Minen treiben laut russischem Geheimdienst „frei im westlichen Teil des Schwarzen Meeres“. Türkei und Rumänien haben gemeinsam mit Bemühungen begonnen, nach den Minen zu suchen.

Minen treiben laut russischem Geheimdienst „frei im westlichen Teil des Schwarzen Meeres“. Türkei und Rumänien haben gemeinsam mit Bemühungen begonnen, nach den Minen zu suchen.

Schwarzes Meer: Besteht Gefahr durch Treibminen?

Update 25. Januar 2023

Die bulgarische Marine hat in den ersten beiden Tagen dieser Woche 23./24.01.2023 zwei treibende Ankertauminen unschädlich machen können. Am Montag wurde etwa 10 Meilen südlich der Grenze zu Rumänien und nur 200 Meter von den Küstenfelsen entfernt ein minenähnliches Objekt treibend im Wasser gemeldet. Ein Hubschrauberbesatzung konnte die Mine verifizieren und ein mit Minentauchern besetztes Speedboot zur Fundstelle leiten. Das Objekt wurde als losgerissene Ankertaumine russischer Bauart YaM identifiziert und fünf Stunden nach der Sichtung durch eine Sprengladung entschärft.

Treibende Ankertaumine YaM vor Tylenovo. Foto: Bulgarische Marine

Etwa zur gleichen Zeit meldete 60 Meilen weiter südlich ein ukrainischer Frachter eine weitere treibende Mine. Durch Hubschraubersichtung bestätigt wurde das Minensuchboot "Priboy" der "Briz"-Klasse (Sonya, Projekt 12650) zum Fundort geleitet. Die stark bewachsene Mine gleicher Bauart YaM konnte allerdings erst am nächsten Morgen gesprengt werden.

Zweite treibende Ankertaumine YaM vor Sosopol. Foto: Bulgarische Marine

Seit Beginn des Ukraine-Krieges haben ukrainische, rumänische, bulgarische und türkische Marine etwa 40 treibende Minen vernichten können. Dass die zivile Schifffahrt von diesen Minen bisher nicht beeinträchtigt wurde und sie noch zu keinen Verlusten geführt haben, wird allgemein der gestiegenen Wachsamkeit und den im Schwarzen Meer verschärft geltenden Regeln für den optischen Ausguck zugeschrieben.

Bulgarischer Minensucher "Briz", Schwesterschiff der "Priboy". Foto: Bulgarische Marine

Bei aller Gefährlichkeit - frisch verlegt sehen diese Minen nicht aus! Es können durchaus Ankertauminen sein, die schon vor einigen Jahren ausgebracht wurden und sich nun im Winterwetter von ihren rostenden Verankerungen gelöst haben. Das Schwarze Meer bleibt ein heißes Pflaster!

Quelle: Maritime Executive

Ursprünglicher Beitrag

09.09.2022 – Wie war das nochmal mit den Seeminen im Schwarzen Meer?

Diese Frage haben wir uns – und zwar nicht leichtfertig – in der Redaktion gestellt. Kurz gesagt, es scheint ein Missverhältnis zwischen den Meldungen über Seeminen im Schwarzen Meer und der tatsächlichen, handwerklichen Reaktionen darauf zu geben.

Zur Einordnung: Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022, der im Kern als Landkrieg geführt wird, jedoch sowohl für Russland, die Ukraine und die Weltgemeinschaft eine strategische maritime Bedeutung hat, wurde das Schwarze Meer von Beginn an Teil des Konfliktes. Bereits im April wurde die Thematik öffentlich bekannt, die Gefahr die von Seeminen für die Schifffahrt insgesamt und die ukrainischen Getreidetransporte im Besonderen herausgearbeitet.

Übrigens: Es gibt keine Treibminen, die bewusst zum antriebslosen Herumtreiben auf See verlegt werden. Wenn eine solche angetroffen wird, handelt es sich dabei in aller Regel um eine losgerissene Ankertaumine.

Und seitdem? Tatsächliche Beschädigungen oder Verluste von Schiffsraum durch Seeminen im Schwarzen Meer sind uns bis dato nicht bekannt. Als dann unter gesteigerter medialer Aufmerksamkeit die ersten mit Getreide beladenen Handelsschiffe die ukrainischen Häfen verlassen haben ist aufgefallen, dass diese auf normalen Kursen gefahren sind, die Fahrrinne also frei gewesen. Dies konnte man über die öffentlich verfügbaren Daten der Automatic Identification Systems (AIS) an Bord der Schiffe, beispielsweise auf www.marinetraffic.com, nachvollziehen. Über umfangreiche Minenräumaktionen, die zuvor stattgefunden haben müssten, ist jedoch nichts weiter bekannt.

Damit wir uns nicht falsch verstehen, die Gefahr, die von Seeminen ausgeht ist real, auch im Schwarzen Meer, und es ist recht wahrscheinlich, dass sie eingesetzt wurden. Jedoch, das Bild der dramatischen Lage, wie sie Medien und Kriegsparteien öffentlich darlegen, wiederspricht einem echten, gewollten und umfassenden Einsatz von Seeminen, denn dieser würde unweigerlich Verluste produzieren und sich nicht so schnell und einfach lösen lassen, wie der Eindruck vermittelt worden ist.

Mit anderen Worten ist die Entwicklung und vermeintliche Lösung der Herausforderung von Seeminen im Schwarzen Meer weniger Komplex aufgelöst worden, als es ein glaubwürdiger Einsatz dieser Sperrwaffen erlauben würde. Gut möglich, dass beide Kriegsparteien gar nicht über die Fähigkeit und Kompetenz zum Einsatz dieser Waffen verfügen, es aber lautstark anders erzählen und punktuell mit echten und vermeintlichen Beweisen unterstreichen. Im Übrigen muss die Frage gestellt werden, welcher Kapitän eines Handelsschiffes beziehungsweise die dahinter stehende Reederei diese Verantwortung übernehmen würde, das eigene Schiff selbst mit Geleit durch ein aktives Minenfeld fahren zu lassen – nicht nur die Versicherung lässt grüßen.

Was ist nun mit den Seeminen im Schwarzen Meer? Wir wissen es nicht – aber gut möglich, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte zwischen dem Informationsnebel des Krieges, beidseitiger Propaganda und der Komplexität der Dinge liegt. Interesse daran, die Bedeutung von Seeminen aus unterschiedlichen militärischen und politischen Gründen hochzuhalten, haben beide Seiten in diesem Krieg.

Wir werden die Sachlage weiter beobachten und berichten, sollte es Neuigkeiten dazu geben.

Blog #meerverstehen

 

04.04.2022 – Treibminen im Schwarzen Meer

Türkei und Rumänien entschärfen Minen: Die Türkei und Rumänien haben gemeinsam mit Bemühungen begonnen, Minen zu suchen, denn es besteht Sorge, dass Treibminen von der ukrainischen Küste aus über das Schwarze Meer in Richtung der Nachbarländer treiben könnten.

Die am Montag aufgetauchte Mine war die zweite, die innerhalb von drei Tagen in den Gewässern vor der Türkei gefunden wurde. Die türkische Regierung hatte zuvor erklärt, dass sie sowohl mit Moskau als auch mit Kiew wegen der Waffen in Kontakt stehe, ohne jedoch anzugeben, welche Seite, wenn überhaupt, für die Minen verantwortlich sei. Bulgariens Regierung warnte letzte Woche die Bewohner von drei Bezirken an der Schwarzmeerküste vor möglichen Treibminen, wie lokale Medien berichteten.

Der russische Geheimdienst FSB behauptete am 19. März, dass sich aufgrund schlechten Wetters mehr als 400 Seeminen von den Kabeln gelöst hätten, an denen sie verankert waren, und warnte, dass die Minen "frei im westlichen Teil des Schwarzen Meeres" trieben, zu dem die Hoheitsgewässer der Ukraine, Rumäniens, Bulgariens und der Türkei gehören. Die Ukraine wies die Behauptung seinerzeit als unwahr und politisch motiviert zurück. Das ukrainische Portal BlackSeaNews zitierte ebenfalls die russische Warnung vor treibenden Seeminen, behauptete, die russische Schwarzmeerflotte habe die Seeminen auf der Route zwischen Odessa und dem Bosporus gelegt. Überprüfbar ist das nicht.

Ein internationales Abkommen aus dem Jahr 1907 verbietet es Ländern, Minen treiben zu lassen. Minen müssen so konstruiert sein, dass sie spätestens eine Stunde nachdem sie nicht mehr kontrollierbar sind, unschädlich werden. Die meisten Minen, die man als Treibminen bezeichnet, sind losgerissene verankerte Minen. Dort ist ein Verblockungsmechanismus eingebaut, der eine Zündung beim Aufschwimmen verhindert. Rumänische Quellen berichten von einem Minenfund 39 Seemeilen vor dem Hafen von Midia im Südosten Rumäniens. Woher die Mine stammte, ist unbekannt. Die Türken haben zudem vor der Küste von Igneada, einer Stadt im Nordwesten des Landes nahe der Grenze zu Bulgarien, eine Mine neutralisiert (marineforum berichtete).

Quelle: Washington Post, ntv, THB

3 Kommentare

  1. Hallo und danke für den tollen Artikel. Gibt es mittlerweile weitere Funde oder ein Portal, das Funde publiziert?

    Vielen Dank
    Liebe Grüße
    Der Wasserwanderer

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  2. Danke für sachlich fundierte Einschätzung. Allerdings wird dies – mal wieder – kaum von Medienvertretern oder Politikern gelesen. Reedereien werden eh nicht gefragt.

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