Wiedereinstellung darf auch Spaß machen

Wiedereinstellung darf auch Spaß machen

Neustart in Neustadt

Das Zentrum Wiedereinstellung Marine (ZWE Mar) am Standort Neustadt in Holstein ist eine Teileinheit der Marineunteroffizierschule. Es hat den Auftrag, die Eingliederung wiedereingestellter ehemaliger Soldatinnen und Soldaten – auch anderer Teilstreitkräfte – in die Marine sicherzustellen.

Durch veränderte Rahmenbedingungen wie den Wegfall der Altersbeschränkungen zum Wiedereinstieg in die Bundeswehr ist in den letzten Jahren ein spürbarer Zulauf von ehemaligen Soldatinnen und Soldaten in die Streitkräfte zu verzeichnen. In diesem Zusammenhang wurden im Rahmen eines Projekts zur Flexibilisierung und Erhöhung der Grundausbildungskapazitäten die Organisationsbereiche im Jahre 2016 aufgefordert, „bei wiedereingestellten Mannschaften grundsätzlich auf die vollumfängliche Wiederholung der Grundausbildung (GA) zu verzichten und fehlende Ausbildungsinhalte in eigener Zuständigkeit nachzuschulen“.

Für die Teilstreitkraft Marine wurden durch die Abteilung Personal, Ausbildung und Organisation des Marinekommandos Handlungsoptionen untersucht. Daraus resultierte die Einrichtung des ZWE Mar am Standort Neustadt zum 1. November 2017.

Körperliche Leistungsfähigkeit ist unerläßlich

Körperliche Leistungsfähigkeit ist unerläßlich

Die Idee eines „Zentrums für Wiedereinstellung Marine“, so der offiziell durch den Inspekteur der Marine festgelegte Arbeitstitel – entstand, wie viele andere kreative Denkanstöße zum Wohle der Marine, am Rande der Historisch-Taktischen Tagung der Marine, im „Sidetalk“. Ziel des ZWE Marine ist

1.     die Einrichtung eines attraktiven und flexiblen Angebots zur Wiedereinstellung aller Dienstgrade in die Marine,

2.     eine möglichst schnelle Reintegration und Verwendung des Personals in der Marine. Dadurch sollte dem Wunsch der Wiedereinsteiger nach einer kurzen Ausbildung mit ausdrücklichem Verzicht auf die Wiederholung der Grundausbildung, einer schnellen Verbesserung der personellen Einsatzbereitschaft sowie einer Entlastung der Ausbildungskapazitäten Rechnung getragen werden.

3.     ein geringer administrativer Aufwand.

In der Konzeptions- und Vorbereitungsphase waren umfangreiche Untersuchungen zur Stationierung sowie Bedarfsabschätzungen der nötigen Ausbildungskapazität und konzeptionelle Arbeiten für die Ausbildungsdurchführung vorzunehmen. Insbesondere in der Frage der Stationierung und Infrastruktur konnten die angestrebten Ressourcen nur unter großen Anstrengungen und mit Hilfe der Bauverwaltung bereitgestellt werden.
Von vielen Seiten wurde Skepsis geäußert. Welch eine verrückte Idee: ein Zentrum für wiedereingestellte Soldaten – was hat sich das Marinekommando denn da ausgedacht? Wo bleibt der gesunde Menschenverstand? Nun ja, wir sprechen gerne nur denen gesunden Menschenverstand zu, die auch unserer Meinung sind …

Auf eine Wiederholung der Grundausbildung wird verzichtet

Auf eine Wiederholung der Grundausbildung wird verzichtet

Zum 2. April 2018 haben die ersten 25 Trainingsteilnehmer ihren Dienst in der Außenstelle der MUS in Neustadt angetreten. Neben der allgemeinen Grunduntersuchung und Einkleidung steht ein breites Ausbildungsprogramm auf dem Dienstplan: in den Bereichen Innere Führung und Recht, Dienst an Bord, körperliche Leistungsfähigkeit sowie Einsatzhelfer im Sanitätsdienst und – der Leser mag sich verwundert die Augen reiben – auf ausdrücklichen Wunsch der Trainingsteilnehmer auch Formaldienst. Seit Beginn der Ausbildung haben mit Stand Dezember 2020 insgesamt 512 Soldatinnen und Soldaten im Dienstgrad Gefreiter bis Fregattenkapitän die Ausbildung durchlaufen.

Heute besitzt die Marine eine kleine, aber sehr effiziente „Inspektion“, die Sorge trägt, zu jedem Monatsanfang ehemalige Soldaten aller Organisationsbereiche, der Dienstgrad spielt hierbei keine Rolle, aufzunehmen und für ihre künftigen Dienstposten in der Marine zu qualifizieren. Grundsätzlich notwendige allgemeinmilitärische Voraussetzungen werden in einem vierwöchigen Training unter bewusster Einbeziehung der persönlichen Fähigkeiten und Kenntnisse aller Trainingsteilnehmer –  do it yourself im Rahmen einer kompetenzorientierten Ausbildung wiederbelebt und somit die Grundlagen für eine Versetzung in die künftige Stammeinheit geschaffen. Die tägliche Arbeit macht Freude und ist gemäß der Resonanz der Trainingsteilnehmer und der Marine äußerst erfolgreich.

Der Wert dieser Einrichtung ist nicht zu unterschätzen! Der Anteil an Wiedereinstellern wächst in den Streitkräften seit Jahren. Ihre Aufgabe ist es, ihre zivilen und militärischen Kenntnisse und Fähigkeiten nach kürzester Zeit auf dem Zieldienstposten einzubringen. Diese Zieldienstposten finden sich vor allem in operativen Verbänden und Kommandos, die über keine eigene Einstellungsorganisation verfügen. Das ZWE nimmt diesen Einheiten die ungeliebte Aufgabe der Einstellungsadministration ab und leistet so einen wesentlichen Beitrag zur personellen Einsatzbereitschaft der Verbände und Kommandos.

Stabskapitänleutnant a.D. Marten Sommerfeld war der erste Einheitsführer des ZWE Marine.

Fotos: Bundeswehr/MUS, Bundeswehr/Björn Wilke

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