Boeing P-8A Poseidon der US Navy

Boeing P-8A Poseidon der US Navy

Warum die Entscheidung für die P-8A Poseidon richtig ist

Die Würfel sind gefallen. Das BMVg hat sich für die P-8A Poseidon von Boeing als Ersatz für die altersschwachen P-3C Orion Seefernaufklärer der Deutschen Marine entschieden. Eine parlamentarische Befassung soll noch vor der Sommerpause erfolgen, um eine drohende Fähigkeitslücke in letzter Sekunde zu vermeiden.
Nötig geworden war die Ersatzbeschaffung, nachdem die laufende umfangreiche Modernisierung der P-3C Flotte wegen ausufernder Kosten im vergangenen Jahr gestoppt wurde. Ziel dieser Maßnahmen sollte sein, die Nutzungsdauer der P-3C bis zum Zulauf des französisch-deutschen Maritime Airborne Warfare System (MAWS, avisiert für 2035) zu verlängern. Mit der richtigen Entscheidung gegen die Modernisierung stand fest, dass die P-3C spätestens 2025 nicht mehr weiter betrieben werden wird.
Das Aufgabenspektrum eines Seefernaufklärers, U-Jagd, Aufklärung, Lagebilderstellung und Seeraumüberwachung, sind heute angesichts stetig steigender russischer Aktivitäten in der Ostsee und an der Nordflanke, sowie zunehmender Instabilität an der nassen EU-Südflanke im Mittelmeer gefragter denn je. Ein Verlust dieser Fähigkeit bedeutete eine signifikante Schwächung der Marine in Bezug auf die Landesverteidigung. Zudem sendete es ein katastrophales Signal an unsere Partner in der EU und NATO, da Deutschland abermals nicht bereit wäre, eine im Bündnisrahmen dringend benötigte Fähigkeit zu erhalten und mit Haushaltsmitteln zu hinterlegen.
Mit Blick auf den schon jetzt beklagenswerten Klarstand der nominell 8 Seefernaufklärer der Marine, muss bereits heute von einer bestenfalls eingeschränkten Fähigkeit gesprochen werden. Aufgrund der gebotenen Eile kam nur eine marktverfügbare Lösung in Betracht, bei der sich nun die P-8A Poseidon durchgesetzt hat.
Kritiker dieser Entscheidung bemängeln, dass die Beschaffung von geplant 5 P-8A weit mehr als eine Interimslösung sei und eine faktische Abkehr Deutschlands vom MAWS Projekt bedeute. Dabei wird auf die Offerte Frankreichs verwiesen, Deutschland 4 modernisierte Seefernaufklärer vom Typ Atlantique (ATL2) als Interimslösung zur Verfügung zu stellen, wobei die Kosten für die systemseitige Modernisierung von Deutschland zu tragen wären. Wie ist dieses Angebot zu bewerten?
Die angebotenen ATL2 sind ähnlich alt wie die Deutschen P-3C. Sie würden zwar systemseitig auf den neuesten Stand gebracht, die Zelle, also das physische Flugzeug, ist davon aber ausgenommen. Damit entsprächen sie genau dem derzeitigen Stand der P-3C, welche ebenfalls über moderne Systeme verfügen. Nähme man das französische Angebot an, ersetzte man 8 alte, wartungsintensive Plattformen durch 4 gleichwertige – hätte also nominell nichts gewonnen, aber 50% verloren. Darüber hinaus wäre auch die ATL2 nur mit Mühe und Not bis in das Jahr 2035 hinüberzuretten. Die Erfahrung aus vorangegangenen vergleichbaren Projekten zeigt, dass der avisierte roll-out von MAWS für 2035 allzu optimistisch erscheint. Es droht also am Ende 10 quälend langer Jahre mit vorhersehbar eingeschränkten Verfügbarkeiten die nächste Fähigkeitslücke.
Mit der P-8A verfügte Deutschland über einen modernen, einsatzerprobten Seefernaufklärer, welcher problemlos über das Jahr 2035 hinaus betrieben werden kann. Die Entscheidung des BMVg ist daher strategisch, operativ und volkswirtschaftlich richtig und sinnvoll. Sie ist darüber hinaus kein Sargnagel für MAWS, da es für dessen Realisierung bislang ein starkes politisches Interesse bei allen Partnern gibt.

Text: Johannes Peters; Foto: US Navy
Dieser Text wurde erstmals in Leinen los! Heft 6-2021 veröffentlicht.

3 Kommentare

    • Dafür sehe ich aufgrund des von Ihnen zitierten Reports keine Anzeichen. Die Unterschreitung der Verfügbarkeitsquote liegt ja, laut Report, in internen Managementfehlern begründet und nicht in systemischen Schwächen der Plattform.

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  1. Nun hilft nur noch Daumendrücken für die letzten Sitzungswochen. Zumindest von der Sache her ist endlich entschieden worden.

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