Aus der Warnowwerft wird ein Marinearsenal, Foto: Bw/MFG 5

Aus der Warnowwerft wird ein Marinearsenal, Foto: Bw/MFG 5

Werften Mecklenburg-Vorpommern – Fakten schaffen!

Die Werftenlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern ist seit langer Zeit geprägt von Höhen und Tiefen. Investoren kamen, Investoren gingen. In diesem Jahr ist alles anders.

Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine sahen sich Deutschland, die Bundeswehr und ganz besonders die Deutsche Marine einer neuen sicherheitspolitischen Situation gegenüber. Mit Ausgabe des Befehls „Alles raus, was schwimmt!“ sendete der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Jan C. Kaack, eine eindeutige Botschaft. Im Marinekommando wurde währenddessen zusammen mit dem Marineunterstützungskommando und dem Marinearsenal die Durchhaltefähigkeit der Flotte mit allen Eventualitäten betrachtet. Das Ergebnis zeigt zwingenden Handlungsbedarf. Die Aussetzung internationaler Verpflichtungen bei gleichzeitiger Beteiligung in ständigen Einsatzgruppen der NATO verschiebt lediglich die Instandsetzungsphasen. Hierdurch erhöht sich das Risiko einer Nichtverfügbarkeit von Instandhaltungskapazitäten für die Marine.

Der Materialerhaltungsplan ist das wichtigste Instrument bei der Instandhaltung der Schiffe und Boote. Werftliegezeiten verkamen in der Vergangenheit oftmals zu einer Lotterie. Es wurde verschoben, weil keine Werftkapazitäten vorhanden waren, die Unterauftragnehmer verhindert oder Ersatz- und Austauschteile nicht verfügbar waren. Eine weitere Hürde stellte der Umgang mit der Coronapandemie und ihren Auswirkungen dar. All dies ging zu Lasten der operativen Verfügbarkeit. Die Anzahl der zusätzlichen Instandsetzungstage für die Flotte dürfte im vierstelligen Bereich liegen. Wird das Klagelied über verschleppte Werftliegezeiten, mangelnde operative Verfügbarkeit durch abermals verzögerte und dann erheblich verlängerte Werftaufenthalte nun wieder angestimmt?

Unmittelbar nach Beginn des Ukrainekrieges stellten die MV Werften einen Insolvenzantrag. Insolvenzen in diesem Industriezweig gab es bereits öfter in Mecklenburg-Vorpommern, und so wurde darüber in der Tagespresse nur beiläufig berichtet. Im Verteidigungsministerium jedoch wurde die Situation als ernsthafte Chance betrachtet. Und so wurde in enger Abstimmung mit dem Marinekommando eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung durchgeführt, der Bedarf abgeleitet und im Folgenden einer umfassenden Voruntersuchung unterzogen. Das Resultat wurde Ministerin Christine Lambrecht in einem Tischgespräch vorgestellt. Bereits kurze Zeit später konnte dem Insolvenzverwalter ein Kaufangebot vorgelegt und das Geschäft durch den Bundestag gebilligt werden.

What you see is what you get

Was bekommt die Bundeswehr für 87 Millionen Euro? Die Bundeswehr übernimmt die MV Werften im voll funktionsfähigen Zustand. Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr plant die Umwandlung in ein Marinearsenal am Standort Rostock mit über 400 Dienstposten, mehrheitlich wird es sich um Tarifbeschäftigte handeln. Somit baut die Bundeswehr ihre bereits heute starke Position als Arbeitgeber in der Hansestadt erheblich aus. Für die Region an der Warnow bedeutet dies einen erheblichen Zugewinn. Infrastrukturell wird das zu übernehmende Gelände mit allen notwendigen Arbeitsmitteln ausgerüstet sein, um die schnellstmögliche Befähigung aufzubauen und der damit priorisierten Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung Rechnung zu tragen. Zielvorgabe ist es, eine 66-prozentige operative Verfügbarkeit von Schiffen und Booten der Marine dauerhaft zu gewährleisten und eigene resiliente Instandhaltungskapazitäten vorzuhalten. Damit soll zukünftig die Abhängigkeit von der Industrie in den Bereichen Schiffbau und Schiffsmaschinenbau auf 25 Prozent sinken. Dies ist ein bedeutender Aufbau von flexiblen, sicheren und eigenen Instandhaltungskapazitäten für die Deutsche Marine.

Es ist sicher, dass der Beginn nicht ohne Reibungsverluste verlaufen wird, jedoch wird in großen Teilen der Deutschen Marine und einem überwiegenden Teil der Öffentlichkeit die Übernahme der MV Werften am Standort Rostock positiv wahrgenommen.

Marinearsenal Warnowwerft Rostock

- 685 000 m2 Werftgelände
- 9 Werkhallen mit 85.000 m2
- Baudock für schwimmende Einheiten (320 x 54 x 10,7 m), davon 80 m überdacht
- Dockung von zwei Schiffen möglich
- Krankapazität bis 600 t

Fotos: Bw/MFG 5

Daniel Angres

 

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