Batteriehersteller brauchen dringend Kobalt, Nickel und andere Metalle, um die steigende Nachfrage der Verbraucher nach Elektroautos zu befriedigen. Vielerorts wächst nun der Widerstand gegen den Abbau von Mineralien am Meeresboden.
Die Tiefsee birgt die größten geschätzten Mineralienvorkommen der Erde, die potenziell Billionen von Dollar wert sind. Doch in den letzten Wochen haben Chile, Fidschi, Palau und andere Länder ein Moratorium für den Abbau von Bodenschätzen im Meer gefordert, bis ein besseres Verständnis der ökologischen Folgen der Zerstörung wenig erforschter und einzigartiger Tiefsee-Ökosysteme vorliegt, die eine unbestimmte Rolle für das globale Klima spielen. Der französische Präsident Emmanuel Macron sprach sich im Juni auf der Ozeankonferenz der Vereinten Nationen in Lissabon, Portugal, gegen den Abbau von Mineralien am Meeresboden aus.
Die UN-Mitgliedsstaaten müssen "den rechtlichen Rahmen schaffen, um den Hochseebergbau zu stoppen und keine neuen Aktivitäten zuzulassen, die diese Ökosysteme gefährden", sagte Macron am Rande der Konferenz am 30. Juni.
Die Äußerungen sind Beobachtern zufolge bemerkenswert, weil diese Länder Mitglieder der Internationalen Meeresbodenbehörde (International Seabed Authority, ISA, Sitz in Kingston/Jamaika) sind, der UN-Organisation, die zur Regulierung des Tiefseebergbaus gegründet wurde. Drei der Länder - Chile, Fidschi und Frankreich - sitzen im ISA-Rat, dem 36 Nationen umfassenden politischen Entscheidungsgremium der Organisation, das in den nächsten zwei Wochen in Kingston, Jamaika, tagt, um über Regelungen zu verhandeln, die den Beginn des Bergbaus bereits 2024 ermöglichen könnten.
Google und die Autohersteller BMW, Renault, Volkswagen und Volvo haben sich verpflichtet, vorerst keine Tiefseemetalle zu verwenden, und 623 Meereswissenschaftler und Politikexperten haben eine Petition unterzeichnet, in der sie sich für eine Pause beim Abbau von Metallen am Meeresboden aussprechen.
Die ISA besteht aus 167 Mitgliedsstaaten und der Europäischen Union.
Quelle. Woody, Bloomberg, gcaptain
Der Wechsel von fossilen Energien in ein neues industrielles Zeitalter ist ein metallintensiver Prozess. Gleichzeitig müssen Klimaziele erfüllt und die Dekarbonisierung von Gesellschaft und Industrie erreicht werden. Die neue Technikwelt, die wir brauchen, darf nicht am Rohstoffmangel scheitern. Wollte man auf den Beitrag der marinen Rohstoffe verzichten, so bliebe nur die Intensivierung des Landbergbaus, z. B. im Amazonasgebiet, in Sibirien oder in Afrika. Der hohe Preis wäre die weitere Vernichtung von Lebens- und Naturräumen, insbesondere Waldvernichtung, und damit Beschleunigung des Klimawandels und der Migrationsströme. Die Verantwortung werden die alten und neuen Industriestaaten einschließlich Chinas und ihre „konsumfreudigen“ Verbraucher tragen müssen. Spätestens an dieser Stelle muss sich zeigen, ob die umweltpolitische Gesamtbilanz des Tiefseebergbaus bei Einsatz intelligenter und umweltschonender Technik besser sein kann als die des konventionellen Landbergbaus. Eine sachliche Diskussion in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ist wünschenswert, um alle Optionen offen zu halten und dies für die Transformation der Wirtschaft zu nutzen. The Metals Company TMC, das derzeit führende westliche Unternehmen im TSB beginnt mit Gerätetests, gezielter Öffentlichkeitsarbeit bei Auto- und Batterieherstellern und bei großen Finanzierungsinstituten. Selbstverständlich gehören diese Aspekte auch zu den Inhalten einer nationalen Sicherheitspolitik.
By the way:
Deutschland hat bei der UN Seabed Authority zwei Lizenzgebiete für die Exploration von Rohstoffen erworben. Bundeswirtschaftsminister und EU Kommission fördern die Verfahren und Geräte.