"Admiral Grigorovich" in der Ostsee. Foto: Michael Nitz

"Admiral Grigorovich" in der Ostsee. Foto: Michael Nitz

Ukraine-Krieg: Was macht die russische Marine?

Seit gut zwei Wochen schon begleiten NATO-Marinen einen russischen Verband auf seinem Weg aus dem Mittelmeer um Westeuropa herum bis zu den Häfen und Werfteinrichtungen der Baltischen Flotte. Angeführt wird die kleine Gruppe von der Fregatte "Admiral Grigorovich" (494), dem Typschiff der drei für die Schwarzmeer-Flotte gebauten Kampfeinheiten - vorgesehen als Eskorte für den Kreuzer "Slava" und nun selbst in Flaggschiffsverpflichtung ("Admiral Makarov").

Rückkehrender Verband vor Gibraltar. Foto: Spanische Marine

Ihr folgen zwei Korvetten der Steregushchiy-Klasse (105 Meter, 2.200 Tonnen), „Stoikiy“ (545) und „Soobrazitelniy“ (532), die originär in die Ostsee gehören und im Zusammenhang mit den Sabotageakten an den Nord Stream Pipelines bereits genannt wurden. Diese beiden waren dann aber Mitte Oktober bei Gibraltar in das Mittelmeer einlaufend zu sehen und haben jetzt mehr als sechs Monate Einsatz hinter sich. Der getreue Unterstützungs-Tanker "Kama" (116 Meter, 9.000 Tonnen) war auch mit dabei, nachdem er die "Admiral Gorshkov" (Typschiff, 125 Meter, 4.000 Tonnen) bis nach Südafrika und zurück über den Iran nach Tartus in Syrien begleitet hatte. "Kama" drehte nun aber auf Höhe der britischen Inseln nach einer letzten Betriebsstoffversorgung wohl wieder Richtung Mittelmeer ab, um dort die Versorgung in See sicher zu stellen.

"Admiral Grigorovich" in der Ostsee. Foto: Michael Nitz

Instandsetzung "Admiral Grigorovich"

Die Fregatte "Admiral Grigorovich" (zusammen mit einem U-Boot der Kilo-Klasse war noch vor dem Kriegsausbruch aus dem Schwarzen Meer in das Mittelmeer zur Verstärkung der dort aus Nord- und Pazifik-Flotte zusammengezogenen größeren Einheiten heraus verlegt worden. Die Kalkulation, bei Bedarf den Fokus wieder von einem Gegengewicht zu NATO-Kräften im Mittelmeer schnell durch den Bosporus zur Komplettierung der Schwarzmeer-Flotte zu verlegen, lief heillos ins Leere, als die Türkei rechtskonform nach Ausbruch des Krieges den Bosporus für jeglichen militärischen Verkehr sperrte. Nun reicht Tartus als Stützpunkt an der syrischen Küste für russische Einheiten ein Weile aus, aber Instandsetzungen ab eines gewissen Umfanges sind dort auszuschließen. Also war es jetzt wohl für die Grigorovich-Fregatte an der Zeit, bei der Instandhaltung und auch ggf. der Instandsetzung technisch eine oder zwei Ebenen tiefer einzutauchen. Am nächsten gelegen sind die Einrichtungen der Baltischen Flotte vor Kaliningrad und Sankt Petersburg. Der Verband lief am 10. Mai in Baltiysk ein - dem Sitz auch der Ostseewerft Yantar (Bernstein), wo die "Grigorovich" vor gut zwölf Jahren auf Kiel gelegt wurde.

"Soobrazitelniy" in der Ostsee. Foto: Michael Nitz

NATO-Geleit

Spanische, portugiesische, britische und irische Einheiten beobachteten den Transit aus der Nähe. Auf den letzten Meilen in die Ostsee hinein von Skagen bis Bornholm waren die dänischen Fregatten HDMS "Thetis“ und HDMS „Peter Willemoes“ mit der Begleitung des Verbandes betraut. Deutschland nutzte die „Potsdam“ der Bundespolizei.

Was bleibt im Mittelmeer?

Die beiden schweren U-Jagd-Tandems bestehend aus Nuklearkreuzer (Slava-Klasse) und ASW-Fregatte (Udaloy-Klasse) der Nord- und Pazifik-Flotten ("Marshal Ustinov"-"Vitseadmiral Kulakov" und "Varyag"-"Admiral Tributs") wurden schon im November letzten Jahres und Anfang diesen Jahres aus dem mediterranen Kriegsumfeld abgezogen. Jetzt verbleibt nur noch ein kleiner Rest im Seegebiet, allerdings mit Hyperschallwaffe auf der Fregatte. Es halten sich derzeit fünf russische Einheiten im Mittelmeer auf: die Fregatte „Admiral Gorshkov“, das U-Boot der Kilo-Klasse „Krasnodar“, die Korvette „Orehovo-Zyevo“ (Buyan-M-Klasse, 74 Meter, 950 Tonnen), das Minensuchboot „Wladimir Jemeljanov“ (Alexandrit-Klasse, 62 Meter, 900 Tonnen) sowie der bereits genannte Tanker „Kama“.

Fazit

Abgesehen von einzelnen Raketen-Schlägen der U-Boote aus Noworossiysk gegen ukrainische Infrastruktur spielen die Seestreitkräfte für den russischen Ukraine-Krieg keine entscheidende Rolle mehr - schon gar nicht im Mittelmeer!

"Stoikiy" in der Ostsee. Foto: Michael Nitz

7 Kommentare

  1. Kann die admiral grigorovich über die Flüsse zurück ins Schwarze Meer? Oder ist sie für einige Brücken zu hoch?

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    • Gute Frage. Der Wasserweg von Sankt Petersburg bis Rostow am Don ist durchaus über Kanäle, Seen und Flüsse schiffbar, aber die dort zugelassenen Fahrgast- und Frachtschiffe sind eher flach gebaut – mit geringem Tiefgang und begrenzten Aufbauten. Bei den Fregatten des Projektes 11356 mit ihren Ausmaßen von 125 Metern Länge und 15,2 Metern Breite sind es jedoch vorrangig der Tiefgang von 4,6 Metern und die Höhe der Radar-Antennen (24,5 m) und Mastaufbauten von knapp unter 28 Metern, die eine solche Passage unmöglich machen. Derartige Freimaße sind sicher nicht über die gesamte 5.200 Kilometer lange Strecke zu finden – vorsichtig gesagt, weil die genauen nautischen Begrenzungen dieses Wasserweges nur über eine intensive Recherche zu finden sind.

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  2. Zum Satz …
    „Der Verband lief am 10. Mai in Baltiysk ein – dem Sitz auch der Ostseewerft Yantar (Bernstein), wo die „Grigorovich“ vor gut zwölf Jahren auf Kiel gelegt wurde.“

    … ist anzumerken: die „Yantar“-Werft hat ihren Hauptsitz in Kaliningrad; in Baltijsk gibt es lediglich das Schiffsinstandsetzungswerk-33 mit zwei Schwimmdocks, das inzwischen eine Tochterfirma der „Yantar“-Werft (die bis 1945 als „Schichau“-Werft firmierte) ist. Die Instandsetzung der „Admiral Grigorovich“ („Адмирал Григорович“) wird sicher im Hauptbetrieb in Kaliningrad durchgeführt; dort gibt es die qualifizierteren Arbeiter.

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  3. Moin,

    warum wird die „Slava“-Klasse in dieser Meldung als „Nuklearkreuzer“ bezeichnet?
    Der Antrieb dieser Klasse erfolgt mit Gasturbinen; die Bewaffnung ist ein Mix aus Artillerie- , Flugkörpersystemen und Torpedos, die alle mit Kernsprengköpfen ausgestattet werden können, wie auch jegliche Bewaffnung anderer russischer Kampfschiffe…

    Der Tanker „Kama“ ist auch nicht mehr im Mittelmeer; am 11.Mai 2023 wurde der Tanker feierlich im Hauptstützpunkt der russischen Nordflotte nach Beendigung der letzten Einsatzfahrt begrüßt (siehe: https://function.mil.ru/news_page/country/more.htm?id=12467017@egNews).

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  4. Sind solche längeren Operationen der russ. Marine in internationalen Gewässern aktuell die Regel oder eher eine Ausnahme?

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    • Moin,

      längere Operationen einzelner Kriegsschiffe bzw. Kriegsschiffsabteilungen sind gegenwärtig die Regel geworden. Allerdings ist die Auswahl an Einheiten, die dazu befähigt ist, eher sehr überschaubar…

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  5. Da stellt sich die Frage: was macht die Rote Flotte wenn sie nicht gegen die Ukraine einsetzbar ist?

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