Marineflieger: Wird aus Orion Poseidon?

Marineflieger: Wird aus Orion Poseidon?

In die Nachfolgeplanungen des Seefernaufklärers P-3C Orion scheint Bewegung zu kommen. Die Defense Security Cooperation Agency (DSCA), so etwas wie die VEBEG (das Verwertungsunternehmen des Bundes) der US Streitkräfte, gab am 12. März 2021 mit einer Pressemitteilung bekannt, dass das Außenministerium eine Entscheidung über die Genehmigung eines möglichen Auslandsverkaufs von P-8A Poseidon-Flugzeugen an die deutsche Regierung getroffen hat. Die Verkaufssumme der fünf P-8A Poseidon wird mit 1,77 Milliarden US Dollar (1,5 Milliarden Euro) angegeben. Der Handel soll als Foreign Military Sale erfolgen. Ebenfalls am 12. März wurde der US Kongress von der Defense Security Cooperation Agency über den möglichen Verkauf informiert. Bei der P-8A Poseidon handelt es sich um ein modernes maritimes Patrouillenflugzeug, das auf dem bewährten Design der Boeing 737-800 basiert. Sie wird bei der US Navy sowie in Norwegen und im Vereinigten Königreich eingesetzt. Darüber hinaus gehören Australien, Indien, Neuseeland und Südkorea zum Kundenkreis der P-8 Poseidon.

Die Nachricht aus Washington könnte der Bundesregierung in ihrer Absicht, weiter unterbrechungsfrei mit der Außerdienststellung der P-3C Orion – voraussichtlich bis zum Jahr 2025 – ein neues Waffensystem bereitzustellen, weiterhelfen. Bis das deutsch-französische Gemeinschaftsprojekt im Bereich der Seefernaufklärung/U-Bootjagd MAWS (Maritime Airborne Warfare System), das ab 2032 zulaufen soll, in der Truppe ankommen wird (die Erfahrungen mit NH 90 angelegt, wohl ab 2035).

Mit dem Wegfall der P3-C Orion entstünde eine Fähigkeitslücke

P-3C Orion

Foto: Marinefliegerkommando

Der Schritt, zum Abbruch der Modernisierung der P3-C Orion wurde notwendig, da die Kosten aus dem Ruder gelaufen sind, wie der Bundesrechnungshof 2019 rügte. Folgerichtig kam es im Juni 2020 zur Entscheidung, die 2004 als Schnäppchen erworbenen Maschinen schon 2025 und nicht erst 2035 außer Dienst zu stellen (nachzulesen im 12. Rüstungsbericht des Verteidigungsministeriums vom Dezember 2020). Gleichzeitig wurde die Suche nach einer Übergangslösung eingeleitet. Denn auf die Seefernaufklärung und die Fähigkeit zur weitreichenden U-Bootjagd aus der Luft soll nicht verzichtet werden. Maritime Aufklärung und Überwachung sind zudem Planungsprioritäten der Allianz, ergänzt um die im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung stattfindende Intensivierung der Fähigkeit zur U-Bootjagd. Angesichts der Bedrohungsperzeption, in der Russland aufgrund seiner politischen Positionierung und seiner militärischen Fähigkeiten eine maßgebliche Rolle spielt, erschiene die Aufgabe der Fähigkeiten nicht plausibel.

Das Festhalten an der Fähigkeit der Seefernaufklärung hat zwei Gründe. Zum einen die Bedrohungsanalyse. Zum anderen erweitern die MPA mit ihren Möglichkeiten zur weiträumigen Aufklärung den Baukasten maritimer Seekriegsmittel. Angesichts der kleiner gewordenen Flotte ermöglicht der Rückgriff auf den Seefernaufklärer die deutsche Teilnahme an internationalen Operationen zur See wie ihre Beiträge bei der EUNAVORMED Operation Irini, bei Atalanta unter Beweis stellen. Wobei Deutschland trotz seines Gewichtes und der Bedeutung der Seewege für die Abwicklung seines Handels bei manchem internationalen Engagement fehlt: EMASOH, die europäische Initiative für maritime Sicherheit um die Straße von Hormus sowie die Initiative zur Eindämmung der Piraterie im Golf von Guinea, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Fotos: MFlKdo / U.S. Navy photo by Austin Ingram, Juan Sua

Text: Hans-Uwe Mergener

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