Aus Severomorsk, dem arktischen Heimathafen der russischen Nordflotte vor Murmansk an der Kola-Bucht, ist unmittelbar kurz vor Jahresende die Lenkwaffenfregatte "Admiral Gorshkov" (Typschiff, Projekt 22350, 135 Meter, 4.500 Tonnen) angeblich mit einer Ladung nuklearfähiger Hyperschall-Flugkörper "Zircon" ausgelaufen. Nach Moskauer Angaben soll sie als Führungsplattform ab Januar einen Verband Richtung Mittelmeer führen - sicher auch um eine Machtdemonstration gegenüber dem Westen zu zelebrieren. Angaben über vorgesehene Hafenaufenthalte oder geplante Versorgungsstops wurden jedoch nicht gemacht.
Nachfolger der Krivak-Klasse
Die "Gorshkov" hatte bereits Angang 2022 in der Barentssee verschiedene Testschüsse der mit neunfacher Schallgeschwindigkeit (11.265 kmh) fliegenden "Zircon" durchgeführt, darunter ein Schuss auf ein über 540 Seemeilen entferntes Landziel (max. Reichweite 1.000 Kilometer). Anschließend durchlief sie eine Materialerhaltungsperiode im Marinestützpunkt Kronstadt vor Sankt Petersburg, wo sich südwestlich der Innenstadt ihre Bauwerft Severnaya befindet. Nach der Kiellegung in 2006 und Stapellauf in 2010 brauchte sie weitere 8 Jahre bis zur Übergabe an die Marine und ihre Indienststellung. Sie war die erste Neubau-Fregatte nach der Sowjetzeit und hatte verständlicherweise Kinderkrankheiten zu überwinden.
Hyperschallwaffen Zircon und Avangard
Staatspräsident und militärische Führungsspitze rühmen sich nun der Verfügbarkeit einer Waffe, gegen die es wegen ihrer Steuerbarkeit trotz extremer Geschwindigkeit insbesondere im Endanflug (theoretisch) keinerlei Abwehrmöglichkeit gebe: "Start und Anflug dieses Flugkörpers können erst dann erfasst werden, wenn der Einschlag stattfindet", so die Redewendung in Moskau. Der strategische Vorteil dieses weltweit einzigartigen Waffenträgers ist die wahlweise konventionelle oder nukleare Bestückung und die Tatsache, dass alle wesentlichen Entscheidungszentren der westlichen Welt aus internationalen Gewässern innerhalb von Minuten erreichbar sind, ohne sich ausreichend schützen oder wehren zu können.
Maritimes Säbelrasseln zum Jahresbeginn
Die Drohkulisse für den zweiten Akt des Ukraine-Krieges ist damit gesetzt! Aber es ist bisher auch nur ein einziges Schiff - das mache noch keinen Sommer, sagt man im Pentagon. Bei ruinierter Glaubwürdigkeit des Kreml, desaströser Lage der sanktionierten russischen Rüstungsindustrie und Zweifeln an der Seriosität der Zircon-Tests - zudem vermutlich nur sehr geringer Zahl an Bord verfügbarer Hyperschallraketen - wiederum verständlich. Gerade wenn sich Moskau derzeit bei Luftangriffen auf die Ukraine maßgeblich auf iranische Waffentechnik der Kamikaze-Drohnen verlässt.
Video mit Auslaufmusik – ein Parade-Ableger der "Admiral Gorshkov" im Eismeer mit „Admiral Ushakov“ (474, Sovremenny, Projekt 956A) als Piernachbarn.
Moin,
in der Perspektive werden in der Russischen Föderation mehr „Tsirkon“-Flugkörper produziert werden und können auf Einheiten stationiert werden, die die vertikalen Startvorrichtungen „3S14“ an Bord eingebaut haben.
Das ist gegenwärtig (neben der Fregatte „Admiral flota Sovetskogo Soyuza Gorshkov“ [„Адмирал флота Советского Союза Горшков“]) das bereits im Flottendienst befindliche Schwesterschiff „Admiral flota Kasatonov“ („Адмирал флота Касатонов“); auf Probefahrten in der Ostsee befindet sich seit dem November 2022 die Fregatte „Admiral Golovko“ („Адмирал Головко“) und auch die Atom-U-Boote des Projekts 885/885M der „Severodvinsk“ („Северодвинск“)-Klasse werden zukünftig diese Hyperschall-Flugkörper 3M22 „Tsirkon“ („Циркон“ [NATO-Code: SS-N-33]) tragen.
Dann wird es allen Unkenrufen des amerikanischen Pentagons „mehr Sommer“ geben.
Hallo Herr Engel, vielen Dank für Ihren Kommentar zum Beitrag. Natürlich findet zum Jahreswechsel in der Russischen Marine traditionell ein Feuerwerk an Kiellegungen, Stapelläufen und Indienststellungen statt. Für die nächsten Tage habe ich ohnehin vorgesehen, die Leserschaft häppchenweise mit weiteren maritimen Nachrichten aus der Russischen Föderation zu versorgen. Geht nicht alles auf einmal, dazu gibt es zu viel zu berichten! Ihnen alles Gute zum neuen Jahr. Axel Stephenson
Moin,
ergänzend zu dieser Fahrt kann noch angemerkt werden, dass die Fregatte „Admiral flota Sovetskogo Soyuza Gorshkov“ („Адмирал флота Советского Союза Горшков“) auf diesem Einsatzabschnitt vom mittleren Hochseetanker „Kama“ („Кама“ [Projekt REF-675]) der Nordflotte begleitet und versorgt wird.