Ready Reserve Force Roll-on/Roll-off MV Cape Texas (T-AKR 112). Foto: U.S. Navy

Ready Reserve Force Roll-on/Roll-off MV Cape Texas (T-AKR 112). Foto: U.S. Navy

Bremerhaven: T-AKR 112 "Cape Texas" ist die alte "Reichenfels"

Mit grauem Farbanstrich und seit Jahren zur Ready Reserve Force (RRF) der Maritime Administration (MARAD) des amerikanischen Verkehrsministeriums zählend ist sie bescheiden und unauffällig aufgetreten, die "Cape Texas", oder militärisch: T-AKR 112. Im Kaiserhafen III an der Weser hatte sie fest gemacht, unweit des aus Zeiten des Kalten Krieges noch gut bekannten Terminals der US-Streitkräfte im Norden von Bremerhaven. Aus Charleston (South Carolina) kommend, hatte sie eine Anzahl militärischer Fahrzeuge nach Europa geliefert, deren letztendlicher Zielort zwar nicht genannt wurde, aber in der aktuellen Lage nicht schwer zu erraten sein dürfte.

Ready Reserve Force Roll-on/Roll-off MV Cape Texas (T-AKR 112). Foto: U.S. Navy

Das klassisch geschnittene, elegant und gediegen daher kommende Schiff hat eine interessante Geschichte zu erzählen: Vor 45 Jahren, noch zur Reederei DDG-Hansa (Deutsche-Dampfschifffahrts-Gesellschaft) in Bremen gehörend, war sie unter dem Namen "Reichenfels" bekannt. Das 193 Meter lange Schiff war 1977 bei den Howaldswerken Deutsche Werft in Kiel speziell für den Einsatz zwischen Europa und dem Persischen Golf entwickelt und samt ihrem Schwesterschiff MV "Rheinfels" auch von HDW gebaut worden. Parallel dazu wurde in Japan in Sasebo die MV "Rauenfels" nach gleichen Rissen und Plänen gebaut. Besonderes Merkmal dieser Schiffe war eine zu den 8.000 Quadratmetern Ladefläche führende, 35 Meter lange, klappbare und um seitwärts gute 30 Grad schwenkbare Heckrampe, die eine maximale Belastung von 160 Tonnen im Roll-on/Roll-off-Betrieb aushielt. Zusätzlich konnten an Oberdeck noch über 300 weitere 20-Fuß-Container-Äquivalente gestaut werden - also eigentlich ein Con-Ro-Schiff.

Die "Reichenfels" lief allerdings nur kurze drei Jahre für die Bremer Reederei, die als eine der weltweit bedeutenden Frachtunternehmen jedoch 1980 Konkurs anmelden und ihre Flotte auflegen oder verkaufen musste. Die "Reichenfels" verblieb in Baltimore/USA, konnte aber auch schon wenige Monate später in den USA weiter verkauft werden. Als MV "Lyra" pendelte sie für die amerikanische Lykes-Line bis 1993 zwischen USA und Europa und wurde anschließend als logistisches Transportschiff für Militärgüter an das US-Department of Transportation verkauft. Das DoT kaufte übrigens auch beide Schwesterschiffe auf, die heute noch als Cape-T-Klasse ihren Dienst versehen. Zur RRF gehörend, liegen sie im Reservestatus auf - in größeren Gebinden mit vielen anderen ehemals kommerziell gefahrenen Schiffen entlang der US amerikanischen Küste, vor allem in Norfolk (Virginia) und Houston (Texas). Sie warten unbeladen auf ihren Einsatz und müssen innerhalb von 5, 10 oder 20 Tagen für das Military Sealift Command (MSC) der US-Navy abrufbar, beladen und seeklar sein. Deshalb sind sie auch dauerhaft mit einem Dutzend Personen besetzt. Sie ergänzen als kurzfristig reaktives Element das Maritime Prepositioning Programm, in dessen Rahmen Schiffe an strategischen Punkten der Welt vorpositioniert sind, die mit militärischer Ausrüstung beladen sind.

MV Cape Texas (T-AKR 112) in Ash Shuaiba, Kuwait, 2005. Foto: U.S. Navy/R.Brunson

So auch dieses Mal, als die "Cape Texas" mit militärischer Fracht in ihre alte Heimat geordert wurde. Das wird dem Schiff mit den klassischen Linien wohl gut getan haben, denn wer einmal zur See gefahren ist, der weiß, dass auch Schiffe eine Seele haben.

Hier der Vollständigkeit halber:

T-AKR 112, "Cape Texas" ehemals MV Reichenfels (1977, HDW, Kiel)

T-AKR 113 "Cape Taylor", ehemals MV Rauenfels (1977, Sasebo Heavy Industries, Japan)

T-AKR 9711, "Cape Trinity", ehemals MV Rheinfels (1977, HDW, Kiel)

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