine und den industriellen Aufbau begleitet – von Ausbildung über MRO bis hin zur schrittweisen Regionalisierung. Genau an diesem Punkt versucht Südkorea mit seinem „complete submarine package“ anzusetzen.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob dieses Modell für Manila zum Türöffner in die eigene U-Boot-Ära wird – oder ob sich das Land für eine andere industrielle und sicherheitspolitische Anbindung entscheidet.

hum

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