Die Kieler Werft thyssenkrupp Marine Systems (tkMS) erhält einen neuen Geschäftsführer.
In einer außerordentlichen Sitzung bestätigte der Aufsichtsrat von tkMS seinen bisherigen Vorsitzenden, Oliver Burkhard, mit der Nachfolge von Dr. Rolf Wirtz. Oliver Burkhard wird zum 1. Mai 2022 an die Förde wechseln. Dort ist er kein Unbekannter. In seiner Funktion als Mitglied des Vorstands der thyssenkrupp AG war Burkhard seit 2018 für das Marinegeschäft und seit 2017 als Vorsitzender des Aufsichtsrats der thyssenkrupp Marine Systems GmbH verantwortlich. Seit 2013 ist der studierte Betriebswirt als Vorstand Personal (CHRO) und Arbeitsdirektor Mitglied des Vorstands der thyssenkrupp AG. Sechs Jahre zuvor fiel der 1972 geborene Burkhard mit seiner Wahl zum jüngsten Bezirksleiter der IG Metall in Nordrhein-Westfalen auf.
Der Vorsitz im Aufsichtsrat von thyssenkrupp Marine Systems wird mit dem Dienstantritt von Oliver Burkhard auf Dr. Klaus Keysberg, Finanzvorstand der thyssenkrupp AG, übergehen.
Dr. Rolf Wirtz hatte der Kieler Werft in den vergangenen Jahren viele Erfolge eingefahren. Seine Bilanz dürfte sich auf ein Auftragsvolumen von ca. 14 Milliarden Euro belaufen – überschlägig berechnet. Die jüngst abgeschlossenen U-Bootprojekte mit Israel und Norwegen seien neben den Fregatten-/Korvettenabschlüssen mit Ägypten und Brasilien beispielhaft angeführt. Das Auftragsbuch der Kieler dürfte bis Mitte der dreißiger Jahre gut gefüllt sein. Dabei steht tkMS für mehr als nur U-Boote und MEKO (-Fregatten/Korvetten). Die Kieler beteiligen sich an der Entwicklung von autonomen Unterwasserfahrzeugen, an der (Munitions-)Altlastenbeseitigung und betreiben Innovationen in Fertigung und Herstellung.
Dr. Wirtz wird ab dem 1. Mai 2022, dem Ablauf seiner Bestellung, dem Unternehmen als Berater erhalten bleiben.
tkMS – Quo Vadis?
In der Vergangenheit hatte thyssenkrupp wiederholt mit einer Freier für ihre Kieler Tochter oder ihrer Veräußerung geliebäugelt. Berichten aus anderen Medien zufolge, sah Oliver Burkhard die Notwendigkeit einer Konsolidierung der Werften – national und/oder in Europa. Im Februar berichtete das Handelsblatt über einen neuen Vorstoß von thyssenkrupp zur Neuordnung der europäischen Werftenszene. Namentlich nannte das Wirtschaftsfachblatt Fincantieri (Italien), Naval Group (Frankreich) und Saab (Italien). Die EU-Taxonomie, infolge deren es Rüstungsfirmen schwerer fällt, Zwischenfinanzierungen zu realisieren, mag ein zusätzlicher Treiber für eine <einvernehmliche> Scheidung zwischen Essen und Kiel sein.
In der Pressemitteilung zur Personalentscheidung vom 18. März 2022 teilt die thyssenkrupp AG mit, dass der bisherige Personalvorstand des Konzerns seine neue Aufgabe aus seiner Funktion als Vorstand der thyssenkrupp AG heraus ausüben wird. Die Essener versprechen sich damit einen Bedeutungsgewinn von Marine Systems innerhalb der thyssenkrupp Gruppe. Die Kieler Werft ist künftig unmittelbar im Vorstand der thyssenkrupp AG repräsentiert. Oliver Burkhard sieht das so: „Die Gespräche zur Weiterentwicklung des Unternehmens können nun strategisch aus einer Hand geführt werden.“ Die gesamtheitliche Betrachtung mag ihm aus seinen ersten Berufsjahren als Verwaltungsfachangestellter in der Abteilung Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen des Statistischen Bundesamt naheliegen.
Koinzidenz?
So kommt es an der Mündung der Schwentine innerhalb eines halben Jahres zu einem weiteren Stühlewechsel. Zum ersten Dezember hatte bei German Naval Yards Kiel (GNYK) der bisherige CEO, Jörg Herwig, das Ruder an Rino Brugge übergeben. Der aus einer Schiffbaufamilie stammende Niederländer war zuvor lange Jahre für die Damen-Gruppe tätig.
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