Wie „The Maritime Executive“ Anfang Dezember berichtete, zeigt eine Studie verschiedener US-Universitäten die für sozio-ökologische Meeressysteme gefährlichen Auswirkungen auf, die von den seitens China aggressiv vorangetriebenen Projekten zur Hafenentwicklung – vor allem in der Karibik und um Afrika – ausgehen.
Ausgangslage
Hinlänglich bekannt ist, dass China viele Entwicklungsländer durch Hafen-, Kraftwerks- und Straßeninvestitionen in langfristige Schulden locken, um dann durch Erwerb von Besitz- und Nutzungsrechten intensiven Einfluss nehmen zu können. Gut 20 Prozent aller chinesischen Finanzierungsinitiativen zu Entwicklungsprojekten im Ausland – ein Volumen von fast 65 Milliarden US-Dollar – gehen von der China Development Bank und der Export-Import Bank of China aus, den beiden aktivsten Kreditgebern.
Studienobjekt
Die Forscher der Universitäten von Boston, Queensland, Santa Barbara und Colorado State äußern nun „wachsende Besorgnis“ über die Auswirkungen auf die biologische Vielfalt der Meere und indigene Küstengemeinschaften, die diese überstürzt vorangetriebene Küstenentwicklung aufgrund chinesischer Finanzierung nach sich ziehen. Für ihre Studie als erste eingehende Bewertung der Risiken für Meereslebensräume quer durch das Investment-Portfolio Pekings quantifizierte das Team die Risiken von 114 Küstenprojekten in 39 Ländern, die von 2008 bis 2019 von China finanziert wurden.
Studienergebnis
Die Studie zeigt, dass von Häfen die größten Auswirkungen auf Meeressysteme ausgehen, wobei die Risiken auch in 30 Kilometern Entfernung noch nachwirken. Kraftwerke, Straßen und andere Einrichtungen bringen lokalisierte Risiken mit sich, die in Afrika und der Karibik am deutlichsten sind, wobei indigene Küstengemeinschaften in Westafrika am stärksten gefährdet sind.
Hafeninvestitionen auf den Bahamas, Antigua, Barbuda, Kuba, Mauretanien, Côte d’Ivoire, Kamerun, Angola, Mosambik, Dschibuti und Sri Lanka wurden als herausragende Treiber der regionalen Risikoherde identifiziert. Hafenprojekte in Myanmar, Kenia und Liberia weisen die geringsten Umweltrisiken auf.
Der einzige Fischereihafen, der in die Studie aufgenommen wurde, das Sanierungsprojekt für den Fischereihafen Beira in Mosambik, weist das größte Einzelrisiko durch mittlere Auswirkungen auf Meereslebensräume auf.
Empfehlung
Die Forscher halten eine Agenda für erforderlich, die sowohl die BRI (Belt and Road Initiative) als auch die gesamte weitere Entwicklungsfinanzierung Chinas in Übersee konsequent durchleuchtet. Nur so könnte man Peking dazu bringen, zumindest seine inländischen „Richtlinien zum Umweltrisikomanagement“, also wenigstens die für China geltenden elementaren Umweltstandards, auch außerhalb Chinas zur Anwendung zu bringen und sie auf seine Vergabepraxis bei Auslandskrediten auszudehnen.
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